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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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darauf lag der Schatten in seiner Schüssel. Eine dritte Lunie hielt die Filmkamera auf den Schultern. Ein vierter trug einen hellgelben Plastikstuhl. Der war für mich.
    Der große Augenblick war gekommen. Hvarlgen und ich näherten uns gemeinsam dem Tisch. Als sie die Schüssel hochhob, bemerkte ich, daß der Schatten vor ihren Händen in die Mitte des Glases zurückwich. Er bewegte sich mit einem Kräuseln, daß mich sowohl abstieß als auch anzog.
    Sie stellte die Schüssel vor dem Stuhl auf den Boden. »Lassen Sie uns anfangen«, sagte sie, während sie den Videorecorder einschaltete, der in ihrem Schoß lag. Die Filmkamera surrte, als ich meine Hose auszog, über meine Schuhe streifte und dann unter meinem Gewand nackt dastand. Die Uhr an der Wand zeigte 9:46 HZ (Houston/Houbolt-Zeit).
    Ich fühlte Angst. Ich fühlte Verlegenheit. Schlimmer noch, ich fühlte mich der Lächerlichkeit preisgegeben, besonders wegen der jungen – männlichen und weiblichen – Lunies, die auf dem leeren Bett saßen und mich beobachteten.
    »O Major, machen Sie sich keine Gedanken!« sagte Hvarlgen. »Frauen sind es gewöhnt, zwischen die Beine geknufft und gestoßen zu werden. Männer können sich das auch einmal gefallen lassen. Setzen Sie sich.«
    Ich setzte mich; das gelbe Plastik fühlte sich kalt an meinem Hintern an. Hvarlgen brachte mit einem Stups wortlos meine Knie auseinander und schob die Schüssel zwischen meine Füße. Dann rollte sie zurück zum Kopfende von Dr. Kims Bett unter der Magnolie. Ich packte den Stift mit der einen Hand und das Papier mit der anderen. Hvarglen und Dr. Kim hatten mir erklärt, was geschehen würde, aber es war trotzdem ein Schock. Der Schatten bewegte sich – er wand sich – aus der Schüssel heraus, floß zwischen meinen Beinen hoch und verschwand in meinem After.
    Fasziniert beobachtete ich, was da geschah. Ich fühlte weder Angst noch Entsetzen. Ich hatte kein ›Gefühl‹ als solches, es war wirklich wie ein Schatten. Aus Scham hielt ich mich mit meinem Gewand bedeckt, doch ich wußte genau, wann der Schatten in meinem Innern war, weil…
    Da war noch jemand im Zimmer. Er stand auf der gegenüberliegenden Seite des Raums, nicht weit vom Fußende des Bettes entfernt, in dem Dr. Kim lag. Der Mann war nicht völlig massiv und nicht ganz ausgewachsen, und er flackerte wie eine schlechte Glühbirne, doch ich wußte sofort, wer er war.
    Er war ich selbst.
    Ich bewegte meinen Arm ein wenig, um zu sehen, ob er den seinen auch bewegen würde, wie ein Spiegelbild, doch er tat es nicht. Er flackerte und wurde mit jedem Flackern größer, oder er kam näher, oder beides. Ich hatte keinen Bezugsrahmen und keine Möglichkeit, seine Größe zu schätzen. Irgendwie war es sehr deutlich, daß er oder es nicht in demselben Raum wie wir waren und sich nicht an demselben Ort wie wir aufhielt. Mein Haar am Hinterkopf richtete sich auf, und nach der greifbaren Stille im Raum zu urteilen, erging es allen anderen ebenso.
    Wir sahen ein Gespenst.
    Es war Hvarlgen, die schließlich zu reden begann: »Wer bist du?«
    Es gab keine Antwort.
    Ich versuchte wieder, meinen Arm zu bewegen, doch der Schatten (denn ich vermutete bereits, daß er und diese Gestalt identisch waren) reagierte auf keine meiner Bewegungen. Irgendwie machte das es leichter; es war, als sähe ich einen Film mit mir selbst und nicht eine Spiegelung. Aber es war ein alter Film; ich sah jünger aus. Und als ich meinen Blick ein wenig ablenkte, verschwand das Bild.
    »Wer bist du?« fragte Hvarlgen noch einmal; es war eher eine Feststellung als eine Frage. ›Er‹ – ›es‹ – der Schatten – begann schneller und schneller zu flackern, und plötzlich fühlte ich Schmerzen im Magen.
    Ich beugte mich nach vorn, und übergab mich beinahe. Ich hielt mir den Mund zu und versuchte, auf die Schüssel zwischen den Stuhlbeinen zu zielen. Aber das war nicht nötig; nichts kam heraus. Ich sah, daß der Schatten wieder in seine Schüssel zurückgekehrt war.
    Ich schüttelte meine Hände und untersuchte sie; sie waren sauber.
    Das Gespenst war verschwunden.
    Die Sitzung war beendet. Hvarlgen starrte mich an.
    Ich schaute auf meine Uhr; es war 9:54. Der ganze Vorfall hatte sechs Minuten gedauert.
    Der Schreibblock und der Stift lagen dort auf dem Boden, wo ich sie fallen gelassen hatte. Der Block war unbeschrieben.
    »Nun, das war interessant«, sagte Dr. Kim und nahm sich eine große Dosis FriedFind.
     
    Hvarlgen schickte die Lunies fort und ließ

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