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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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Säuglingsutensilien, die man so benötigte, aufzulisten, als sie hörte, wie Uwe heimkam.
    „Warte mal“, unterbrach sie ihren Redefluss, „Uwe kommt gerade rein. Ich reiche dich weiter.“ Voller Erleichterung rief sie laut in seine Richtung, ohne den Hörer abzudecken: „Hallo Schatz! Hast du wieder lange arbeiten müssen, du Ärmster. Isabella ist dran. Sie will wissen, ob du eine Ahnung hast, wo Dieter steckt.“
    Worauf ihr Uwe einen Blick zuwarf, als wäre sie nicht ganz zurechnungsfähig.
    Jetzt deckte sie den Hörer ab. „Sie haben sich getrennt“, flüsterte sie und verzichtete dabei auf Schatz und Ärmster. „Er ist bereits aus der Wohnung ausgezogen. Sie will dich sprechen.“
    Uwe griff nach dem Telefonhörer. „Hallo Isabella. Wie geht es dir?“ Höflich, wie immer.
    „Danke. Nicht besonders gut, wie du dir vorstellen kannst.“ Was er sicher nicht konnte. „Hast du von Dieter gehört?“
    „Äh, nein“, nuschelte er. „Zumindest nicht in jüngster Zeit.“
    „Wann war denn das letzte Mal?“
    „So vor ein paar Tagen. Ich weiß nicht mehr ganz genau wann.“
    Es klang vage, und sie wusste sofort, dass er ihr nicht die Wahrheit sagte. Denn Uwe war ein Pedant, überakkurat und niemals ungenau. Was ging hier also vor? „Was hat er gesagt, als du ihn das letzte Mal gesprochen hast? Hat er erwähnt, dass wir uns trennen?“
    „Ja!“ Diesmal klang seine Antwort bestimmt. „Er hat angedeutet, dass ihr es in Erwägung zieht. Sagte, ihr würdet schon lange darüber diskutieren.“
    Isabella war erleichtert. Wenigstens hatte Dieter den Anstand besessen und nicht überall herumerzählt, dass er sie verlassen würde. „Hat er gesagt, wo er hingehen will? Weiß du, wo ich ihn erreichen kann?“
    Uwe zögerte.
    „Uwe, bitte! Ich muss ein paar Dinge mit ihm klären. Es geht schon in Ordnung, ich mache keinen Ärger. Ich wollte die Trennung genauso wie er, aber du kennst doch Dieter. Schusselig, wie immer. Man muss alles für ihn regeln.“
    Uwe war weiterhin vorsichtig. „Was denn?“
    „Ich habe hier Rechnungen für Fotoshootings, die er gemacht hat und weiß nicht, an wen sie geschickt werden müssen“, sagte sie, ohne lange nachzudenken.
    „Er hat mir versichert, alles sei abgewickelt.“
    „Irgendetwas vergisst er immer.“ Sie war nun hochgradig alarmiert. „Uwe, was soll das? Wo liegt das Problem? Warum kannst du mir nicht sagen, wo er ist?“
    „Weil ich es nicht weiß!“
    „Und warum hat er dir dann erzählt, dass alles abgewickelt wäre?“
    „Ach, mein Gott“, stöhnte Uwe, „weil er heute abgeflogen ist. Er hat mir gesagt, er würde heute Abend Australien verlassen und alles sei geregelt. Ich habe ihm versprochen, niemandem davon zu erzählen, bis er weg ist.“ Er sah auf die Uhr, es war nach neun. „Ich nehme an, ich wurde eben von diesem Versprechen entbunden.“
    Isabella wurde ganz ruhig. „Wo ist er hin?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Uwe!“
    Er stöhnte wieder, diesmal lauter und ärgerlich. „Wirklich nicht. Ich schwöre dir, er hat es mir nicht gesagt.“
    „Und du hast ihn nicht gefragt?“
    „Doch, natürlich. Aber Dieter fand, es ginge niemanden etwas an. Er sagte nur, er würde auf keinen Fall nach Deutschland gehen. Dort wäre es ihm zu langweilig. Also habe ich ihn auch nicht mehr weiter gefragt, schließlich geht es mich wirklich nichts an.“
    Was für ein schwachsinniger Trottel dieser Mann doch war! Schlagartig kam eine unbändige Wut in Isabella hoch. Wut auf Dieter und auf Uwe. „Und mich geht es wohl auch nichts an? Was bildet ihr euch eigentlich ein? Ich bin zwei Jahre lang mit ihm verheiratet, und er kann einfach das Land verlassen und mir nicht Bescheid geben, wohin er geht? Und du glaubst wohl ...“
    „Isabella!“, unterbrach sie Uwe scharf. „Bitte, reiß dich zusammen. Das ist unfair. Ich habe nichts damit zu tun.“
    „Unfair?“, schrie sie. „Ich sage dir, was unfair ist! Mich aus dem Auto zu werfen, mitten im Busch, das ist unfair! Mich stundenlang in der Hitze marschieren zu lassen, das ist unfair! Mich alleinezulassen, ohne einen Ton zu sagen, nicht nur dort, in Lightning Ridge, sondern auch jetzt, hier in Sydney! Die ganzen lukrativen Aufträge hinzuschmeißen, für die ich Starthilfe geleistet habe, unser ganzes Geld mitzunehmen, das ist unfair! Schließlich ist es auch mein Geld, ich habe hart dafür gearbeitet, du hast ja keine Ahnung wie hart ...“
    „Bitte, Isabella! Das geht mich alles überhaupt nichts an.“ Mit

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