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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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hineinzugehen, aber es hatte immer doch nur letzten Endes den einzigen gegeben,
nicht
hineinzugehen, mich mit diesen Menschen einzulassen, hatte ich mir ganz einfach nicht gestatten können, wo so viel Unverständnis und so viel Unmenschlichkeit in jedem einzelnen dieser von dieser Stadt und ihrer kalten und tödlichen Atmosphäre abgekühlten und abgetöteten Verwandten gewesen war. Schon mein Großvater war von diesen seinen salzburgischen Verwandten zutiefst getäuscht und enttäuscht gewesen, sie hatten ihn in allem und jedem nur hintergangen gehabt und in tiefstes Unglück gestürzt, wo er geglaubt hatte, sich hilfesuchend an sie wenden zu können, anstatt Rückhalt bei diesen zu haben in der Zeit seiner eigenen studentischen Ausweglosigkeit und auch später, als im Ausland Gescheiterter, in seine Heimat Zurückgekommener und, wie ich heute sagen muß, unter den fürchterlichsten und erbärmlichsten Umständen auf seine Heimat und Heimatstadt Heruntergekommener, war er nichts als endgültig diffamiert und im Grunde von diesen seinen eigenen Verwandten und von den Salzburgern insgesamt vernichtet worden. Die Geschichte seines Todes hatte dann auch noch einen traurigen und zugleich lächerlichen, aber für diese Stadt und ihre Lenker und ihre Bewohner bezeichnenden Höhepunkt: zehn Tage war mein Großvater auf dem Maxglaner Friedhof aufgebahrt gewesen, aber der Pfarrer von Maxglan hatte seine Bestattung verweigert, weil mein Großvater
nicht kirchlich verheiratet
gewesen war, die hinterbliebene Frau, meine Großmutter, und ihr Sohn hatten alles
Menschenmögliche
unternommen, um eine Bestattung auf dem Maxglaner Friedhof, welcher für meinen Großvater zuständig gewesen war, zu erreichen, aber seine Bestattung auf dem Maxglaner Friedhof, auf welchem bestattet zu sein mein Großvater gewünscht hatte, war nicht erlaubt worden. Und auch kein anderer Friedhof, außer dem Kommunalfriedhof, der meinem Großvater aber verhaßt gewesen war, hatte meinen Großvater aufgenommen, keiner der katholisch-kirchlichen Friedhöfe in der Stadt, denn meine Großmutter und ihr Sohn sind auf alle Friedhöfe gegangen und haben um die Erlaubnis gebeten, mein Großvater möge auf einem der Friedhöfe aufgenommen und bestattet werden, aber mein Großvater ist auf keinem einzigen dieser Friedhöfe aufgenommen worden,
weil er nicht kirchlich verheiratet
gewesen war. Und das im Jahre 1949! Erst als mein Onkel, sein Sohn, zum Erzbischof gegangen und diesem gesagt hatte, er werde die schon in fortgeschrittener Verwesung befindliche Leiche seines Vaters, meines Großvaters, weil sie in keinem katholischen Friedhof der Stadt angenommen worden sei, weil er ja nicht wisse, wohin mit der Leiche seines Vaters, ihm, dem Erzbischof, vor die Palasttüre legen, hatte der Erzbischof die Erlaubnis zur Bestattung meines Großvaters auf dem Maxglaner Friedhof gegeben. Ich selbst habe an diesem Begräbnis, das wahrscheinlich eines der traurigsten Begräbnisse in dieser Stadt überhaupt gewesen ist und das, wie ich weiß, mit allen nur denkbaren Peinlichkeiten in Szene gegangen war, weil ich, an einer schweren Lungenkrankheit erkrankt, im Spital gelegen war, nicht teilgenommen. Heute ist das Grab meines Großvaters ein sogenanntes Ehrengrab. Diese Stadt hat alle, deren Verstand sie nicht mehr verstehen konnte, ausgestoßen und niemals, unter keinen Umständen, mehr zurückgenommen, wie ich aus Erfahrung weiß, und sie ist mir aus diesen aus Hunderten von traurigen und gemeinen und entsetzlichen und tatsächlich tödlichen Erfahrungen zusammengesetzten Gründen immer eine mehr und mehr unerträgliche geworden und bis heute im Grunde unerträgliche geblieben und jede andere Behauptung wäre falsch und Lüge und Verleumdung und diese Notizen müssen jetzt notiert sein und nicht später, und zwar in diesem Augenblick, in welchem ich die Möglichkeit habe, mich vorbehaltlos in den Zustand meiner Kindheit und Jugend und vor allem meiner Salzburger Lern- und Studierzeit zu versetzen mit der für eine solche Beschreibung als Andeutung notwendigen Unbestechlichkeit und aufrichtigen Schuldigkeit, dieser Augenblick, zu sagen, was gesagt werden muß, was angedeutet sein muß, muß ausgenutzt werden, der Wahrheit von damals, der Wirklichkeit und Tatsächlichkeit, wenigstens in Andeutung zu ihrem Recht zu verhelfen, denn allzu leicht kommt aufeinmal nurmehr noch die Zeit der Verschönerung und der unzulässigen Abschwächung, und alles ist diese Lern- und Studierstadt

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