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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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unsicheren Augen an. „Kommt Papa wieder zurück? Und Großvater?“, fragte es, obwohl es weder Großvater noch Vater zurück haben wollte. Warum hatte die Polizei nicht alle mitgenommen und nur sie beide hier gelassen? Dann hätte sie mit Mutter weit fortgehen können.„Wir müssen packen“, raunte ihr Nora ins Ohr. Über Caras Gesicht huschte ein Lächeln. Sollte sich ihr Wunsch so rasch erfüllen?
    „ Gehen wir tatsächlich fort?“ Ihre Augen blickten hoffnungsvoll.
    „ Weiß nicht. Simeon hat’s befohlen.“ Nora zog an Caras Hand. „Komm, wir müssen packen.“
    Anschließend blickte sie ratlos auf die drei gepackten Taschen und fragte laut: „Was tun wir jetzt?“
    „Warten, Mama, warten.“
     
    Den ganzen Tag über saßen Nora und Cara untätig auf ihrer Matratze und sahen stumm dem aufgeregten Treiben der anderen zu, die einen aufgewühlten Eindruck vermittelten. Erst gegen Nachmittag setzte eine scheinbare gleichgültige Ruhe ein, hervorgerufen durch Alkohol und Drogen.
    Am späten Abend, als die meisten Mitglieder berauscht vor sich hindämmerten, erschien Simeon. Nora und Cara waren af der Matratze mit dem Rücken an der Wand gelehnt eingeschlafen. Beide erschraken furchtbar, als sie seine Stimme vernahmen.
    „Aufwachen, wir müssen aufbrechen, Jacken an.“
    Er sah müde aus, seine Augen wirkten finster, die Schatten darunter hatten sich verstärkt. Cara fröstelte wie jedes Mal, wenn sie in die Augen ihres Vaters sah. Sein Blick hatte etwas von einem Dompteur, hypnotisch beherrschend und kam ihr fast gewalttätig vor.
    „Sie haben mich, wie ich erwartet hatte, wieder laufen lassen. Auch die anderen, keine Beweise, erklärte er kurz und knapp, „aber ihr Bulleninstinkt ist geweckt. Sie werden ein Auge auf uns haben oder auch nicht, aber ich möchte in Ruhe unser Werk fortsetzen, wie Vater es mir für eine Situation wie diese befohlen hat. Auch Viktor, den Großen, werden sie nicht bekommen, er wird zum Höchsten gehen.“
    Weder Nora noch Cara konnten mit dieser Aussage etwas anfangen.
    Simeon fingerte aus dem Schlitz in seiner Matratze die Ausweise hervor. Erst vor einigen Wochen hatte er intuitiv für Nora, Cara und sich selbst neue Reisepässe beantragt, in denen von jedem die zwei benötigten Passfotos für das erforderliche Visum bereitlagen. Schon des längeren beschäftigte ihn der Gedanke, mit Frau und Kind nach Indien zu reisen, zumal sich der dortige Führer über Kontaktmänner immer wieder nach Cara erkundigte und sie in nächster Zeit zu sehen verlangte. Plötzlich fiel ihm auf, dass er sich nie gefragt hatte, warum? Er wusste zwar, der Führer dort war einer der Männer, die häufig Kontakt mit seinem Vater Viktor gehabt hatten. Wusste auch von früheren heimlichen Treffen, an denen Simeon nicht erlaubt gewesen war, teilzunehmen. Als er jetzt daran dachte, schoss ihm wieder wallend das Blut in den Knopf, verbunden mit dem Gefühl der Schmach, die er damals empfunden hatte. Ihm wurde es lediglich gestattet, Swami kennenzulernen, und erst jetzt fiel ihm auf, dass auch dieser sich bei seinem Besuch vor gar nicht langer Zeit nach seiner Tochter erkundigt hatte. Man kannte sie also, und Simeon glaubte, dass sie alle dort freudig aufgenommen würden. Auch interessierte es Simeon, in der indischen Glaubensgemeinschaft neue Erfahrungen zu sammeln. Er fasste Nora, die Cara an der Hand hielt, am Arm und führte sie bis in den dritten Stock. Vor der schwarzen Tür hielt er inne. Sie war angelehnt. Er schob sie herrisch auf und trat, gefolgt von Nora und Cara, in die heiligen Räume. Die Polizei hatte auch hier gründliche Arbeit geleistet. Den PC und alles, was dazugehörte mitgenommen. Aber das Geheimfach unter dem Schrankboden hatten sie noch nicht entdeckt. Mit ein paar Griffen öffnete Simeon es, lobte in Gedanken seinen Glaubensbruder Fred für seine gute Arbeit und kappte die Leitung zur Leinwand im Keller. Seinem Vater Viktor war es grade noch möglich gewesen, kurz bevor die Polizei sein Gemach stürmte, die entsprechenden Dateien zur Auslösung der Funkverbindung im PC zu löschen. Cara kannte die Räumlichkeiten. Das große breite Bett hatte sie mehrmals mit Großvater und anderen Kindern teilen müssen. Sie schüttelte sich beim Anblick, sah ihre Mutter an, die staunend die Pracht und Ausstattung aufnahm. „Wie armselig hält doch der Herrscher seine Untertanen“, murmelte Nora. Simeon drückte ihr einen dicken Umschlag in die Hand, dann verschloss er wieder sorgfältig das

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