Die Backlash-Mission
produktives Gespräch.«
Etwas an der Art, wie sie das sagte, erregte Lathes Aufmerksamkeit, und plötzlich wusste er, was
es war. »Das hoffe ich auch. Arbeiten Sie jeden Abend hier?«
»Fünfmal in der Woche bis drei Uhr früh.«
»Befassen Sie sich außer mit Mänteln auch mit etwas anderem?« Er zwinkerte ihr zu.
Sie wirkte betroffen. »Manchmal brauchen sie eine zusätzliche Kellnerin.«
»Ich habe mehr an etwas Persönliches gedacht.« Lathe zuckte die Achseln. »Macht nichts. Wir
können auch anderswo weibliche Gesellschaft finden.«
Der Blick, den sie ihm zuwarf, war beinahe verächtlich. »Gute Nacht, Sir.« Sie wandte sich
ab.
Die beiden Männer verließen das Gebäude und gingen durch das Einkaufszentrum nach Westen.
Obwohl es beinahe elf Uhr war, hatten die meisten Geschäfte noch geöffnet, und entsprechend viele
Fußgänger waren unterwegs. »Interessant«, murmelte Skyler und zeigte auf eines der
Geschäfte.
»Luxusgeschäfte, Restaurants, Importe. Nehmen Sie an, dass das Shandygaff ein beliebter
Treffpunkt ist, weil jedes dieser Lokale einem anderen Boss gehört?«
»Das heißt, wenn jemand Scherereien macht, dann wird auch sein Geschäft in Mitleidenschaft
gezogen? Klingt plausibel. Wir werden Kanai gelegentlich danach fragen.«
Skyler räusperte sich. »Würde es Ihnen übrigens etwas ausmachen, mir zu erklären, was Ihre
Andeutungen der Garderobendame gegenüber sollten?«
»Keineswegs. Haben Sie etwas Ungewöhnliches an ihr bemerkt?«
»Abgesehen von der Bemerkung, dass sie bei Schwierigkeiten als Verstärkung eingesetzt wird? Ich
weiß nicht. In Bezug auf unser Gespräch mit Kanai war sie eine Spur zu neugierig, aber vielleicht
unterstützt sie auch den kleinen Mann.«
»Möglich. Aber ich habe mich eigentlich darauf bezogen, dass sie der erste normale Mensch in
dieser Stadt ist, der keine panische Angst vor uns hat.«
»Das ist tatsächlich interessant. Andererseits kommt sie oft mit Kanai und seinen Freunden
zusammen - aber das trifft auch auf Mr. Charme zu, und der ist genauso schnell zusammengeklappt
wie Regers Muskelprotze. Daraus könnte man schließen, dass sie über Blackcollars im Allgemeinen
mehr weiß, als sie durch ihre örtliche Version erfahren konnte.«
»Genau das habe ich mir gedacht. Daher das Gambit mit dem Soldaten, der auf der Suche nach einem
willigen weiblichen Wesen ist.«
»Die Rolle passt überhaupt nicht zu Ihnen.«
»Weder zu mir noch zu den Blackcollars, die ich kenne«, bestätigte Lathe, »und Sie haben gesehen,
wie sie reagiert hat.«
»Überrascht, sogar ein wenig enttäuscht. Sie haben also recht: Sie weiß viel über Blackcollars.
Halten Sie sie für eine Spionin der Regierung?«
»Wäre denkbar. Auch wenn die Kollies auf Laissezfaire machen, bin ich davon überzeugt, dass sie
oder die Ryqril einen so bekannten Treffpunkt wie das Shandygaff im Auge behalten. Sie könnte
jedoch genauso gut eine Veteranin aus dem Krieg sein, die mit dem Blackcollarkontingent in der
Basis Aegis zusammengearbeitet hat. Sie könnte sogar ein Mitglied der Fackel sein.«
»Glauben Sie, dass die tatsächlich noch existiert?«
»Ich glaube nicht daran, dass sich Fanatiker über Nacht dazu entschließen aufzugeben. Darüber
hinaus habe ich nicht den blassesten Schimmer, wohin sie sich verzogen haben. Doch ganz gleich,
wie man es betrachtet, wir sollten die Frau im Auge behalten.«
Skyler nickte. »Einverstanden.«
Sie hatten inzwischen das Ende der Fußgängerzone und damit die ruhige Straße im Büroviertel
erreicht, in der sie ihren Wagen geparkt hatten. Sie stiegen ein und warteten, und ein paar
Minuten später kam auch Mordecai. »Also?«, fragte Lathe.
»Nur einer«, erwiderte der kleine Mann gleichgültig. »Ein großer, geschniegelter Schlägertyp.
Nicht sehr professionell.«
»Wahrscheinlich musste er noch nie Blackcollars beschatten«, meinte Skyler und startete.
Der Wagen setzte sich in Bewegung, und sie verschwanden im Dunkel der Nacht.
Caine hatte erwartet, dass der Sicherheitsdienst noch einmal versuchen würde, sie in die Finger
zu bekommen, und zwar während sie sich ihrem neuen Versteck auf einer sorgfältig ausgeklügelten
Route näherten; als das nicht der Fall war, nahm er an, dass der Feind im Morgengrauen zuschlagen
würde. Er war deshalb mehr als erstaunt, als er am nächsten Morgen beim Erwachen feststellte,
dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand und dass nirgends ein Sicherheitsmann in Sicht
war.
»Was jetzt?«, fragte Braune,
Weitere Kostenlose Bücher