Die Auswanderinnen (German Edition)
Uwe mit gepresster Stimme.
„Es ist nicht nötig, der Polizei deine Beteiligung am Diebstahl mitzuteilen. Wenn du schön brav bist.“ Eva beugte sich vor, lächelte ihm mütterlich nachsichtig zu und begann ihm ihren Plan zu erläutern. Solange sie alle miteinander die gleiche Geschichte erzählten, würde es auch keine Probleme geben. Dazu musste er jedoch aussagen, dass er gesehen hatte, wie Dieter in die Mine geklettert war, weil er den Opal stehlen wollte. Seine Aussage würde Isabellas Bericht untermauern. Aber es wäre wie gesagt nicht nötig zu erwähnen, dass er die Hälfte des Opalerlöses kassiert hätte. Und sollte Dieter jemals vernommen werden, würde ihm sowieso niemand mehr glauben. Er war ein Dieb und ein Mörder, der aus Australien geflohen war. Aber Uwe, dem unbescholtenen Geschäftsmann, dem australischen Staatsbürger, dem würde man glauben.
„Natürlich müssen wir sicher sein, dass du auch zahlst. Deshalb können wir dir leider nur einen Tag Zeit geben. Morgen Nachmittag muss die Überweisung auf Jo Anns Konto sein. Ist das der Fall, machen wir unsere Aussage wie gerade besprochen. Sollte die Summe dagegen nicht bis dahin eingegangen sein, werden wir leider die Wahrheit – und zwar die volle Wahrheit – sagen müssen!“
„Das ist unmöglich! Bis morgen ... das ist völlig unmöglich! Ich kann doch nicht in vierundzwanzig Stunden ...“
Die Frauen standen auf. „Bis morgen!“, sagte Eva.
„Du schaffst das schon“, meinte Jo Ann zuversichtlich.
„Bist doch ein cleveres Kerlchen“, fügte Isabella beim Hinausgehen hinzu. „Dir wird schon was einfallen.“
Jo Ann war bereits an der Tür, als sie sich noch einmal umdrehte, weil Uwe ihren Namen rief. „Ja?“
„Ich brauche deine Bankverbindung.“ Er sah sie nicht mehr an, sondern hielt ihr nur ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber hin. „Und deine Kontonummer.“ Und als sie wortlos die gewünschte Information aufgeschrieben hatte, fragte er deprimiert: „Welche Sicherheit gebt ihr mir, dass ich da rausgehalten werde?“
„Unser Wort, mein Lieber“, sagte Jo Ann. „Du hast unser Wort!“
Kapitel 55
Steve war bereits zu Hause und die Frauen begannen sofort, ihm in allen Einzelheiten von ihrem Erfolg zu berichten. Sie redeten kreuz und quer, fielen sich einander ins Wort und stellten wilde Vermutungen an.
„Wahrscheinlich wird er sich das Geld über seine Firma leihen, die geht dann pleite und er hat gar nichts mehr“, hoffte Eva.
„Er wird sein Haus als Sicherheit hinterlegen müssen, und wenn er dann Pech hat und das Geschäft schlecht läuft, ist er sein Haus los!“, überlegte Jo Ann, die aus eigener Erfahrung wusste, was Banken so alles an Sicherheiten forderten. Ihr Haus war früher bis unter die Dachrinne verpfändet gewesen und auch heute noch nicht ganz abbezahlt. Nicht mehr lange, dachte sie. „Mensch, Leute, ich werde meine Bankschulden tilgen können! Das muss gefeiert werden!“, rief sie fröhlich.
„Mit einer Million auf dem Konto wirst du noch viel mehr machen können als das“, meinte Steve, der so langsam das Ausmaß der erfreulichen Nachricht begriff. „Du kannst zum Beispiel Lightning Ridge für immer den Rücken kehren und nach Sydney ziehen!“
„Oder nach Deutschland! Möchtest du nicht mit mir zurückfahren?“, schlug Isabella vor.
Jo Ann klatschte in die Hände, sie konnte ihrer Freude nicht anders Ausdruck verleihen. „Ja, ich komme euch alle besuchen, irgendwann! Aber ich werde Lightning Ridge nicht verlassen. Das ist mein Zuhause. Ich habe großartige Pläne!“
„Was denn? Was hast du vor?“, wurde sie bedrängt.
„Mir ist da etwas eingefallen, in Uwes Büro. Als du mit ihm verhandelt hast, Eva, das hast du übrigens hervorragend gemacht ...“
„Ja, du kannst stolz auf sie sein, Steve“, bestätigte auch Isabella. „Sie war beherrscht, sachlich und knallhart.“
„So bin ich nun mal“, lächelte Eva bescheiden. „Ganz Geschäftsfrau!“
Isabella lachte los, aber Jo Ann sah Eva nachdenklich an und sagte: „Du solltest vielleicht endlich eine werden. Deine Fähigkeiten sind schon viel zu lange nicht zum Einsatz gekommen. Ich glaube, du würdest eine tolle Chefin abgeben. Du solltest eine eigene kleine Firma aufmachen.“
Eva hob die Hand und rieb demonstrativ Daumen und Zeigefinger aneinander. Damit war das Thema für sie erledigt.
„Nun sag schon, welch großartige Idee ist dir eingefallen?“
„Also, mir fiel ein, dass ich nach Kurts Tod nie
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