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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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Schulferien herum. Nur ging hier das Schuljahr zeitversetzt Mitte Dezember zu Ende, wenn der Hochsommer begann und die Bevölkerung von Sydney nur noch Feiertage, Urlaub und Strand im Sinn hatte.
    „Ich weiß schon“, antwortete Eva. „Aber das macht nichts.“
    „Was ist denn mit dir los? Hast du etwa im Lotto gewonnen? Sonst warst du doch jedes Mal tief deprimiert und hattest sofort Existenzängste, wenn du arbeitslos geworden bist. Ihr braucht doch das zweite Gehalt, oder etwa nicht?“
    Eva schien gekränkt. „Wie kommst du darauf? Uwe verdient genug, wir kommen schon klar.“ Aber als Isabella nichts darauf antwortete, schwächte Eva ab. „Na ja, ich nehme an, dass es für dich manchmal danach aussehen musste. Uwe ist irrsinnig sparsam geworden. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie viel er verdient, aber es wird schon reichen. Für uns drei!“
    „Wie bitte?“ Isabella starrte sie an.
    „Du hast richtig gehört!“
    „Du bist schwanger?“
    Eva nickte noch einmal und Isabella schlang die Arme um sie, drückte sie an sich und gratulierte ihr. Um Himmels willen, dachte sie bei sich, die Ärmste. „Das muss gefeiert werden!“, sagte sie. „Ich freue mich so für euch.“
    „Uwe weiß es noch gar nicht!“ Eva hatte erst seit heute Mittag Gewissheit und war deshalb nach der Mittagspause direkt vom Arzt zurück zu ihrer Arbeitsstelle gefahren, um dort rechtzeitig, wie es sich gehörte, zu kündigen. Sie hatte eine Frist von drei Monaten für angemessen gehalten. Ihr Arbeitgeber hatte sie jedoch gebeten, ihren Arbeitsplatz sofort zu räumen. In Australien gab es keinen Kündigungsschutz für Schwangere und Eva war seitdem so bange zumute, dass sie Uwe noch gar nicht davon erzählt hatte. Er würde wütend auf sie sein. Seit Wochen rechnete er ihr schon vor, wie viel mehr sie einsparen konnten, seit sie wieder etwas dazuverdiente. Und was sie mit dem Geld machen würden. Ende nächsten Jahres sind wir so weit, hatte er ihr vorgerechnet, dann packen wir hier unsere Sachen zusammen und gehen nach Lightning Ridge. Er wollte sich dort doch tatsächlich einen Claim abstecken, genau wie Kurt. Spätestens morgen würde sie es ihm sagen müssen. „Uwe muss heute Überstunden machen, er kommt erst spät nach Hause.“
    „Na, dann dürfen wir wohl nicht mehr allzu lange feiern“, sagte Isabella erleichtert. Plötzlich übte ihre leere Wohnung eine ungeheuere Anziehungskraft auf sie aus. Es war so schwer, sich mit Eva zu amüsieren. „Du wirst sicher vor ihm zu Hause sein wollen.“
    Wie auf ein Stichwort servierte ihnen der Kellner in diesem Moment den bestellten Fisch mit Pommes, die auf Plastiktellern auf fett-durchtränkten Papierservietten lagen.
    „Vielleicht sag ich es ihm heute noch gar nicht“, flüsterte Eva. Sie streute großzügig Salz auf ihre Portion.
    Isabella trennte mit der Gabel einen Teil des knusprig panierten Barramundi ab, spießte ihn auf und begutachtete sein helles Fleisch. „Ich falle immer wieder auf die blöden Empfehlungen meiner Kollegen rein! Sieh dir diesen ungesunden, fetttriefenden Billigfraß an.“
    „Das hier ist eine Kneipe und kein Restaurant.“
    „Trotzdem!“ Isabella knabberte an ihrem aufgespießten Fisch, der gar nicht so übel schmeckte. „Warum willst du es Uwe denn nicht sagen? Denkst du, dass er sich nicht darüber freut?“
    „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau. Es ist so neu und alles wird sich ändern. Was soll aus uns werden? Ich meine ...“ Eva berichtigte sich sofort. „Nein, natürlich ist es toll und ich freue mich wahnsinnig darüber. Uwe bestimmt auch, wenn er sich erst einmal an den Gedanken gewöhnt hat. Er wird nur seine Pläne für unsere Zukunft ändern müssen.“
    „Es war also nicht geplant?“
    „Nicht so richtig“. Eva beschloss die Wahrheit zu sagen. Sie musste einfach mit jemandem darüber reden. „Weißt du, Uwe möchte unbedingt nach Lightning Ridge ziehen.“
    „Ach du lieber Himmel!“
    „Ja, er bildet sich ein, dort reich werden zu können, so wie Kurt und Johanna. Er will schon nächsten Winter von hier weg und ich kann es ihm nicht ausreden. Stell dir das einmal vor! Ich soll in diesem Kaff da oben wohnen, in so einem umgebauten Wohnwagen. Uwe erwartet, glaube ich, sogar von mir, dass ich in der Mine mitarbeite.“ Sie schüttelte den Kopf und begann ihre mittlerweile abgekühlten Pommes zu essen.
    Isabella schob ihren Teller zurück und rückte näher an Eva heran.
    „Er ist genauso verrückt wie Dieter!

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