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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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auf die weiche Matratze zurücksinken.
    Isabella jammerte noch immer. „Diese Kopfschmerzen … ich werde sterben …“
    „Sei still. So schnell stirbst du nicht!“
    Eine Weile herrschte Schweigen. In Isabellas Schädel hämmerte es unentwegt und jeder einzelne Pulsschlag löste eine neue Schmerzwelle aus. Eva litt weniger unter Kopfschmerzen, dafür fühlte sich ihr gesamter Körper wie zerschlagen an, und ihr war speiübel. So lagen sie still und leidend nebeneinander, bis Isabella wieder zu sprechen begann.
    „Ich habe mich seit dreißig Jahren nicht mehr so schlecht gefühlt. Meinen letzten Kater hatte ich, als ich noch in Australien war, ich erinnere mich noch sehr gut. Es war auf einer total verkorksten Party, auf der ich mich wie ein Teenager, der seine Grenzen noch nicht kennt, betrunken habe. Lieber Himmel, da ging es mir am nächsten Tag genauso dreckig wie jetzt.“
    „Hast du Durst?“, fragte Eva. Diesmal tastete sie blindlings nach ihrem Wasserglas und reichte es ihrer Bettnachbarin.
    Isabella trank es in einem Zug leer. Wie unter Zwang fuhr sie fort: „Ich hatte damals eine Affäre mit meinem Boss und als der mit seiner Frau zu unserer Party kam, bin ich ausgeflippt. Dieter war zu blöde, um etwas zu merken! Ich habe meinem damaligen Boss vor seiner Nase den Laufpass gegeben, und Dieter hat es nicht einmal mitbekommen. Kannst du dir das vorstellen?“
    „Ich glaube, ich muss mich übergeben!“
    „Das ist doch gut, dann geht es dir danach wenigstens wieder besser“, sagte Isabella. Eva erhob sich zittrig und tastete sich vorsichtig zum Bad. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, als auch schon unschöne Würgelaute durch die dünnen Gipswände drangen. Isabella beugte sich über das leere Bett, griff nach der Wasserflasche und schenkte das Glas wieder voll. Die Kopfschmerztabletten befanden sich leider in ihrer Handtasche, sie musste aufstehen, um sie zu holen. Nachdem sie zwei geschluckt hatte, legte sie sich wieder hin und wartete auf ihre Wirkung.
    Aus dem Badezimmer drang das Geräusch fließenden Wassers und kurz danach kam Eva wieder mit frisch gewaschenem Gesicht ins Zimmer zurück.
    „Geht es dir jetzt besser?“, erkundigte sich Isabella ohne großes Interesse.
    Eva nickte schwach und legte sich wieder ins Bett. „Ich werde es überleben. Und du?“
    „Fünfzig-fünfzig.“
    „Hast du gerade gesagt, du hattest eine Affäre?“
    „Mhm!“
    Aber Eva war jetzt nicht in der Verfassung, um weiter nachzufragen. Sie fiel sogar in eine Art von Halbschlaf, in dem jede ihrer Bewegungen von ihren Magennerven mit Unmut registriert wurde. Isabella lag währenddessen bewegungslos auf dem Rücken und stöhnte leise.
     
    Gegen Mittag ging es ihnen besser, sie bekamen sogar Hunger. Sie duschten, schlüpften schnell in Jeans und T-Shirt an und verließen das Motel, um auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße in ein Imbissrestaurant zu gehen, wo sie sich kurzentschlossen das große Mittagsmenü bestellten, weil es dazu die begehrten Pommes und einen halben Liter Cola gab. Der Hamburger war deutlich besser als bei MacDonalds, trotzdem fand Isabella einen Grund zum Meckern. „Die Australier können einfach keine Chips machen. Konnten sie noch nie. Und der Salat wird immer noch ohne Soße serviert. Barbarisch!“
    „Nur hier auf dem Land, da mögen es die Leute eben so. In Sydney gibt es die tollsten Salate“, verteidigte Eva die australischen Gewohnheiten.
    „Ach ja“, spottete Isabella. „Sydney! Die Weltstadt!“
    „Fang nicht schon wieder an“, warnte Eva, deren geschwächte Kondition noch keine Kritik vertrug. „Wenn es dir hier nicht passt, musst du eben wieder nach Hause fahren, wo du deinen Salat so bekommst, wie du ihn haben möchtest. Hier bei uns sind die Gebräuche eben anders. Lass den Salat einfach stehen, oder frag nach Essig und Öl, und mach ihn dir selbst an, verdammt noch mal!“
    „Hoppla“, lenkte Isabella ein, wie immer, wenn sie merkte, dass sie zu weit gegangen war. „Entschuldige, wenn ich deine Landsleute kritisiert habe, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass du dich früher ebenfalls über deren Essgewohnheiten beschwert hast.“
    „Hör endlich auf mit früher! Ich habe mich eben geändert, ist das denn so schwer zu begreifen?“
    Isabella grinste. „Was, dir schmeckt jetzt unangemachter Salat? Grüne Blätter und Tomaten und Karotten im Rohzustand?“
    „Nein, natürlich nicht. Aber ich rege mich nicht mehr darüber auf! Es

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