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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Deprimation. Manchmal geht es mir durch den Kopf, die Geschichte meines Lebens nicht preiszugeben. Diese öffentliche Erklärung aber verpflichtet mich, auf dem einmal beschrittenen Wege weiterzugehen, so Montaigne. Es dürstet mich danach, mich zu erkennen zu geben; mir ist gleichgültig, wie vielen, wenn es nur wahrheitsgemäß geschieht; oder, besser gesagt, ich begehre nichts, aber ich fürchte um alles in der Welt, von denen verkannt zu werden, die mich nur dem Namen nach kennen, so Montaigne. Das Gymnasium war mir, durch alle Voraussetzungen, die ich gehabt habe, unmöglich geworden,
schon bevor
ich in das Gymnasium eingetreten bin, und ich hätte niemals in das Gymnasium eintreten sollen, aber es war der Wunsch meines Großvaters gewesen und diesen Wunsch hatte ich erfüllen wollen, und tatsächlich hatte ich zuerst alle meine Kräfte zusammengenommen, um meinem Großvater, nicht mir, der ich diesen Wunsch nie gehabt habe, diesen Wunsch zu erfüllen, lieber wäre ich in eine der vielen Arbeitsmühlen meiner Verwandten gegangen als in das Gymnasium, aber ich war natürlich dem Wunsch meines Großvaters gefolgt, ich hatte nicht das Gefühl, nur auf dem Umweg über das Gymnasium etwas werden zu können, wie es, ganz gegen sein Denken, aufeinmal mein Großvater gehabt hat und wie es zu allen Zeiten, solange es Gymnasien gibt, alle immer geglaubt haben, die Wahrheit ist, daß ich schon in der absoluten Gewißheit, im Gymnasium zu scheitern, in das Gymnasium eingetreten war, eine solche in Gymnasien herrschende Erziehungsund Unterrichtsmaschine hatte nur eine zerstörerische Wirkung auf mich und also auf mein ganzes Wesen haben können, aber für meinen Großvater hatte es das Gymnasium sein müssen, weil er selbst nur die sogenannte Realschule besucht hatte, keine
humanistische
Mittelschule also, sondern
nur
eine sogenannte
technische
, so sollte der Enkel das Gymnasium besuchen, das er, aus was für Gründen auch immer, nicht hatte besuchen
dürfen
. Die Tatsache, daß ich in das Gymnasium eingetreten und als ordentlicher Schüler im Gymnasium aufgenommen worden war, war für meinen Großvater von größter Bedeutung gewesen, jetzt hatte er
in mir
erreicht, was er selbst nicht hatte erreichen können, jetzt war ich sozusagen durch ihn auf die erste wesentliche Vorstufe einer sogenannten gebildeten und dadurch besseren Existenz getreten. Aber alles in mir hatte mir schon bei meinem Eintritt in das Gymnasium gesagt, daß ich hier, wo ich, weil schon alle Voraussetzungen dagegen gewesen waren, gar nicht mehr hingehörte, scheitern müsse. Die aber in dieses Gymnasium gehörten, und es waren wahrscheinlich annähernd alle in das Gymnasium Eingetretenen, hatten das Gymnasium sofort als ihr Zuhause betrachten können, während ich dieses Gymnasium als Institution und als Gebäude, niemals als ein Zuhause habe betrachten können, im Gegenteil war es für mich der Inbegriff des mir in allem Entgegengesetzten. Meine Großeltern wie meine Mutter waren stolz gewesen, daß ich jetzt das Gymnasium besuchte, also dort aufgenommen gewesen war, wo, wie alle Welt glaubt, in acht Jahren aus einem Nochnichts von Menschen der Gebildete und der Bessergestellte und der Hervorragende und der Außerordentliche, in jedem Falle der Ungewöhnliche gemacht wird, sie hatten diesen Stolz zu erkennen gegeben, während ich selbst schon überzeugt gewesen war, daß es vollkommen falsch ist, daß ich in das Gymnasium eingetreten bin, meine ganze Natur war eine andere, nicht eine solche für das Gymnasium. Gerade mein Großvater hätte wissen müssen, daß er selbst mich für eine solche Schule als Lebensschule untauglich gemacht hatte unter seiner Anleitung, wie hätte ich mich jetzt auf einmal in einem solchen Gymnasium zurechtfinden können, wenn doch Tatsache gewesen war, daß ich in der Schule meines Großvaters mein ganzes bisheriges Leben genau und mit größter Aufmerksamkeit seinerseits
gegen
alle konventionellen Schulen erzogen worden war. Er war
mein einziger von mir anerkannter Lehrer
gewesen, und in vieler Hinsicht ist das bis heute so. So hatte allein die Tatsache, daß mich mein Großvater überhaupt auf eine sogenannte höhere Schule gegeben und Salzburg ausgeliefert hat, in dem Enkel nichts anderes bedeuten können als Verrat, aber ich war immer den Anweisungen meines Großvaters gefolgt und ich hatte seinen Befehlen immer gehorcht, dem einzigen Menschen, dem ich jemals bedingungslos gefolgt bin und dessen Befehlen ich

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