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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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keifte, bis er fluchtartig das Zimmer verließ. Kaum war er verschwunden, drückte sie mit beiden Händen ihre Brüste höher, drehte ihren Oberkörper zur Seite und begutachtete ihre künstlich veränderte Silhouette. Nicht schlecht! Dennoch schob sie zusätzlich noch zwei Halbmonde aus Schaumstoff in die Schalen ihres im Kleid eingenähten Büstenhalters, die ihre Brüste nochmals anhoben. Da lagen sie nun, prall wie frisch gepflücktes Obst und genauso verführerisch! Der tiefe Ausschnitt des Kleides verdeckte gerade noch ihre Brustwarzen, und ihre gebräunte Haut glänzte dunkel und verlockend. Vorsichtig schob sie die dünnen Träger des Kleides über die Schultern und hob und senkte diese prüfend, wobei ihre Brustwarzen ein klein wenig aus dem Ausschnitt heraus- und dann wieder in ihn hineinrutschten. Die Korsage würde halten, sie musste nur aufpassen, wenn sie sich nach vorne beugte. Ohne lange nachzudenken nahm sie eine Schere zur Hand und schnitt die Träger kurzerhand ab. Sollte Dieter bei ihrem Anblick doch ruhig einen Anfall bekommen! Wann hatte ihr Mann das letzte Mal ihren Busen berührt? Sie konnte sich kaum erinnern, aber sie wusste noch genau, wann Hal ihn bewundert hatte! Das war erst heute Nachmittag gewesen und in wenigen Stunden würde er mit seiner Gattin hier in ihrer Wohnung auftauchen und heile Welt spielen. Isabella war nicht in ihn verliebt, dennoch ärgerte es sie, dass er keine Ausrede erfunden hatte, um alleine auf ihre Party kommen zu können, wie er es bei anderen Anlässen auch schon oft getan hatte. Natürlich war es auf Dauer nicht zu vermeiden, dass sie seine Frau einmal kennen lernte, aber warum musste das gerade heute und ausgerechnet auf ihrem Fest sein?
    Als die ersten Gäste klingelten, kam Isabella aus dem Schlafzimmer, setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und schwebte an Dieter vorbei, um sie zu begrüßen. Der hatte sich sehr schnell wieder unter Kontrolle und verbarg seine Überraschung über ihr trägerloses, schamloses Kleid rasch hinter einem Kompliment. „Sieht meine Frau nicht sensationell aus?“, fragte er und legte seinen Arm um ihre Taille.
    Isabella schüttelte ihn ab, bedankte sich mit einem zynischen „Nett, dass dir das auch mal auffällt“, und verschwand dann in die Küche. Dieter ging ihr nach und flüsterte ihr zu, dass sie sich wenigstens vor den anderen zivilisiert benehmen sollte, aber sie lachte nur schrill und bedachte ihn mit einem boshaften Blick. Sie war kampfbereit und benötigte nur noch einige Gläser kalten Chablis, um alle Reserven fallen zu lassen.
    Hal erschien erst um neun Uhr. Die Frau an seiner Seite war noch kleiner und zierlicher als Isabella und ähnelte einer späten Audrey Hepburn. Eine dreireihige Perlenkette schmückte ihren schlanken Hals und ihre Diamantohrringe glänzten mit den lupenreinen Steinen an ihren Fingern um die Wette. Sie war eine elegante Erscheinung, die überhaupt nicht zu Hal zu passen schien, und Isabella starrte sie verblüfft an. Das war nicht die Art Frau, die sie sich vorgestellt hatte. Ausgehend von Hals knappen Beschreibungen hatte sie eine biedere Hausfrau mittleren Alters erwartet, nett, etwas übergewichtig und ausgesprochen langweilig. Aber ganz bestimmt keine Frau, die den Mangel an Jugend mit strahlendem Charme wettmachte und wie ein Weihnachtsbaum mit Schmuck behangen war.
    Isabella war plötzlich eifersüchtig und voller Neid. Hal, dieser verdammte geizige Hund, hatte ihr noch kein einziges wertvolles Schmuckstück geschenkt. Und offensichtlich konnte er sich einiges leisten. Sie war verletzt und entsetzlich wütend. Auf Hal, und auf sich selbst. Wie verdammt naiv sie doch gewesen war! Was trug sie denn um ihren Hals? Weder ihr Mann noch ihr Geliebter hatten ihr bisher irgendwelche glitzernden Kostbarkeiten geschenkt! Dabei tat sie alles, um beide glücklich zu machen, oder etwa nicht? Sie schlief mit dem einen, um den anderen zufrieden zu stellen. Und was hatte sie davon, welchen Dank erhielt sie dafür?
    Isabella stand in der Küche und füllte den Sektkübel mit Eiswürfeln auf, während sie nebenbei schnell zwei Gläser Wein hinunterstürzte, um ihren Frust wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer, direkt auf Hal zu. Sie hängte sich so vertraut bei ihm ein, als wäre er ihr Ehemann, und drehte sich mit ihm in eine Position, in der seine Frau sie unweigerlich sehen musste. Zärtlich flüsterte sie Hal ins Ohr, dass sie Sehnsucht nach ihm habe,

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