Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney
kein Pfarrer verheiraten.«
»Doch.« Mette grinste. »Natürlich. Du müsstest nur schwindeln. Sagen, dass ihr heiraten müsst.«
»Müssen?« Lessing zog die Augenbrauen hoch, dann erst verstand er. »Das geht nicht, das können wir nicht tun. Emilias Ruf …«
»Vielleicht«, sagte Emilia nachdenklich, »würde unter solchen Umständen sogar mein Onkel zustimmen. Aber was dann? In ihrem Haushalt würde ich nicht mehr wohnen können. Das würde ich auch nicht wollen.«
»Kannst du nicht in Othmarschen bleiben? Das Haus gehört doch deinen Eltern und nicht deinem Onkel«, meinte Mette.
»Vielleicht«, sagte Emilia nachdenklich, dann schüttelte sie den Kopf. »Aber bei allem Überlegen – Carl, ich ertrage es nicht, jetzt wieder so lange von dir getrennt zu sein. Ich möchte mit dir zusammen sein.«
»Ach, mein Liebes, dann muss ich mir eine andere Existenz suchen.« Er sah sie traurig an.
»Segeln ist dein Leben«, sagte Emilia leise und nahm seine Hand. »Das will und kann ich dir nicht nehmen. Jetzt, wo du dein eigenes Schiff hast, erst recht nicht.«
»Dann fahr doch mit ihm.«
»Was?« Emilia sah Mette verwirrt an.
»Ja, warum denn nicht? Es gibt etliche Kapitäne, die ihre Frauen mit an Bord nehmen. Meist natürlich, bevor sie Kinder haben, und dann später, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Frag meinen Vater, er kennt eine Reihe von Kapitänsfrauen, die schon auf großer Fahrt waren.«
Lessing nickte. »Ja, das gibt es. Hier wird nicht oft darüber gesprochen, doch in den Häfen, wenn man sich an Land trifft, ist die ein oder andere Kapitänsfrau dabei.« Dann biss er sich auf die Lippe. »Das Leben an Bord ist hart und manchmal gefährlich, das möchte ich dir nicht zumuten, Emma.«
Emilia strahlte. »Das wäre doch wundervoll, Carl. Überleg doch nur – wir wären Tag und Nacht zusammen, könnten miteinander leben.«
»Aber was, wenn …« Er errötete. »Ich meine, wenn unsere Ehe Folgen hat?«
»Das könnt ihr dann immer noch sehen. Einem Säugling wird es egal sein, wo er schläft, wenn er nur versorgt wird«, sagte Mette nüchtern. »Und wer weiß, ob ihr so schnell gesegnet werdet. Meine Schwester hat vor drei Jahren geheiratet und wünscht sich immer noch sehnsüchtig ein Kind.«
Lessing seufzte. »Ich werde darüber nachdenken, meine Liebste.Wohl ist mir bei dem Gedanken nicht, auch wenn ich es nicht erwarten kann, mit dir zusammenzuleben.«
Mette zwinkerte ihrer Freundin zu, nahm die Kinder und verließ die Küche.
Es waren innige Momente.
Sie küssten sich, konnten kaum voneinander lassen. Emilia fühlte seine warme Haut, seinen Atem auf ihrem Gesicht. Er hatte den Bart gestutzt und die Haare schneiden lassen, roch nach Seife, Leder und Salz. Das Salz des Meeres schien sich in jeder seiner Fasern festgesetzt zu haben, er schmeckte sogar danach. Schließlich ließ Lessing sie los.
»Du musst gehen. Wir sollten uns in zwei oder drei Tagen wieder hier treffen. Lass uns wirklich und ernsthaft darüber nachdenken, wie wir es angehen wollen. Ob du bereit dazu bist, dich von deiner Familie und allen Sicherheiten loszusagen und mit mir zur See zu fahren. Und ich werde darüber nachdenken, wie wir die Kajüte einrichten können. Vergiss nicht, du wärest die einzige Frau an Bord. Eine Magd können wir nicht mitnehmen, das würde die Mannschaft schier verrückt machen.«
»Das weiß ich. Und ich weiß auch jetzt schon meine Antwort auf deine Fragen. Ja – ich will. Nichts kann so schlimm sein, wie wieder von dir getrennt zu werden.« Sie holte tief Luft. »Aber ich werde mich noch einmal gewissenhaft prüfen.«
Er holte das Pferd aus dem Stall, küsste sie noch einmal und ritt in Richtung Stadt. Emilia schaute ihm hinterher, sie war ganz aufgewühlt.
Mette trat zu ihr in den Hof. »Er liebt dich.«
»Ja.«
»Und du ihn.« Mette lachte leise. »Er mag ein guter Seemann sein, aber was die praktischen Dinge des Lebens angeht, muss er noch lernen.«
Emilia zuckte mit den Schultern. »Er ist ein Mann. Ist deiner da besser?«
»Nein«, kicherte Mette, »aber er hat ja auch mich.« Dann wurdesie wieder ernst. »Du solltest nach Hause gehen. Wenn er wiederkommt, gebe ich dir Bescheid.«
»Darf ich dich auch so besuchen kommen? Ich hätte da einige Fragen.« Emilia lächelte verlegen.
»Du warst hier immer willkommen und wirst es auch immer sein.« Mette nahm die Freundin in den Arm und drückte sie. »Schick Katja zurück, es gibt auch hier einiges zu tun.«
Beschwingt machte sich
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