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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenig aus der King-James-Bibel über das Tal der Schatten des Todes.
    Danach brachen wir auf.
     
    Beerdigungen auf dem Mond sind nach mindestens drei einander überschneidenden Rechtssystemen illegal, doch das schien Hvarlgen nicht zu stören. Johnnie Hier und Sidrath hatten den lunaren Orbit erreicht und ihr mitgeteilt, sie solle fertig sein, bevor sie landeten, um nicht durch Hvarlgens Rechtsbeugung kompromittiert zu werden.
    Als wir aus der Schleuse traten, hatte die Morgendämmerung bereits begonnen. Bald würde das ungefilterte Sonnenlicht über den Kraterboden rasen oder zumindest springen. In der Station wäre das Leben noch für einige Wochen erträglich, bis etwa zur Mitte des lunaren Vormittags, doch da wir keine geeigneten Raumanzüge für einen Mondspaziergang im Sonnenlicht besaßen – nicht einmal für einen Ausflug in der Dämmerung –, mußten wir uns beeilen.
    Es war mein erster Mondspaziergang seit vielen Jahren. Einer der Lunies und ich waren die Sargträger (auf dem Mond benötigt man nur zwei), während Hvarlgen uns in ihrem mit speziellen Breitreifen ausgerüsteten Ausflugsroller folgte. Obwohl wir Dr. Kims Leichnam so langsam wie möglich dekomprimiert hatten, war er doch im Vakuum angeschwollen. Sein Gesicht war voll geworden, die Runzeln verschwunden, er sah beinahe wieder jung aus.
    Wir trugen ihn einhundert Meter über den Kraterboden zu einem leidlich flachen Stein (flache Steine sind selten auf dem Mond), wodurch wir die Anweisungen befolgten, die wir in dem Umschlag gefunden hatten. Dr. Kim hatte seinen Begräbnisplatz von seinem Bett in Ost aus ins Auge gefaßt.
    Wir legten ihn mit dem Gesicht nach oben auf den tischartigen Stein, so wie es die Indianer getan hatten, damit die Geier herabstoßen und ihre Herzen fressen konnten. Bloß war hier der Himmel zu tief für Geier. Hvarlgen las einige Worte, dann machten wir uns auf den Rückweg. Der Kratergrund wurde zur Hälfte von den westlichen Bergen erleuchtet. Das Sonnenlicht hatte sie vom Fuß bis zum Gipfel angemalt; daher warfen wir lange Schatten – in die falsche Richtung. Wenn in einer Woche der lunare Mittag mit seinen Temperaturen von 250°C herannahte, würde er Dr. Kim zu Knochen und Asche und Dunst verkochen; bis dahin würde er feierlich aufgebahrt liegen, damit die Sterne, die er länger als ein halbes Jahrhundert studiert hatte, nun ihn studieren konnten.
     
    Als wir uns wieder einschleusten, läuteten schon die Glocken für die Neuankömmlinge. Johnny Hier und Sidrath waren exakt zur vorausberechneten Zeit eingetroffen. Hvarlgen rollte auf zwei Rädern los, um sie willkommen zu heißen; ich selbst hatte keine Eile. Als ich im Grand Central ankam, war niemand dort – jedermann begrüßte die Diana in Süd. Ich ging durch den Tunnel zurück nach Ost. Die Schüssel war verschwunden; sie war wegen Sidraths Ankunft in die ›Andere‹ Kuppel zurückgebracht worden. Doch der Schatten schien das nicht zu bemerken. Er stand am Fuß des Bettes und war nicht mehr blaß. Zum ersten Mal schien er mich unmittelbar anzuschauen. Ich wußte nicht, ob ich ›Guten Tag‹ oder ›Auf Wiedersehen‹ sagen sollte. Der Schatten schien schneller und schneller in den Hintergrund zurückzuweichen, und ich mit ihm. Ich verlor mein Gleichgewicht und fiel auf die Knie, und da ›fühlte‹ ich das, was viel später in der ganzen Welt als die ›Berührung‹ bekannt wurde.

 
III
     
    Elf Monate minus vier Tage später klopfte es an der Tür meines Road Lord.
    »Major Bewley?«
    »Nennen Sie mich ruhig Colonel.«
    Es war Johnny Hier. Er trug einen Anzug aus Lederimitat, der mir irgendwie verriet, daß Johnny nicht länger gezögert hatte, sich pensionieren zu lassen. Das überraschte mich nicht. Er war auf dem Weg zu seiner Schwester in Los Angeles, bei der er nun leben wollte. »Wollen Sie mich nicht hereinbitten?«
    »Mehr noch als das«, sagte ich. »Sie sollen die Nacht hier verbringen.«
    Es war beinahe so, als wären wir Freunde, und in meinem Alter ist ›beinahe‹ so gut wie der tatsächliche Zustand, beinahe zumindest. Ich machte auf der Couch Platz (mein Bild – immer dasselbe – befand sich in einem 18 Zoll hohen Magazinstapel), und er setzte sich. Johnny Hier hatte zwanzig Pfund zugelegt, was bei Lunies, die sich endgültig ausschleusen, häufig geschieht. Ich stellte die Kaffeemaschine an. Es mußte der Geruch von Kaffee sein, der uns beide an Hvarlgen denken ließ.
    »Sie ist in Reykjavik«, sagte Johnny Hier. »Als sich

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