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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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„von Nichts kommt Nichts.“ Wie war das seinerzeit gewesen in Berlin? Einiges hatte sie ausgedruckt, anderes kopiert und den größten Teil in ihrem Kopf gespeichert. Fast zeitgleich mit dieser bestimmten Walpurgisnacht 1995 war die misshandelte Leiche eines Peter Sommer, 28 Jahre, ledig, arbeitslos, im Keller einer schäbigen Pension in Berlin-Kreuzberg gefunden worden. Wie sich bald herausstellte, war er Sektenmitglied der Apostel Diabolus. Schon einige Male zuvor hatte er vergeblich versucht, dieses Sektentrauma zu verlassen, war jedoch immer wieder zurückgekehrt. Seine vierte Flucht endete im Keller jener Pension. Alles deutete auf einen Ritualmord hin. Doch womit niemand der Täter gerechnet hatte, Peter Sommer trug Rache und Vernichtung im Turnschuh. Auf einem eng zusammengefalteten Papierbogen DIN A 5 hatte er in Miniaturschrift einen Bericht über das Leben und Treiben in der Sekte verfasst einschließlich aller dort geschehenen Gräueltaten. Die Polizei hatte das dreistöckige Haus von oben bis unten durchsucht, aber keine Leichenteile gefunden, Ja nicht einmal den Raum, in dem angeblich diese Satansmessen gefeiert wurden. So tat man die Ausführungen Peter Sommers als Spinnerei ab. Einzige Konsequenz: Die Polizei nahm den Anführer Viktor Vronhoff fest und setzte die Mitglieder unter Hausarrest. Eine Woche nach seiner Festnahme überraschte morgens den Wärter ein kurioser Anblick. Viktor hing nackt in der Zelle an den Gitterstäben des Fensters. Um seinen Hals strafften sich zusammengeknotet Hemd und Hose. Auf seinem Oberkörper hatte er das Pentagramm geritzt. Der Boden unter ihm war mit Blutflecken übersät. Der alte, schwer drogenabhängige Mann hatte den Selbstmord einer möglichen Gerichtsverhandlung vorgezogen.
    Ankes Wangen glühten. Kaum zu glauben, dass sie nun neben sich die Aufzeichnungen eines oder zu mindestens zweier dieser Sektenmitglieder liegen hatte. Sie konnte nicht widerstehen und schlug die Seite auf, die sie mit Wolf zuletzt gelesen hatte. Die Walpurgisnacht, nach der zum ersten Mal die Polizei erschienen war. Sie betrachtete die Seite. Die Schrift hatte sich, schon wie auf den vorherigen, stellenweise zu einem weit auseinandergezogenen Krakeln verändert und war hinterher wieder so winzig, dass sie diese kaum entziffern konnte. Im Anschluss nochmal so groß, dass drei Worte eine Seite füllten. Hatten hier Alkohol und Rauschgift mitgeschrieben? Anke entzifferte die nächsten Sätze.
    Die Polizei war im Morgengrauen mit zwanzig Mann erschienen. Sie rannten mit gezogenen Waffen durch alle Räume. Cara drückte sich fest an ihre Mutter Nora, die schlotternd an der Wand lehnte, da sie noch mit den Nachwirkungen ihres Rauschmittels zu kämpfen hatte. Sie war erst einunddreißig Jahre, doch ihr Gesicht hatte sich unter Enttäuschung, Trauer, Verzweiflung und vor allem unter dem Drogenmissbrauch zu dem einer alten Frau gefurcht. Nora war dem Leben gegenüber gleichgültig geworden. Angst kannte sie schon lange nicht mehr. Automatisch legte sie den Arm um Cara und sah gelassen hinter ihrem geistigen Schleier dem Geschehen um sie herum zu. Von allen Anwesenden wurden die Personalien aufgenommen. Viktor Vronhoff, Simeon und einige andere Mitglieder wurden abgeführt. Simeon stellte sich dem Polizisten entgegen, sagte laut mit seiner tiefen dramatischen Stimme, die kein Widerspruch duldete: „Ich möchte mich von meiner Frau verabschieden.“ Damit drehte er sich um und schritt erhaben zu Nora. Der Beamte folgte ihm. Simeon legte seinen Mund auf Noras Ohr und hauchte: „Pack die Sachen“, laut aber sagte er: „Ich liebe dich, ich komme bald zurück.“
    Nora hatte vor Verblüffung aufgehört zu schlottern. Reflexartig drückte sie dauernd Caras Hand und nickte mehrmals verstört hinter Simeon her. An der Tür drehte er sich um. Sie nickte wieder. Simeon antwortete, indem er kaum wahrnehmbar seinen Kopf bewegte.
    Und dann waren sie fort. Die Ruhe brach so schnell herein wie vorher das Chaos. Nora brauchte eine Weile, bis sie begriff, was passiert war. Als sie sich gefasst hatte, sah sie zu ihrer Tochter hinunter. Cara hatte sich irgendwann von ihrer Hand gelöst und hockte  auf dem Boden. Mit blutleeren Lippen und im Gesicht so weiß, wie die Wand hinter ihr vermutlich einmal gewesen war. So hatte die Kleine auch früher immer ausgesehen, wenn sie von ihrer nächtlichen Tortur zurückgekommen war. Nora ließ sich ebenfalls in die Hocke und griff Caras Hand. Das Mädchen sah sie mit

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