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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kaffee bringen, und wir diskutierten die Sitzung bei einem leichten Mittagessen. Bei einem sehr leichten; denn ich war auf eine hoch proteinhaltige und substanzarme ›Astronautendiät‹ gesetzt. Außerdem war mir noch ein wenig übel.
    Wir stimmten alle darin überein, daß die Gestalt ich selbst gewesen war, oder annähernd ich selbst. »Sie war aber jünger«, sagte Dr. Kim.
    »Was also versucht sie uns mitzuteilen?« fragte Hvarlgen. Weder Dr. Kim noch ich antworteten ihr; jegliches Spekulieren schien zwecklos. Sie schaltete ihren Videorecorder an. Anstelle eines Holovideo-Bildes war alles, was erschien, ein Ball aus hellen Störungen. Sie spulte vor, doch nichts änderte sich.
    »Verdammt! Genau wie ich vermutet hatte«, sagte sie. »Wenn wir überhaupt eine Bildaufzeichnung bekommen werden, wird sie auf dem Film sein. Aber der Film muß chemisch entwickelt werden, was bedeutet, daß er den ganzen Weg zurück zur Erde gebracht werden muß, bevor wir wissen, ob es geklappt hat. In der Zwischenzeit…«
    »In der Zwischenzeit«, sagte Dr, Kim, »sollten wir es noch einmal versuchen.«
     
    Hvarlgen hängte sich an ihr Rollstuhltelefon, und bald trafen die Lunies mit dem Schatten in seiner Schüssel, mit der Filmkamera und dem Rest der Mannschaft ein, die wahrscheinlich schon von der morgendlichen Sitzung gehört hatte. Es war 1:35 (HZ). Erstaunlicherweise war es für mich beim zweiten Mal nicht weniger erniedrigend. Doch Wissenschaft ist Wissenschaft; ich zog meine Hose aus. Die Filmkamera klickte und surrte auf der Schulter einer Lunie. Ich hielt den Block und den Stift in einer Hand und war bereit. Hvarlgen rollte zurück zu Dr. Kims Bett. Ich saß auf dem kalten Plastikstuhl und spreizte die Beine. Ich vergaß meine Verlegenheit, als sich der Schatten aus seiner Schüssel nach oben wand – und verschwand…
    Da war er wieder. Der Schatten. Erneut war die Gestalt zunächst klein und flackerte sich größer und größer, bis sie etwa von halber Größe eines Menschen war, der mit uns zusammen im Zimmer stand, doch irgendwie wußten wir alle, daß es nicht so war. Daß der Schatten weit entfernt war.
    Diesmal sprach er, obwohl er keinen Laut verursachte. Er hörte auf zu reden, dann fing er von neuem an. Er trug kein orangefarbenes Gewand, sondern einen blauen Overall, wie ich ihn früher im Dienst getragen hatte. Wie genau ich auch hinschaute, ich konnte seine Füße nicht erkennen; es war, als ob mein Blick an ihnen abglitte. Ich trug einen Dienstring, aber ich konnte auch ihn nicht sehen; die Hände des Schattens waren verschwommen. Ich wollte ihn fragen, wer er sei, aber ich fühlte, daß ich dazu nicht befugt war. Wir hatten vorher vereinbart, daß niemand außer Hvarlgen reden sollte.
    »Wer bist du?« fragte sie.
    Als wir die Stimme hörten, überraschte sie uns alle. »Kein Wer.«
    Jeder im Raum drehte sich nach mir um, obwohl es nicht meine Stimme war. Ich hätte mich selbst ebenfalls umgedreht, wenn ich nicht der Punkt gewesen wäre, auf den jedermann starrte.
    »Also gut, was bist du?«
    »Ein Kommunikationsprotokoll.« Der Klang der Stimme lief völlig asynchron mit den Mundbewegungen der Gestalt. Auch schien die Stimme nicht von einem bestimmten Ort zu kommen; ich hörte sie unmittelbar mit meinem Geist und nicht mit meinen Ohren.
    »Von wo?« fragte Hvarlgen.
    »Von einem Zweier-System.«
    Die Lunies, die in einer Reihe auf dem Bett saßen, waren vollkommen still. Niemand im Raum atmete, mich eingeschlossen.
    »Was ist ein Zweier-System?«
    Diesmal waren die Lippen beinahe synchron mit den Worten. »Eines und« – der Schatten neigte sich uns entgegen, wie in einer komischen, höflichen Geste – »das andere.«
    Die Laute schienen ihren Ursprung in meinem Kopf zu haben, es war wie die Erinnerung an eine Stimme. Und wie eine Erinnerung schien sie vollkommen klar, aber uncharakteristisch zu sein. Ich fragte mich, ob es meine Stimme war, weil die Gestalt meine Gestalt hatte, doch ich war mir nicht sicher.
    »Welches andere?« fragte Hvarlgen.
    »Nur das andere.«
    »Was willst du?«
    Wie zur Antwort begann das Bild wieder zu flackern, und mir wurde plötzlich übel. Das nächste, an das ich mich erinnerte, war, daß ich auf die Schüssel hinabsah und auf die dunkle Nichtsubstanz, die wir den Schatten nannten. Obwohl er noch dunkel war, schien er nun klarer zu sein, und kalt und tief. Ich war mir plötzlich der kalten Sterne bewußt, die durch das Kuppeldach auf uns herabstrahlten, und des grimmigen

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