Die Badlands 2
nehmen und vor Gericht zu bringen, begriff Sisko: Es gab eine andere Angelegenheit, der weitaus größere Bedeutung für ihn zukam.
Nichts war mehr so wie vorher, seit ihm die Propheten B’hala-Visionen präsentiert hatten.
Die Propheten hatten Sisko berührt und ihm die nichtlineare Zeit gezeigt. Er war imstande gewesen, Vergangenheit und Zukunft als ein großes Muster zu sehen, in dem alles einen Sinn ergab. Doch Dr. Bashir hatte die Auswirkungen neutralisiert – zu früh, wie er jetzt wusste.
Am Ufer der Zeit zu stehen, alles zu sehen und zu verstehen… Eine einzigartige, wundervolle Erfahrung. Sisko hatte genug gesehen, um zu begreifen, dass sich Bajor noch nicht der Föderation anschließen durfte. Das war nicht nur wichtig fürs Überleben der Bajoraner, sondern für die Zukunft des ganzen Alpha-Quadranten. Sisko hatte nicht gezögert, sein Starfleet-Offizierspatent aufs Spiel zu setzen, um diese Wahrheit zu verkünden.
Jetzt wurde ihm klar: Bei der Verfolgung Eddingtons und des Maquis war es ihm nicht nur darum gegangen, sie für ihre Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen. Er hatte auch Starfleet beweisen wollen, die Situation unter Kontrolle zu haben.
Doch tief in seinem Innern wusste Sisko, dass sie sich längst seiner Kontrolle entzog. In den Visionen hatte er Chaos gesehen, das den Alpha-Quadranten heimsuchte. Im Starfleet-Hauptquartier gab man sich der Illusion hin, dass die Raumsektoren im Bereich der Badlands und des bajoranischen Sonnensystems stabil waren. Nun, die Lage hatte sich gebessert, als bekannt wurde, dass General Martok in Wirklichkeit ein Gestaltwandler war, was dazu führte, dass sich die Klingonen wieder mit der Föderation verbündeten.
Hinzu kam die Kooperation mit den Cardassianern bei Verteidigungsstrategien. Angesichts der vom Dominion ausgehenden Gefahr schien der Alpha-Quadrant endlich geeint zu sein.
Sisko klopfte auf seinen Insignienkommunikator. »Beamen Sie mich an Bord.«
Bevor der Transfer erfolgte, blickte er sich noch einmal in der verlassenen Maquis-Basis um, sah dabei Trostlosigkeit und leere Träume.
An Bord der Defiant übernahm Sisko sofort den Kommandosessel von Worf. Lieutenant Commander Dax bediente wie üblich die Navigationskontrollen, doch an den meisten anderen Stationen saß sekundäres Personal. Chief O’Brien und Major Kira waren in der Raumstation DS9
geblieben und kümmerten sich dort um das eine Woche alte Baby der O’Briens, Kirayoshi.
»Ist der Schirmfeldgenerator vorbereitet?«, fragte Sisko.
»Aye, Captain«, bestätigte Worf.
»Aktivieren Sie ihn.« Sisko presste unterm Kinn die Fingerspitzen aneinander und beobachtete, wie das blaue Glühen des Hangar-Kraftfelds allmählich dunkler wurde. Bald war alles schwarz, und nichts wies mehr auf den Stützpunkt im erloschenen Vulkan hin. Der Generator für das Schirmfeld befand sich im Innern des Stützpunkts und ließ sich nur mit dem richtigen Code deaktivieren. Auf diese Weise sollten noch in Freiheit befindliche Maquisarden daran gehindert werden, die Basis erneut zu nutzen.
»Abschirmfeld aktiviert und stabil«, meldete Worf. »Die Northstar setzt sich mit uns in Verbindung.«
Captain Mikhail erschien auf dem Schirm. Zufriedenheit glänzte in seinen dunklen Augen. »Es ist also vollbracht, Captain Sisko. Wir fliegen jetzt los.«
»Wir sehen uns in einigen Wochen an Bord von DS9
wieder«, sagte Sisko.
»Es ist mir immer ein Vergnügen.« Mikhail lächelte kurz und unterbrach dann die Verbindung.
»Die Starfleet-Transporter schwenken aus dem Orbit«, sagte Dax, als die Northstar und die Lakota mit den Kolonisten –
ehemaligen Maquisarden – aufbrachen.
»Nehmen Sie Kurs auf DS9«, ordnete Sisko an. »Gehen Sie auf Warp sieben, sobald wir den Sensorschatten verlassen haben.«
Er hörte kaum das zufriedene Murmeln der Besatzungsmitglieder, als die Heimreise begann. Jetzt gab es keine Maquisarden mehr, die irgendwo auf der Lauer lagen, um Raumschiffe der Föderation und des Cardassianischen Reiches aus dem Hinterhalt anzugreifen. Deshalb glaubte die Crew, dass die Dinge nur besser werden konnten.
Sisko glaubte nicht daran. Er fühlte sich wie jemand, der auf der Türschwelle saß und beobachtete, wie sich die Horden näherten. Die Verantwortung dafür, sie aufzuhalten, ruhte auf seinen Schultern. Wenn irgendetwas schief ging, starben seine Leute als Erste.
II.
Odo unterschrieb die Liste, die ihm der Handcomputer zeigte und auf der die Namen der hochrangigen Maquisarden standen,
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