Die Auswanderinnen (German Edition)
Kurts Anteil zu geben, ist euch wohl nie gekommen?“, fragte Eva.
Worauf Uwe schwieg und Isabella, die sehen konnte, dass Eva kurz davor war, erneut die Beherrschung zu verlieren, schnell sagte: „Zurück zum Thema. Was, würdest du sagen, wäre der Stein heute wert? Nach über fünfundzwanzig Jahren? Eine halbe Million?“
„Wohl eher eine Million“, meinte Jo Ann, als Uwe nicht gleich antwortete. „Ziemlich sicher über eine Million.“
„Das halte ich für übertrieben“, widersprach Uwe ziemlich heftig.
„Deine Meinung interessiert uns nicht“, erklärte Eva, die sich wieder unter Kontrolle hatte. „Ich weiß noch gut, wie knapp wir immer bei Kasse waren, auch nach Nadjas Geburt. Jahrelang habe ich mir nicht einmal ein neues Kleid kaufen können, Spielzeug für die Kleine war Luxus, sogar beim Einkauf von Lebensmitteln musste ich höllisch nachrechnen und sparen. Während du so viel Geld gehortet hast! Schon zehntausend Dollar wären damals für mich eine ungeheure Summe gewesen, geschweige denn über hunderttausend. Das wäre unvorstellbar viel gewesen, so viel wie eine Million heute!“ Sie stellte sich die Nullen hinter dem Komma vor, und was der Besitz von so viel Geld damals für sie bedeutet hätte. Ein sorgenfreies Leben, das Ende des ewigen Rechnens. Die Notwendigkeit, einen langweiligen, unsicheren Stundenjob annehmen zu müssen, nur um die schlimmsten Löcher zu stopfen, die sich jeden Monat neu auftaten. Nicht nur damals, auch heute noch, würde ein Bruchteil der Summe, die Uwe vor dreißig Jahren gestohlen und heimlich zur Seite gebracht hatte, Freiheit und Unabhängigkeit für Eva bedeuten. Sie wurde schon wieder wütend.
„Was verlangt ihr?“, fragte Uwe.
Eva schluckte hart. Dann lächelte sie ihn an. „Du wirst das Geld zurückzahlen, mit Zins und Zinseszins. Eine Million Dollar! Du wirst diese Million Jo Ann geben, denn sie gehört ihr!“
„Ihr seid wohl völlig durchgeknallt!“ Uwes Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und er verschränkte seine Arme abwehrend vor der Brust. „Ich kann eine solch hohe Summe unmöglich aufbringen.“
„Das kannst du sehr wohl. Wenn nötig, wirst du sie dir von deiner Bank leihen und nach und nach abstottern, so wie wir es mit unseren kleinen Darlehen heute noch tun müssen. Der Opal stammt aus Jo Anns Mine, er gehört ihr. Du hast jahrelang von seinem Verkauf profitiert, betrachte das Geld, das du damals bekommen hast, also als Darlehen, das sie dir zur Verfügung gestellt hat, und das jetzt fällig wird.“
Seine linke Augenbraue schnellte nach oben. „Seit wann kennst du dich so gut mit Bankgeschäften aus?“
„Wenn es darum geht, sich von einer Bank Geld leihen zu müssen, kenne ich mich leider sehr gut aus“, antwortete Eva, nicht ohne Traurigkeit.
„Tut mir leid, aber ich kann auf keinen Fall ...“
Jo Ann fiel ihm ins Wort. „Es wird dir leidtun, wenn du die Million nicht flüssig machst. Hier ist unser Angebot: Nur wenn das Geld auf mein Konto überwiesen worden ist – von deinem Privatkonto übrigens, denn es handelt sich hier um die Rückzahlung eines privaten Kredits, für die du selbstverständlich keine Steuererstattung geltend machen kannst – werden wir deine kriminelle Beteiligung aus unserer Aussage heraushalten.“
„Ihr wollt wirklich aussagen?“ Uwes Finger begannen nervös auf seinem Bein herumzutanzen.
„Wir müssen! Und wir wollen!“, warf Isabella ein. „Sonst wird Jo Ann fälschlicherweise verdächtigt werden, und das wäre unfair. Sie hat genug durchgemacht. Nein, jeder soll wissen, dass Dieter Kurt erschlagen hat, auch wenn er nie dafür zur Rechenschaft gezogen werden wird, denn es dürfte äußerst unwahrscheinlich sein, dass Amerika ihn ausliefert, falls er dort überhaupt noch lebt. Uns geht es vorrangig um Gerechtigkeit, wobei uns sehr wohl klar ist, dass Justitia verbundene Augen hat. Wir müssen daher selbst für Gerechtigkeit sorgen und das bedeutet, dass wir drei offiziell von jeder Schuld freigesprochen werden und Jo Ann eine finanzielle Entschädigung erhält.“
„Und dafür soll ich alleine gerade stehen? Was ist mit Dieter?“, fragte Uwe. Es klang kindisch und aufsässig.
„Versteh uns nicht falsch, ich habe nicht gesagt, dass Dieter ungestraft davonkommen soll. Aber das ist nicht dein Problem. Du wirst deine Schuld begleichen, indem du Jo Ann die Million zahlst, dafür wirst du in Zukunft unbehelligt bleiben.“
„Erklär mir, wie ihr das machen wollt“, forderte
Weitere Kostenlose Bücher