Die Backlash-Mission
weitere
Fremde in der Stadt entdeckt hatte - und am Leben geblieben war, sodass er darüber berichten
konnte.
Es stellte sich heraus, dass die Shandygaff-Bar ein großes, elegantes Lokal in der Mitte der
Fußgängerzone in der Nähe des Zentrums von Denver war. Das hätte eigentlich niemanden überraschen
sollen - keine Stadt, die so reich war wie diese, hätte auf dem Unterhaltungssektor geknausert -,
aber Lathe war auf die Loch-in-der-Wand-Bude gefasst gewesen, die er von Plinry kannte.
Skyler hatte offenbar auch etwas Ähnliches erwartet.
»Sieht teuer aus«, bemerkte er, als sie sich der Tür näherten. »Glauben Sie, dass die uns
einlassen werden?«
»Wir werden ihnen keine Wahl lassen.« Lathe überblickte die Umgebung ein letztes Mal, überzeugte
sich davon, dass Mordecai wie besprochen als Reserve auf einer der Bänke saß, und zog die Tür
auf.
Drinnen erwartete sie gedämpftes Licht, einschmeichelnde Musik und das leise Summen der
Gespräche. Aus dem Vorraum gelangten sie in den Hauptsaal, der bis auf einen offenen Raum an
seinem Ende, in dem sich die traditionelle Bar befand, in ein Honigwabenmuster unterteilt war;
jede einzelne Loge war von durchsichtigem Plastik umgeben, das Ungestörtheit garantierte. »Für
vertrauliche Gespräche entworfen«, murmelte Skyler, als sie an der Schwelle zum Hauptraum stehen
blieben. »Wie wollen wir ihn finden - gehen wir zu einer Loge nach der anderen und klopfen
an?«
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte eine weibliche Stimme hinter ihnen.
Als Lathe sich umdrehte, erblickte er das Pult einer Garderobe, die er übersehen hatte, weil sie
halb versteckt in einer Ecke des Vorraums lag. Die Frau war jung und viel zu stark
geschminkt.
»Wir suchen einen Mann namens Kanai«, antwortete er ihr.
»Soviel ich weiß, ist morgen der Abend, an dem sich Mr. Kanai geschäftlich bei uns aufhält«,
erklärte sie.
»Das haben wir gehört. Wäre es möglich, vorher mit ihm Kontakt aufzunehmen?«
»Hier ist beinahe alles möglich«, mischte sich eine neue Stimme ein; ein kleiner, magerer Mann im
Abendanzug trat aus dem Hauptraum zu ihnen.
Lathe blickte zu der Frau zurück, um ihren Gesichtsausdruck abzuschätzen. Sie kannte den Mann,
mochte ihn nicht, verachtete ihn vielleicht ein wenig.
Er wandte sich wieder dem Fremden zu. »Führen Sie hier die Aufsicht?«
Der andere lächelte ölig. »Ja, ich leite unter anderem das Shandygaff. Sie suchen Kanai?
Geschäftlich oder privat?«
»Ein wenig von beidem.«
»Vertreten Sie jemanden? Das wird er nämlich wissen wollen.«
»Dann kann er uns ja selbst danach fragen.«
Das Lächeln des kleinen Mannes wurde um etwas schmaler. »Wir halten uns hier an gewisse
Spielregeln, Sir .« Er betonte das letzte Wort leicht herablassend. »Und die oberste Regel
besagt, dass Sie sich zuerst identifizieren müssen, bevor Sie hier Geschäfte abschließen
können.«
Lathe betrachtete ihn nachdenklich. »Und wenn wir es nicht tun?«
Der andere hob einen Finger, und zwei Kolosse kamen geräuschlos aus dem Hauptraum und stellten
sich neben ihn. Auch sie trugen Abendkleidung, doch ihre Gesichter wiesen die Spuren unzähliger
Kämpfe auf. »Sie können das Haus friedlich verlassen«, meinte der kleine Mann, »oder unter
Schmerzen.«
Lathe hob langsam die linke Faust in Brusthöhe und legte die rechte Hand darüber. Der Körper des
kleinen Mannes wurde steif, als sich das gedämpfte Licht in dem rotäugigen Drachenkopfring
spiegelte.
»Holen Sie Kanai!«, wies ihn Lathe leise an. »Er wird bestimmt bereit sein, mit uns zu
sprechen.«
In dem komplizierten Wabenmuster lagen die Öffnungen einiger Logen der Tür gegenüber. Lathe und
Skyler ließen sich von einem Kellner zu einer dieser Logen führen, bestellten jeder ein Bier und
machten sich auf eine längere Wartezeit gefasst.
»Bei dieser Mission verbringen wir einen großen Teil unserer Zeit damit, in Bars herumzuhängen«,
stellte Skyler fest, während sie darauf warteten, dass ihre Entgiftungstabletten eventuelle
Drogen in dem Getränk neutralisierten. »Glauben Sie, dass er allein kommen wird?«
»Das ist hier die Frage. Es hängt vielleicht davon ab, wie weit sie mit den kriminellen Elementen
in der Stadt in Verbindung stehen.«
»Dieser Barkeeper - Phelling - hat davon gesprochen, dass sie hier Geschäfte einfädeln.
Vielleicht informieren die örtlichen Kriminellen Leute wie Kanai über die potenziellen Ziele des
Sicherheitsdienstes.«
»Das glauben Sie wirklich?«
Skyler
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