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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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sind. Du wirst dich besser fühlen, wenn du es zugibst. Und Eva weiß es doch eh schon, schließlich hat sie dir dabei geholfen, die Spuren zu beseitigen. Warum wollt ihr mir also einreden, dass ich es war? Ich werde euch nicht verraten. Ist es das? Habt ihr Angst, dass ich mich verplappere oder euch tatsächlich verpfeife? Das könnt ihr doch nicht wirklich gedacht haben? Ich bitte euch, das doch nicht!“ Sie verstummte und wirkte gekränkt und enttäuscht.
    „Was soll ich wissen?“, fragte Eva, die sich nach Isabellas Erklärung nur langsam wieder fasste. „Ich soll wissen, dass Jo Ann Kurt umgebracht hat? Mach dich nicht lächerlich, Isabella! Ich weiß, dass sie es nicht war ...“
    „Und woher willst du das bitte schön wissen?“
    „Weil er schon tot war, als sie ihn gefunden hat. Deshalb ...“
    „Warst du dabei?“
    „Nein, ich war bei dir, du warst doch in solch einer schlimmer Verfassung ...“ Eva stockte, als sie den schwachen Punkt in ihrer Argumentation erkannte. „Aber Jo Ann hat mir doch gesagt ...“ Sie versuchte sich genau zu erinnern. Nein, es gab keinen Beweis, den sie hätte vorbringen können. „Jo Ann, du hast doch nicht etwa ...? Jo Ann?“
    „Ich schwöre bei Gott, bei allem was mir heilig ist, bei meinem und bei eurem Leben, Kurt war tot, als ich zur Mine kam!“
    Beide Frauen sahen zu Isabella. „Und ich schwöre euch, bei allem was mir heilig ist, ich bin mir sicher, ihn lebend verlassen zu haben!“, sagte diese.
    „Aber, das ist doch nicht möglich“, flüsterte Eva. „Das kann doch nicht sein. Wie sollte er denn umgekommen sein, wenn nicht durch eine von euch?“
    Jo Ann war die erste, die das darauf folgende Schweigen brach. „Das ergibt keinen Sinn, Isabella. Als du von der Mine gekommen bist, hast du uns gestanden, mit dem Hammer auf Kurt eingeschlagen zu haben ...“
    „Habe ich auch gesagt, wohin ich ihn geschlagen habe?“
    Eva und Jo Ann sahen einander an, dann antwortete Eva: „Nein, du hast nur gesagt, dass du zugeschlagen hast.“
    „Ich bin mir absolut sicher, dass es nur seine Hand war. Ich habe ihn an der Hand erwischt, sie war rot von seinem Blut. Ich erinnere mich genau – das habe ich nie vergessen, auch wenn wir nie darüber gesprochen haben – es war seine linke Hand, sie war voller Blut, er konnte die Finger nicht mehr richtig um den Türgriff des Pick-ups legen. Er rüttelte daran, mit Fingern, die wie aufgeplatzte Würstchen aussahen!“
    „Das mag ja sein“, erwiderte Jo Ann. „Das ist aber kein Beweis dafür, dass du nicht noch einmal zugeschlagen hast.“
    „Wie denn? Wohin denn?“
    „Auf den Hinterkopf. Vielleicht hast du ja noch einmal ausgeholt, weil er den Türgriff nicht loslassen wollte. Und das war dann der tödliche Schlag.“
    „Überleg doch mal. Er war lebendig und hat an der Autotür gezerrt, als ich losfuhr. Wie soll ich ihn da am Hinterkopf erwischt haben? Ich wollte ihn auch gar nicht töten – ich bin lediglich vor ihm davongerannt. Verstehst du, davongerannt!“ Beinahe hätte sie gesagt, um mein Leben gerannt. Ein Bild tauchte vor ihr auf. Wie sie zum Auto gelaufen war, Kurt dicht hinter sich, schreiend und schnaufend vor Wut. War es so gewesen? War sie wirklich um ihr Leben gerannt? Das konnte und wollte sie immer noch nicht glauben. War ihr Leben tatsächlich in Gefahr gewesen? Plötzlich hatte sie eine Gänsehaut.
    „Das ist kein Beweis“, wiederholte Jo Ann.
    „Ich muss auch nichts beweisen“, schaltete Isabella nun auf stur. „Jo Ann, du behauptest, Kurt sei bereits tot gewesen, als du ihn gefunden hast, und kannst dies ebenfalls nicht beweisen!“
    Jo Ann nickte. „Also glauben wir uns gegenseitig nicht. Ich möchte nur eines von dir wissen: Wenn du ihn nicht getötet hast, warum hast du mich dann später nicht zur Rede gestellt?“
    Isabella antwortete sofort. „Das ist doch sonnenklar. Ich habe die Version von Kurts angeblichem Unfall und unser stillschweigendes Einverständnis akzeptiert, weil diese Version deine Tat decken würde, Jo Ann. Ich wusste auch am nächsten Tag, dass ich vor Kurt davongerannt bin – einem lebenden Kurt! –, aber es war nicht nötig, darauf einzugehen. Wie ich zugeben muss, fehlen mir einige Stunden. Aber ich wusste an diesem Morgen, genauso sicher wie heute, dass ich Kurt lebend verlassen habe. Und als du mir erklärt hast, dass er tot ist, dachte ich nur, dass bei dir eine Sicherung durchgebrannt ist. Da gab es nichts mehr zu besprechen.“
    „Das stimmt!“, warf Eva

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