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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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glaubst du, habe ich mich nicht bei dir gemeldet? Es gab für mich keinen triftigen Grund, euch zu treffen. Aber jetzt hat sich die Lage leider dramatisch geändert. Es ist etwas sehr Ernstes, Unvorhergesehenes geschehen, und es ist dringend erforderlich, dass wir darüber sprechen.“ Sie überlegte kurz, ob es weise war, Eva bereits am Telefon darüber zu informieren. Vielleicht würden die beiden ja so erschrecken, dass sie nicht kommen würden? Nein, sie war sich sicher, der Grund für die gebotene Eile würde sie herkommandieren, wie zwei Soldaten, die in eine Schlacht ziehen. „Ich glaube, man hat Kurt gefunden!“
    Unwillkürlich entfuhr Eva ein kurzer Schrei.
    Isabella sprang und stürzte zu Eva. „Was ist denn passiert?“, fragte sie aufgeregt.
    Doch Eva hob nur abwehrend ihre linke Hand, während sie der Stimme am anderen Ende der Leitung schweigend lauschte und immer wieder nickte, bis sie schließlich sagte: „In Ordnung, ich verstehe. Ich werde es mit Isabella besprechen. Ich rufe dich morgen früh an. Ja, natürlich. Also, bis dann. Gute Nacht.“ Sie legte auf.
    „Was ist denn passiert?“, fragte Isabella nochmals.
    Evas Hand lag noch auf dem Telefon und Isabella konnte erkennen, dass sie leicht zitterte. Ohne aufzublicken und scheinbar emotionslos begann Eva wiederzugeben, was sie soeben erfahren hatte. „Johanna hat einen Anruf erhalten, von irgendeinem John, der im Ort die Kneipe führt und daher immer die neuesten Nachrichten kennt. Was sie von ihm gehört hat, hat sie zu Tode erschreckt. Er hat ihr erzählt, dass der Regen der vergangenen Wochen viele Minen im Umland unterspült hat. In Johannas Nachbarmine hat das Grundwasser alle Stollen überflutet und einer der Ausgangsschächte ist zusammengebrochen. Dadurch wurde ein Skelett, oder Teile davon, nach oben geschwemmt.“ Eva holte tief Luft. „Es war ein Schädel dabei.“
    Die Frauen schwiegen und jede hing für einen Moment ihren eigenen Gedanken nach.
    Schließlich wagte Isabella die Frage: „Wissen sie, wessen Schädel es ist?“
    „Nein. Die Nachbarmine war ewig lange still gelegt und hat erst seit kurzem wieder einen neuen Besitzer. Der hat nach dem langen Regen zum ersten Mal die Eingänge zu den Schächten überprüft und dabei den Fund gemacht. Bill Wiseman, der Polizist, der damals Kurts Verschwinden protokolliert hat, stell dir mal vor, ausgerechnet der, leitet jetzt die Polizeistation. Er hat mit John ein Bier getrunken, als er nach Lightning Ridge kam, um die Knochen abzuholen. Bill hat bislang kein Wort über den Schädel verloren, hat anscheinend also noch keine Rückschlüsse gezogen. Johanna sagt, man findet im Busch immer wieder mal ein Skelett, das sei nichts Ungewöhnliches. Meist kann es nicht identifiziert werden, und dann begraben sie es einfach auf dem Friedhof.“
    „Na also ...“
    „Aber diesmal ist es anders, sagt Johanna.“
    „Warum?“
    „Der Schädel hat ein Loch. Als wäre er eingeschlagen worden!“
    Isabella nickte. „Verdammt. Das klingt nicht gut.“
    „Johanna macht sich Sorgen.“
    „Worüber?“
    „Dass Bill zwei und zwei zusammenzählt!“
    Nun kam auch Isabella ins Überlegen. „Es könnte also wirklich Kurt sein?“
    Eva nickte.
    „Wir sollten morgen sofort losfahren“, meinte sie daraufhin.
    „Und die Spiele?“
    „Ach, verdammt noch mal, Eva. Was geht uns diese alberne Sportveranstaltung an. Verschenk die Karten an deine Freunde! Wir müssen jetzt zu Johanna, das ist doch viel wichtiger. Ich habe dir doch schon vor Wochen am Telefon gesagt, dass ich sie sehen muss. Du hättest den Termin schon längst machen sollen. Meine Güte, das ist so gottverdammt wichtig, und du hast nichts unternommen!“
    „Aber ich habe sie doch angerufen. Johanna wollte nicht ...“
    „Lass es gut sein“, winkte Isabella ab, immer noch ärgerlich.
    „Nein, das werde ich nicht!“ Evas Geduld war nun endgültig zu Ende. „Schrei mich gefälligst nicht so an und behandle mich nicht wie ein unmündiges Kind, dem man Aufträge erteilt, und das man rügt, wenn es nicht so läuft, wie man es geplant hat. Ich habe Johanna angerufen, aber sie wollte dich nicht sehen!“ Ihre Betonung lag dabei auf dem Wort „dich“. Isabella sollte endlich begreifen, dass sie nicht das Zentrum des Universums war. „Ich weiß nicht, warum es dir so wichtig ist, Johanna zu sehen, aber wenn es tatsächlich so wichtig ist, dann kümmere dich gefälligst selbst um deine Termine und fahr alleine zu ihr hin!“
    Isabella

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