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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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ohne sie sauber zu machen. Leider hatte sich die Spur im weiteren Erdinneren wieder genauso schnell verloren, wie sie aufgetaucht war. Trotzdem hatten sie alle drei Eimer voll, als Kurt seinen Pickel endlich weglegte und tief durchatmete. „Das war’s! Mehr ist nicht.“ Er nahm einen Eimer und ging voran. Stieg auf die Leiter, ohne sich umzusehen, denn er hatte Angst, dass ihm die Freunde die Aufregung und die Freude über den Fund anmerken würden. Endlich! Endlich! Die Ader war zwar nur ganz klein, enthielt aber garantiert opalisiertes Gestein. Er hatte seinen ersten Fund gemacht! Bald würde er seinen ersten Gewinn aus der Mine ziehen. Als er oben ankam, zog er den ersten Eimer nach oben. Dann folgten der zweite und der dritte, denn Uwe und Dieter hatten instinktiv verstanden, was zu tun war, bevor sie selbst nach oben kletterten. Zuerst Uwe, dann Dieter.
    Kurt saß bereits neben dem Einstiegsloch und begutachtete mit ruhigen Händen die Erde und die Gesteinsbrocken. Er hatte sich wieder unter Kontrolle.
    „Und?“, fragte Dieter atemlos. „Was sagst du? Haben wir etwas?“
    Kurt nickte. Er hob einen schmutzigen Stein hoch und drehte ihn im Licht. Sie sahen das Blau zwischen den stumpfen Erdfarben aufblitzen.
    „Mann, Klasse“, jubelte Dieter. „Ich habe ihn gefunden!“
    Kurt legte den Stein zurück und korrigierte ihn sofort: „Wir haben ihn gefunden. Wir, kapiert?“
    „Ja, ja, natürlich. Was glaubst du denn, wie viel das alles wert ist?“
    Kurt verbarg sein Unwissen, indem er noch ein paar andere Brocken inspizierte und so tat, als würde er überlegen. „Schwer zu sagen. Muss ich mit dem Schleifer besprechen. Ich sag euch was, wir machen die Brocken erst mal sauber, dann bring ich sie sofort zum Schleifen, und mit etwas Glück werden wir morgen wissen, was sie wert sind.“
    Dieter und Uwe sahen ihn abwartend an.
    Kurt grinste: „Und dann wird aufgeteilt!“
    Uwe klopfte ihm mit der Hand auf die Schulter und Dieter nickte. So war es abgemacht gewesen. Und Kurt war ein Mann, der zu seinem Wort stand.
     
    Auf ihrer Rückreise nach Sydney herrschte deutlich bessere Stimmung, als auf ihrer Hinfahrt. Sie hatten den Fund schätzen lassen und sich riesig über die hundert Dollar gefreut, die ihnen Kurt dafür bezahlen wollte. Hundert Dollar hatten sich Uwe und Dieter jeweils verdient, kein schlechter Schnitt für die paar Stunden, die sie im Dreck gebuddelt hatten. Sie waren immer noch hellauf begeistert und besprachen bereits, wann sie das nächste Mal nach Lightning Ridge kommen wollten. Natürlich hatten sie es abgelehnt, ausbezahlt zu werden und stattdessen lieber je einen geschliffenen Opal gleichen Werts als Erinnerung an ihren ersten Erfolg in der Mine mit nach Hause genommen.
    Eva und Isabella saßen auf dem Rücksitz und überlegten ihrerseits, welches Schmuckstück sie sich von den winzigen Steinen machen sollten, die Kurt ihnen ausgehändigt hatte.
    „Komisch, dass Johanna noch gar keinen Schmuck hat“, überlegte Isabella laut. „Ich habe sie gefragt. Anscheinend hat Kurt bislang alles verkauft, obwohl er doch schon jede Menge gefunden hat. Dieser Geizhals, ich wette, er kommt nicht einmal auf die Idee, ihr einen Opal zu Weihnachten oder zum Geburtstag zu schenken.“
    Eva nickte. „Johanna ist es aber auch nicht weiter wichtig. Sie hat mir erzählt, dass sie die Opale gar nicht besonders schön findet.“
    „Lass mich noch mal sehen“, forderte Isabella und streckte ihre Hand zwischen den Vordersitzen hindurch.
    „Ach, hör schon auf damit“, sagte Dieter.
    „Dann eben nicht!“ Isabella zog ihre Hand wieder zurück. Dieter war solch ein Miesepeter. Sie stupste Eva in die Seite und verdrehte die Augen. „Idiot“, formulierten ihre Lippen. Dann sagte sie laut: „Wenn meine Kette erst einmal fertig ist, und er seinen kostbaren Fund herumzeigen will, werde ich diejenige sein, die nein sagt. Nicht wahr, Eva, dann verschwinden die Klunker in unseren Schmuckschatullen.“
    Eva sah zum Fenster hinaus und dachte an ihren letzten Geburtstag, zu dem ihr Uwe nicht einmal ein paar Blumen geschenkt hatte. Hab ich ganz vergessen, hatte er ihr erklärt, als sie ihn gekränkt darauf hingewiesen hatte. Jetzt fragte sie sich, ob er ihr den Opal wohl jemals geben würde.

Kapitel 30
     
     
    Sydney schien sich positiv zu verändern. Oder verhielt es sich eher so, dass sie sich nun endlich langsam an ihr neues Leben in der Metropole gewöhnten? Isabella hatte nur noch selten Kontakt mit Eva, aber

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