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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vakuums um uns herum, und des kalten Plastikstuhls an meinem Hintern.
    »Major?«
    Hvarlgens Finger lagen auf meinem Handgelenk. Ich schaute auf – mir wurde von den Lunies applaudiert, die wie hellgelbe Vögel alle in einer Reihe auf dem Bett saßen.
    »Niemand verläßt den Raum!« sagte Hvarlgen. Sie ging umher. Alle stimmten darin überein, was der Schatten gesagt hatte. Alle stimmten darin überein, daß es innerhalb ihrer Köpfe gesteckt hatte, eher wie die Erinnerung an eine Stimme, oder eine eingebildete Stimme, als ein wirkliches Geräusch. Und alle stimmten darin überein, daß es nicht meine Stimme gewesen war.
    »Jetzt gehen Sie bitte alle«, bestimmte Hvarlgen. »Dr. Kim und ich müssen uns besprechen.«
    »Gilt das auch für mich?« fragte ich.
    »Sie können bleiben. Und er kann bleiben.« Sie wies auf die Schüssel, welche die Lunies soeben zurück auf ihren Tisch stellten. Sie ließen ihn nahe der Tür stehen.
     
    »Verdammt!« rief Hvarlgen. Unsinnigerweise schüttelte sie den Recorder, aber es gab keine Aufnahme von den Worten des Schattens, genauso wenig wie von seinem Bild. »Das Problem ist, daß wir überhaupt keinen greifbaren Beweis für irgendeine Kommunikation haben. Und doch wissen wir alle, daß sie stattgefunden hat.«
    Dr. Kim nahm eine Nasevoll FriedFind und lächelte irgendwie unergründlich. »Es sei denn, wir sind der Ansicht, daß uns der Major hier hypnotisiert hat.«
    »Das sind wir nicht«, entgegnete Hvarlgen. Es war später Nachmittag. Wir tranken immer noch Kaffee unter der Magnolie. »Aber ich verstehe nicht«, sagte sie, »wie es uns etwas hören lassen kann, ohne eine Spur zu hinterlassen.«
    »Es ist klar, daß es direkt auf das Gehörzentrum des Hirns einwirkt«, erklärte Dr. Kim.
    »Ohne einen physischen Vorgang?« fragte Hvarlgen. »Ohne eine materielle Verbindung? Das wäre Telepathie!«
    »Entweder alles oder gar nichts ist physisch«, sagte Dr. Kim. »Besteht dieses Ding aus Materie? Vielleicht hat es visuellen Zugang zu unseren Gehirnen. Wir alle haben es angesehen, als es redete. Das Gehirn ist genauso stofflich wie die Luft. Licht ist stofflich. Das Bewußtsein ist stofflich.«
    »Aber warum muß es überhaupt ein physischer Kontakt sein?« fragte ich. »Der Schatten ist nicht wirklich hier, das fühle ich. Wir können ihn weder berühren noch fotografieren. Warum muß er überhaupt in meinen Körper eindringen? Wenn er das schon muß, warum schlüpft er nicht durch die Haut oder durch die Augen, anstatt… auf diese Art?«
    »Vielleicht scannt er Sie«, gab Hvarlgen zu bedenken. »Für das Bild.«
    »Und vielleicht kann er nur bestimmte Typen scannen«, sagte Dr. Kim. »Oder er unterliegt möglicherweise einer Beschränkung. So wie es uns verboten wäre, uns mit Stammesgenossen aus der Steinzeit auszutauschen, könnte es bei ihnen – wer immer oder was immer sie sind – ein Verbot hinsichtlich bestimmter Abschnitte oder Arten des Lebens geben.«
    »Sie meinen die Sache mit dem ›Neuen Wachstum‹?« fragte ich.
    »Richtig. Vielleicht erscheinen ihnen alte Leute weniger verletzlich. Vielleicht wirkt sich der Kontakt auf wachsendes Gewebe zerstörend aus. Oder sogar tödlich. Sehen Sie sich an, was mit Mersault geschehen ist. Aber ich stelle nur Vermutungen an! Und meine Vermutung ist, daß Sie ihre Wechseljahre noch nicht ganz hinter sich haben, Sunda, nicht wahr?«
    Sie lächelte. So wie ihre düstere Miene ihr Lächeln war, so war ihr tatsächliches Lächeln eine Fratze. »Noch nicht ganz.«
    »Sehen Sie? Und in meinem Fall könnte der wachsende Krebs mit seiner übermäßigen Gier nach Leben als Jugend mißverstanden worden sein. Wie auch immer, vielleicht haben wir es mit Verboten zu tun, mit Formalitäten. Vielleicht ist sogar die außergewöhnliche Art des Kontakts eine Formalität, so wie ein Händeschütteln. Was könnte logischer sein?« Dr. Kim zog sich eine weitere Dosis FriedFind rein, das die Krankenstation mit einem süßen, schweren Geruch erfüllte.
    »Es ist schwierig, es wie einen Handschlag anzusehen«, sagte ich.
    »Warum? Der Anus, in der Vulgärsprache das Arschloch, ist irgendwie schon ein Witz, doch tief in unserem Innersten ist es für uns alle sozusagen der Sitz der physischen Existenz. Es mag von diesem Anderen genausogut als der Sitz des Bewußtseins angesehen werden. Wir sind uns dieses Körperteils ja auch stärker bewußt als, sagen wir, des Herzens. Es ist uns sicherlich auf physische Weise stärker bewußt als das Gehirn. Es

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