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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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worauf Hal sie unauffällig abzuschütteln versuchte. Sofort ließ Isabella von ihm ab und ging auf eine andere Gruppe zu. Bis er sich in Sicherheit wiegte, dann pirschte sie sich von hinten wieder an ihn heran, legte beide Arme um ihn und küsste ihn aufs Ohr. Seine Frau stand ihm inzwischen gegenüber und zog überrascht und leicht gekränkt die Brauen hoch. Da wusste Isabella, dass die Ehefrau keine Ahnung hatte, wie unverschämt sie betrogen wurde. Isabella lachte ihr ins Gesicht und freute sich wie ein Kind über die verstörte Reaktion ihrer Nebenbuhlerin.
    „Hal, Baby“, sagte sie leise, aber nicht zu leise, „ich fand, heute warst du nicht so gut wie sonst. Viel zu hastig. Ich mag es lieber, wenn du lange brauchst und mich mit der Zunge zum Orgasmus bringst.“ Dabei fuhr sie sich mit der Zunge über die Oberlippe und stöhnte genüsslich, so wie eine Nutte es machen würde. Dann drehte sie sich um, ging in die Küche und füllte erneut ihr Glas.
    Hal und seine Frau waren verschwunden, als sie wieder ins Zimmer zurückkam. Gut! Bis zum nächsten Arbeitstag am kommenden Montag war es noch lange hin, und Isabella amüsierte sich köstlich. Eine Kollegin legte den Arm um sie und sagte laut: „Gratuliere! Zehn Punkte für Ehrlichkeit und Mut, null Punkte für deine weiteren Zukunftschancen in der Firma.“ Die Umstehenden lachten, manche bewundernd, manche gehässig.
    Dieter kam mit zwei Tellern fertig gegrillter Steaks aus dem Garten zurück und fragte, was denn so witzig sei. „Ach nichts“, meinte die gleiche Kollegin, „deine Frau hat nur gerade ihren Boss verärgert. Ich hoffe, du hast die heutige Zeitung gekauft, da stehen eine Menge Stellenangebote drin.“ Alle lachten wieder, und Isabella lachte schrill und laut mit ihnen. Dass Dieter von ihrem Auftritt nichts mitbekommen hatte, und dass ihre Kollegen dichthielten, war einfach göttlich. Obwohl es ihr auch nichts ausgemacht hätte, wenn er vorher direkt daneben gestanden hätte.
    Doch die fröhliche Stimmung hielt nicht lange an und schon bald wurde viel getuschelt und gekichert und Isabella so neugierig taxiert, als wäre sie ein seltenes Tier im Zoo. Ein gefährliches Tier, zu dem man am besten Abstand hielt. Ein Tier, das zum Abschuss freigegeben war! Nach und nach verabschiedeten sich die Gäste – viel zu früh und mit fadenscheinigen Ausreden. Isabella versuchte mit weiteren Drinks darüber hinwegzusehen, aber der immer leerer werdende Raum wirkte wie eine kalte Dusche auf sie. Es war noch nicht einmal Mitternacht, als sie mit Dieter wieder alleine war. Keiner hatte ihn darüber aufgeklärt, womit sie Hal verärgert hatte.
    Er versuchte, es aus ihr herauszupressen, aber sie verschanzte sich hinter ihrer Trunkenheit. Worauf er sie beschwor, sich am Montag zu entschuldigen, was auch immer sie gesagt habe.
    Da schrie sie ihn an: „Du hast überhaupt keine Ahnung was los war, aber ich soll mich entschuldigen! Du hast so eine Scheißangst, deine mickrigen kleinen Fotoaufträge zu verlieren, dass du wohl jedem in den Arsch kriechen würdest! Mach doch, los! Kriech ihm sonst wohin, vielleicht mag er es. Ich jedenfalls nicht! Ich werde ihm nicht den Hintern lecken. Ich bin doch nicht euer Affe, der für euch die Bananen vom Baum holt. Ihr glaubt wohl, ihr braucht nur mit dem Finger zu schnippen und schon springe ich und mache, was ihr wollt. Hal bildet sich ein, der Größte zu sein. Ist wahrscheinlich auch noch stolz darauf, dass er mit mir machen kann, was er will. Aber das ist jetzt vorbei! Ich sage dir, der kann mich mal. Und du bist der Gleiche. Denkst auch, dass ich dir stets zu Diensten stehen muss. Du kannst mich ebenfalls!“ Sie starrte ihn an und erwartete, dass er nun begriff, worum es ging. Dass er sie weiter bedrängen würde, und sie ihm endlich gestehen könnte, wie es um sie stand. Vielleicht würde sie dann endlich einen Schlussstrich ziehen können und dieses elende Chaos in ihrem Innern hätte ein Ende! Aber er sah ihr nicht einmal ins Gesicht. Wortlos drehte er sich um, verließ die Wohnung und kehrte erst am nächsten Morgen zurück.
     
    Vier Wochen später zogen Kurt und Johanna nach Lightning Ridge. Kurt hatte noch während der Osterfeiertage einen Claim abgesteckt, den er anschließend von der Regierung für eine Jahresgebühr von fünfzig Dollar gemietet hatte. Er war überzeugt davon, dass er mit dem Land, das er sich selbst ausgesucht hatte, sein Glück machen würde.
    Johanna hatte ihre zweimonatige Kündigungsfrist

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