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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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bereits auf Evas Veranda und überlegten, wie sie den Rest des Tages verbringen sollten. Eva hatte mit Steve telefoniert und ihm mitgeteilt, dass sie nun zwei Hausgäste haben würden.
    „Wie war euer Ausflug?“, hatte er gefragt, und sie hatte ihm wahrheitsgemäß geantwortet, dass er anstrengend und verwirrend gewesen sei und dass sie unbedingt seine Meinung dazu hören wolle. Als Außenstehender habe er vielleicht einen besseren Blick auf die Dinge.
    „Weißt du“, hatte sie begonnen ihm die Geschichte in Kurzform zu erzählen, „Kurt hatte gar keinen Unfall. Es war Isabella, die ihn getötet hat. Das habe ich bis jetzt zumindest immer geglaubt. Und Jo Ann war auch davon überzeugt, aber Isabella denkt, dass es Jo Ann war. Und jetzt werfen sie sich gegenseitig vor, Kurt umgebracht zu haben, verstehst du? Sie waren sich jeweils ihrer Sache so sicher gewesen, aber seit gestern Abend zweifeln sie beide an ihren eigenen Versionen. Und ich weiß auch nicht mehr so recht, was ich denken soll.“
    „Klingt aufregend wie ein Krimi“, hatte Steve gesagt und schien nicht sonderlich davon beeindruckt zu sein, dass eine von Evas Freundinnen eine Mörderin war. „Nach allem, was ich bis jetzt so über diesen Kurt gehört habe, muss er ein ziemliches Ekel gewesen sein. Also war es bestimmt seine Frau, die ihn um die Ecke gebracht hat.“
    Warum sollte es Jo Ann gewesen sein, hatte Eva gefragt. Da hatte er gelacht und gemeint, Hauptsache sei einzig und allein, dass seine eigene Frau es nicht gewesen sei. Er hatte Recht! Sie war schließlich nur am Rande beteiligt gewesen. „Wir sprechen über alles, wenn ich wieder zu Hause bin“, hatte er abschließend gesagt.
    „Wann ist das?“
    „Übermorgen! Montag müssen wir erst noch die Geräte abbauen und alles einpacken. Und Dienstag bin ich auf der Parade für die freiwilligen Helfer und das arbeitende Fußvolk. Für den Rest der Woche habe ich dann frei, also werden wir genug Zeit haben, das Rätsel um Kurt zu lösen, falls dies überhaupt möglich ist.“
    Eva hatte gestöhnt. „Aber Jo Ann will sich schon am Mittwoch stellen ...“
    „Hast du nicht eben gesagt, sie beschuldigt Isabella?“
    „Schon, aber ... ach, es ist alles so kompliziert. Sie fühlt sich trotzdem schuldig. Sie glaubt inzwischen, dass es nur deshalb zu der damaligen Situation gekommen ist, weil sie nicht dazu in der Lage war, Kurt in Schach zu halten. Er war wirklich ein Ekelpaket, du wirst es nicht für möglich halten, wie er sie behandelt hat, wie ein Stück Dreck. Ein richtiger Sadist! Und jetzt bildet sie sich ein, sie hätte verhindern können, was er mit Isabella getan hat. Ach, herrje, ich wollte doch gar nicht ins Detail gehen. Sollen wir zur Parade kommen? Werden wir dich in der Menge finden und wenigstens noch den Abend miteinander verbringen?“
    Steve hatte ihr daraufhin erklärte, wo sie sich Dienstagabend in der Innenstadt treffen könnten, um nach der Abschlussfeier noch in den Rocks essen zu gehen, und er hatte sich über ihre Idee, den Tag gemeinsam ausklingen zu lassen, offensichtlich gefreut. Danach hatte Eva aufgelegt und sich wohltuend erleichtert gefühlt. Sie bedauerte Isabella und Johanna. Die Ärmsten. Es war scheußlich keinen Partner zu haben, mit dem man sich verstand. Mit einem Partner an der Seite waren die Schwierigkeiten des Lebens doch viel leichter zu ertragen. Mit einem, dem man vertrauen und mit dem man über alles sprechen konnte. So einem wie Steve! Nicht so einen wie Uwe, der immer kalt und unbeteiligt gewesen war. Oder wie Kurt und Dieter! Wenn man solche Männer hatte, war es wohl wirklich besser, alleine zu sein.

Kapitel 49
     
     
    Sydney, heute
     
    Der Montag verlief ereignislos. Die Stimmung im Haus war der Ruhe vor dem Sturm jedoch nicht unähnlich, und so gingen sich die Frauen aus dem Weg und verbrachten den Tag mit möglichst unverfänglichen Beschäftigungen wie Einkaufen, Lesen, Wäschewaschen und Schlafen.
    Gleich nach dem Frühstück am nächsten Morgen rief John an, und da Jo Ann gerade am Telefon stand, und Eva sie bat abzuheben, hatte sie dem Gespräch mit ihm auch nicht ausweichen können.
    Warum sie so grußlos verschwunden sei, fragte er sie nach ein paar Begrüßungsworten und horchte eine Weile in die Stille hinein, mit der ihm Jo Ann unwissentlich das ganze Ausmaß ihres seelischen Kummers vermittelte. Macht nichts, beschwichtigte er gleich darauf, ich verstehe schon, ich hasse Abschiede ebenfalls. Dann wollte er wissen, wie es ihr

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