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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Erniedrigung und die auf diese Erniedrigung gefolgte beinahe völlige Vernichtung in jeder Beziehung waren zu total gewesen. Aber ich kann nur andeuten. Dieses Mal war ich aus freien Stücken und über die mit dem Kriegsende wieder hergestellte und nach Kriegsende monatelang geschlossene, ja zwei Jahre nach dem Kriegsschluß noch immer
hermetisch
abgeschlossene deutschösterreichische Grenze von Traunstein, wo mein Vormund neunzehnhundertachtunddreißig Arbeit gefunden hatte und wohin ihm, dem einzigen damals Verdienenden, zuerst meine Mutter, dann auch meine Großeltern gefolgt waren, in ein wieder freies Österreich und vollkommen allein und selbständig in das Internat gegangen, für die Internatskosten ist mein in Salzburg lebender Onkel, welcher, wie ich schon angedeutet habe, zeitlebens ein genialer Kommunist und Erfinder gewesen ist, aufgekommen. Es war selbstverständlich gewesen, daß ich im Spätsommer fünfundvierzig den Versuch machte, da wieder anzuknüpfen, wo ich im Herbst vierundvierzig aufgehört hatte, und meine Aufnahme ins
Gymnasium
war ohne Schwierigkeiten vonstatten gegangen. Die Zwischenzeit hatte ich vor allem bei meinen Großeltern in Ettendorf, dem in den Wäldern gelegenen Wallfahrtsort bei Traunstein, verbracht, war zuerst, bis zu dem schon angedeuteten furchtbaren Bombenangriff auf Traunstein am achtzehnten April, zu Schlecht und Weininger in die Gärtnerarbeit gegangen und hatte das Kriegsende selbst also in Traunstein miterlebt, ich erinnerte mich, wie sich der vor den Amerikanern geflüchtete und diesen in die Traunsteiner Falle gegangene Marschall Kesselring im Traunsteiner Rathaus verschanzt hatte unter dem Schutz der letzten SS-Truppen und wie die Amerikaner dem Traunsteiner Bürgermeister ein Ultimatum gestellt hatten, die Stadt sollte freiwillig den Amerikanern übergeben werden, wenn nicht, hätten die Amerikaner sie zerstört, ein einziger amerikanischer Soldat mit zwei Pistolen in den Händen und zwei Pistolen in seinen riesigen Hosentaschen, ist allein und völlig unbehelligt vom Westen kommend in die Stadt gegangen, da ihm nichts geschehen ist, folgten in die inzwischen von weißen Fahnen, frischgewaschenen Tuchentüberzügen oder Leintüchern an Besenstielen erhellte, aufeinmal, nach dem unmittelbar vorher vollzogenen Abzug der SS-Truppen mit Kesselring in die um die Stadt gelegenen Berge, vollkommen ruhige Stadt die amerikanischen Truppen. Aber von dieser Zeit ist hier nicht die Rede, vielleicht ist es nützlich, daß ich mich des Zeichenunterrichts erinnere, den mir mein Großvater von einem alten, im Traunsteiner Armenhaus untergebrachten Manne hatte geben lassen, dieser alte Mann, mit einem riesigen steifen Papierkragen, war mit mir zum Zwecke des Zeichenunterrichts auf die hinter dem Armenhaus ansteigenden Hügel gegen Sparz zu gestiegen, um da oben unter den Bäumen mit mir Platz zu nehmen und auf die Stadt hinunterzuschauen und sie zu zeichnen, alle möglichen Details, sehr oft die Silhouette, und diese Zeichenstunden habe ich in bester Erinnerung, und sie waren, genauso wie der Geigen- und später auch der Klarinettenunterricht, nichts anderes gewesen als die verzweifelten Versuche meines Großvaters, mein künstlerisches Talent nicht verkümmern zu lassen, nichts an diesem künstlerischen Talent
unversucht
zu lassen. Ein junger, nach Traunstein versprengter Franzose hatte mich in Französisch, ein anderer in Englisch unterrichtet. Nun war ich also nach dem ereignisvollsten Jahr, das ich jemals erlebt habe und von welchem hier nicht die Rede sein kann, über die Grenze ins
heimatliche Ausland
zurückgekommen und wieder im Internat, in keinem nationalsozialistischen, in einem katholischen, und es hatte sich für mich zuerst nur in dem Austausch des Hitlerbildes gegen das Christuskreuz und in dem Austausch des Grünkranz gegen den Onkel Franz unterschieden, die Hausordnung war nicht viel anders, der Tag im Internat hatte um sechs begonnen und um neun geendet, nur war ich jetzt, weil ein Jahr älter, nicht mehr in dem größten Schlafsaal mit den fünfunddreißig Betten untergebracht, sondern im zweitgrößten mit vierzehn oder fünfzehn Betten. Auf Schritt und Tritt war ich an und in vielen Einzelheiten jetzt auch noch an die nationalsozialistische Ära erinnert, die mir aus eigenem Empfinden und aus den den Nationalsozialismus immer verdammenden und verachtenden Urteilen meines Großvaters immer verhaßt gewesen war, aber in der Geschwindigkeit des Wiederaufbaues des

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