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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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sonstigen Aufträgen an den Kühlschrank oder Badezimmerspiegel. Wies sie ihn dann darauf hin, dass sie nicht seine Angestellte war, sagte er nur: „Gut, dann hole ich mir die Sachen eben selbst aus der Reinigung, auch wenn ich dann nicht mehr rechtzeitig zum Shooting in Darling Harbour komme. Schade! Sie hätten tausend Dollar für den Job bezahlt.“
    Worauf sie meist friedfertig und leise in sich hineinlächelnd nachgab. Welch ein berechenbarer Egomane Dieter doch war. Immerhin wurden alle seine Honorare nach wie vor auf ihr gemeinsames Konto überwiesen, weil sich seine ach so feinfühlige Künstlerseele natürlich nicht auch noch um die Finanzen kümmern konnte. Und so bereitete es Isabella im wahrsten Sinne des Wortes diebische Freude, immer wieder kleinere Geldsummen seines Honorars abzuzweigen und auf ihr eigenes, geheimes Konto einzubezahlen.
    Manchmal, wenn Isabella wirklich nichts anderes vorhatte und es in der Wohnung nicht mehr aushielt, lud sie Eva zum Abendessen ein. So auch eines Abends, als Dieter wieder einmal auf eine seiner Künstlerpartys entschwunden war, auf die er sie nicht mitnehmen konnte, weil sie sich nicht in seine Kreise einfühlen konnte und seine lieben, hochbegabten Kollegen mit ihrer schroffen Art nur vor den Kopf stoßen würde.
    „Laß uns doch um sechs im Crows Nest treffen. Sie sollen dort prima ‚Fisch und Chips‘ servieren“, hatte sie Eva vorgeschlagen, die sich immer über eine Einladung freute. Sie schien wirklich knapp bei Kasse zu sein und war auch tatsächlich wieder einmal ohne Job, wie sie Isabella gleich in der ersten Minute ihres Treffens gestand.
    „Meine Güte“, sagte Isabella. „hast du aber auch ein Pech. Du hast dort doch erst im September angefangen.“
    „Gleich nachdem wir aus Lightning Ridge zurückgekommen sind. Sogar schon am nächsten Tag. Weißt du noch, wie ich mich gefreut habe? Ich hatte nie gedacht, dass sie mich in einer so großen, bedeutenden Firma überhaupt nehmen würden ...“
    „Ja, schade.“ Isabella winkte abwesend dem Kellner. Es war die übliche Geschichte. Eva war noch nie länger als einige Monate bei einer Firma angestellt gewesen.
    „Ich hatte noch keinen Job länger als fünf Monate ...“, murmelte Eva da auch schon, als hätte sie Isabellas Gedanken gelesen, ließ den Satz aber unvollendet, denn der Kellner brachte die Drinks, die sie zuvor bereits beim Barmann bestellt hatten. Sie hatten sich in einen von der Bar abgetrennten Raum gesetzt, obwohl Frauen seit Neuestem sogar im Schankraum bedient wurden. Bislang hatten aber nur wenige von diesem neuen Recht Gebrauch gemacht, denn das ehemals männliche Hoheitsgebiet wurde noch immer mit zotigen Sprüchen und derber Anmache verteidigt. Gedämpfter Lärm und der Rauch unzähliger frisch angezündeter Zigaretten drangen durch die angelehnte Tür.
    „Na, dann hast du diesmal ja deinen eigenen Rekord gebrochen“, nahm Isabella den Faden wieder auf und bezog sich damit auf die zwei Monate, die seit ihrer Reise zur Opalmine gerade einmal vergangen waren.
    „Diesmal gilt nicht! So darfst du nicht rechnen.“ Eva nippte an ihrer Limonade.
    Bisher hatte sie entweder noch jede Arbeitsstelle selbst gekündigt, weil sie die dortigen Arbeitsbedingungen unmöglich gefunden hatte, oder sie hatte die Stelle verloren, weil die Firma pleitegegangen war. Zumindest war ihr, laut eigener Aussage, bislang noch nie wegen Unfähigkeit gekündigt worden. Sie hatte jedes Mal einfach Pech gehabt, verflixtes, unerklärliches Pech.
    „Aber ich bitte dich, zwei Monate sind doch ein sensationelles Ergebnis! Warum sollten sie in deiner Liste kurzfristiger Beschäftigungstherapien, mit denen du ins Guinnessbuch der Rekorde eingehst, fehlen?“
    „Das stimmt nicht“, beharrte Eva. „Ich konnte bislang nie etwas dafür. Diesmal ist es anders.“
    „Wieso denn?“
    „Dieses Mal gibt es einen richtigen, einen echten Grund.“
    „Welchen denn?“
    Eva rieb sich mit gestreckten, gespreizten Fingern die Hände, eine Geste der Vorfreude, und lächelte breit. „Verrate ich noch nicht!“
    Isabella drängte nicht weiter, sie war auch nicht sonderlich an dem interessiert, was Eva zu erzählen hatte. Ihr Weißweinglas war schon halb leer und sie zündete sich eine Zigarette an. „Wie du meinst. Wirst du zurechtkommen? In sechs Wochen ist Weihnachten, du wirst also keinen Job finden, bis die Urlaubszeit Ende Januar wieder vorbei ist.“ Wie in Deutschland lag auch hier die Hauptreisezeit um die

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