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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Salzburg für mich gewesen, nur keine schöne, nur keine erträgliche, nur keine, welcher ich heute zu verzeihen hätte, indem ich sie verfälsche. Diese Stadt ist immer nur eine mich peinigende gewesen, und sie hat Freude und Glück und Geborgenheit dem Kind und dem Jüngling, der ich damals gewesen bin, einfach nicht zugelassen, sie ist niemals gewesen, was von ihr immer behauptet wird, aus Geschäftsgründen oder ganz einfach aus Verantwortungslosigkeit, ein Ort, in welchem ein junger Mensch gut aufgehoben ist und gut gedeiht, ja froh und glücklich sein muß, diese frohen und glücklichen Augenblicke, die ich in dieser Stadt erlebt habe, sind an den Fingern abzuzählen, und sie sind teuer bezahlt worden. Und es war nicht nur diese unglückliche Zeit mit ihrem Krieg und mit ihren Verwüstungen auf der Oberfläche und der auf dieser Oberfläche existierenden Menschen, mit ihrer nur auf Natur- und Menschenschändung hinzielenden Geistesverfassung, nicht nur der Umstand des Niederganges und der totalen Verdunkelung Deutschlands und ganz Europas gewesen, der mich auch heute noch diese Zeit als meine finsterste und in jeder Hinsicht qualvollste klassifizieren läßt, und nicht nur die in dieser Zeit- und Menschen- und allgemeinen Naturverfinsterung besonders große Anfälligkeit meiner für alle Naturverhältnisse in hohem Maße immer auf die fatale Weise empfänglichen eigenen, diesen und allen Naturverhältnissen im Grunde immer vollkommen ausgelieferten Natur, es war (und es ist) der nicht für mich allein tödliche Geist dieser Stadt, dieser nicht für mich allein
tödliche Todesboden
. Die Schönheit dieses Ortes und dieser Landschaft, von welcher alle Welt spricht, und zwar fortwährend und immer nur auf die gedankenloseste Weise und in tatsächlich unerlaubtem Tone,
ist genau jenes tödliche Element auf diesem tödlichen Boden
, hier werden die Menschen, die an diese Stadt und an diese Landschaft durch Geburt oder auf eine andere radikale unverschuldete Weise gebunden und mit Naturgewalt daran gekettet sind, fortwährend von dieser weltberühmten Schönheit erdrückt. Eine solche weltberühmte Schönheit in Verbindung mit einem solchen menschenfeindlichen Klima ist tödlich. Und gerade hier, auf diesem mir angeborenen Todesboden, bin ich zuhause und mehr in dieser (tödlichen) Stadt und in dieser (tödlichen) Gegend zuhause als andere, und wenn ich heute durch diese Stadt gehe und glaube, daß diese Stadt nichts mit mir zu tun hat, weil ich nichts mit ihr zu tun haben will, weil ich schon lange mit ihr nichts mehr zu tun haben will, so ist doch alles in mir (und an mir)
aus ihr
, und ich und die Stadt sind eine lebenslängliche, untrennbare, wenn auch fürchterliche Beziehung. Denn tatsächlich ist alles in mir auf diese Stadt und auf diese Landschaft bezogen und zurückzuführen, ich kann tun und denken, was ich will, und diese Tatsache wird mir immer noch stärker bewußt, sie wird mir eines Tages so stark bewußt sein, daß ich an dieser Tatsache als Bewußtsein zugrunde gehen werde. Denn alles in mir ist dieser Stadt als Herkunft ausgeliefert. Aber was ich heute ohne weiteres ertragen und ohne weiteres ignorieren kann, habe ich in diesen Lern- und Studierjahren nicht ertragen und ignorieren können, und ich rede von diesem Zustand der Unbeholfenheit und totalen Hilflosigkeit
des Knaben
, die die Unbeholfenheit und totale Hilflosigkeit eines jeden Menschen in diesem ungeschützten Alter sind. Das Gemüt war ganz einfach in dieser Zeit beinahe zugrunde gegangen, und diese
Gemütsverdüsterung
und
Gemütsverfinsterung als Gemütszerstörung
ist von niemandem,
von keinem einzigen Menschen, wahrgenommen
worden, daß es sich
um einen Krankheitszustand handelte als Todeskrankheit
, gegen den und gegen die nichts getan worden ist. Das Ausgeliefertsein im Internat und in der Schule und vor allem (in Unterdrückung) dem Grünkranz und seinen Gehilfen einerseits und die Kriegszustände sowie die auf deren Feindseligkeit beruhende Feindlichkeit meinen Verwandten gegenüber andererseits, die Tatsache, daß der junge Mensch überhaupt nirgends in dieser Stadt einen ihn schützenden Punkt hatte, machte ihn immer unglücklicher, und seine einzige Hoffnung ist bald nurmehr noch die Hoffnung auf die Schließung des Internats gewesen, von welcher schon nach dem zweiten Bombenangriff gesprochen, die aber erst lange nach dem vierten oder fünften Bombenangriff vollzogen worden ist. Ich bin nach dem dritten Bombenangriff von

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