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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Ich hatte schon Träume, und diese Träume konzentrierten sich auf riesige Häuserblöcke, wahrscheinlich hatte ich diese Bilder aus Wien nach Seekirchen mitgebracht. Noch war ich hier nicht zuhause, die Wernhardtstraße war der Schauplatz meiner nächtlichen Phantasien gewesen, die Ameisbrücke, das Wilhelminenspital, Steinhof, das Irrenhaus. Aber direkt vor dem Irrenhaus lag dann der Wallersee, Palmen wuchsen in der Wernhardtstraße in die Höhe, überwucherten schließlich alles, das belustigte mich, ließ mich am Ende in Angst zurück. Ich schrie auf und war wach. Ein riesiger Steinkoloß war auf meinen Großvater zugerollt und hatte ihn erdrückt. Wir wohnten nicht lang in der Ortsmitte. Alles war immer als Provisorium bezeichnet worden, auch diese Behausung war nur eine kurzfristige gewesen. Eines Tages zogen wir drei, mein Großvater, meine Großmutter und ich, einen alten, wahrscheinlich nicht nur für diesen Zweck angeschafften kleinen Leiterwagen mit unseren gesamten Habseligkeiten auf die sogenannte Bräuhaushöhe. Vor dem alten Bräuhaus, einem dem Verfall überlassenen, dreihundert Jahre alten Gebäude, in welchem in riesigen Kellergewölben Bier und Wein gelagert waren und in welchem ein paar, wie mein Großvater sagte, bettelarme Leute für einen Spottzins wohnten, stand ein kleines, dem Seekirchner Marktflecken zugewandtes, einstöckiges Holzblockhaus. Es war aus Eisenbahnschwellen gezimmert worden und gehörte einem Bauern in der Nähe des Hippinghofs. Es war lustig anzuschauen und hatte einen großen Balkon an der Vorderseite. Von diesem Balkon aus sah man über dem Marktflecken den See und an klaren Tagen das Gebirge. Es war eine der billigsten Behausungen in der ganzen Gegend, wir hatten eine herrliche Aussicht und unter dem Balkon einen Garten, und es hatte zwei Räume unten und zwei oben und einen geräumigen Stiegenaufgang mit einer Tür auf den Balkon. Zwischen Treppenende und Balkontür hatte ich meinen Platz. Von meinem Bett aus sah ich im Hintergrund das Gebirge. An die Mäuse, die auch hier die Nacht beherrschten, war ich gewöhnt. War es notwendig, mußte ich in der Nacht die finstere Treppe hinunter und bei der Haustür hinaus und an der Hauswand entlang bei jedem Wetter, im Winter durch den Schnee, auf den Abort, der an das Haus angezimmert war, durch einen schmalen Bretterspalt sah ich direkt auf das große Bräuhaustor. Hier, auf meinem Weg von der Haustür zum Abort und wieder zurück, hatte ich Angst, mein Großvater hatte zuviel von herumstreunenden Zigeunern, Händlern und überhaupt Verbrechern erzählt, die in der Nacht die Gegend unsicher machten. Wieder ins warme Bett zu steigen, war ein Hochgenuß. Ebenerdig hatten wir ein großes Zimmer, das allen zugänglich war. Dahinter lag das großväterliche Arbeitszimmer, das von mir ohne ausdrückliche Erlaubnis nicht betreten werden durfte. Im ersten Stock stand, wie gesagt gleich am Treppenende, mein Bett, gegenüber war das Schlafzimmer meiner Großeltern, von meinem Bett aus gesehen rechts ging es in die Küche, dahinter, unter dem Dach, war noch ein kleiner Verschlag, den wir hochtrabend Speisekammer nannten und in welchem in meiner Erinnerung ein großer Schmalzkübel steht, über dem eine Menge Zwiebelzöpfe hängen etcetera. Die Naturalien stammten alle aus dem Hippinghof, wo meine Großmutter arbeitete. Es gab übrigens noch kein elektrisches Licht, und das Petroleum spielte eine große Rolle. Eines Tages kam es, und meinem Großvater mußte zur gleichen Zeit die Veröffentlichung eines Artikels gelungen sein, denn wir bekamen einen Eumig-Radioapparat, den mein Großvater, wie das damals üblich war, in der Küchenecke auf einem an die Wand geschraubten Brett postierte. Andächtig saßen wir von da an am Abend am Küchentisch und hörten. Dieses Radio sollte ein paar Jahre später eine große Rolle spielen, es war letztenendes daran schuld, daß mein Großvater in Traunstein in Verwahrung genommen und in ein zu einem nationalsozialistischen Parteibüro umfunktionierten Kloster dienstverpflichtet wurde. Durch meine Großmutter kam ich auf den Hippinghof. Hier war mein Paradies. Auf dem Hof gab es an die siebzig Kühe und sogenannte Jungtiere, ganze Horden von Schweinen und, abgesehen von Hunderten von Hühnern, die überall aufflatterten und den ganzen Tag von der Frühe bis in die Nacht hinein alles zergackerten, drei oder vier Pferde. Den Traktor gab es noch nicht. Am Abend, in der Stube, die größer als unser ganzes Haus

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