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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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Menschen hineinversetzen zu können, der nicht denkt wie ein Mensch.«
    Es war nicht das erste Mal, dass er darüber sprach, aber Nina hatte sich nie richtig vorstellen können, wie man daraus eine Methode entwickeln sollte.
    »Natürlich gehört das zum Menschen dazu«, fuhr Viken fort. »Tiere sind nicht bestialisch, sie können nicht zum Untier werden. Nur Menschen können das. Jeder, der einen Mord plant, hat so eine Bestie in sich. Und wir müssen in uns selbst danach suchen, um sein Verhalten nachvollziehen zu können.«
    »Bist du sicher, dass wir nicht den falschen Weg genommen haben?«, meldete Nina Zweifel an. »Hier mitten im Wald kann doch kein Hof liegen.«
    »Auf Storaker können wir uns ja wohl verlassen«, entgegnete Viken, bog nach rechts auf einen noch kleineren Weg ab und dozierte unverdrossen weiter: »Jeder geplante Mord trägt eine Signatur. Sie ist der Schlüssel zum kranken Hirn des Täters.«
    »In diesem Fall also die Bärenspuren«, sagte Nina, die zunehmend daran zweifelte, dass ihr Begleiter die Wegbeschreibung richtig verstanden hatte.
    »Und die Verletzungen, die aussehen, als wären sie von einem wilden Tier verursacht worden. Beachtest du die Signale, die ein Täter aussendet, kannst du dir ein Bild von ihm machen. Das ist kein großes Problem. Viel schwieriger ist es hingegen, die primitiven Instinkte in sich selbst aufzuspüren, die es möglich machen, sich mit ihm zu identifizieren. Die Welt mit seinen Augen zu betrachten, sich zu bewegen wie er, so zu denken wie er. Wenn dir das gelingt, dann erst bist du ihm wirklich auf der Spur.«
    Nina warf einen verstohlenen Blick auf den Kilometerzähler. Sie hatten seit der Abzweigung schon mehr als fünf Kilometer zurückgelegt. Doch Viken schien das nicht aus der Ruhe zu bringen.
    »Seit dem Augenblick, als ich die tote Frau dort in der Nordmarka liegen sah, habe ich begonnen, ein Täterprofil zu erstellen. Ich denke, der Täter ist ein Mann in den Dreißigern, vielleicht auch schon über vierzig. Er ist überdurchschnittlich intelligent und muss nicht zwangsläufig ein Einzelgänger sein. Falls er Familie hat, führt er ein Doppelleben, vermutlich eine gespaltene Persönlichkeit. Gut möglich, dass er eine gute Ausbildung und einen festen Beruf hat. Er hat vorher noch nicht getötet, aber ich glaube, dass er früher schon in irgendeiner Form Gewalt an Frauen verübt hat. Die Verletzungen der Opfer deuten darauf hin, auf seine Wut diesen Frauen gegenüber. Er hatte eine schwierige Kindheit mit einer dominierenden und kaltherzigen Mutter. Er verspürt keine Reue, sondern eher Befriedigung über seine Taten, und ist zu weiteren Morden in der Lage.«
    Der Wald um sie herum schien immer dichter zu werden, der Weg zunehmend holpriger und steiniger. Nina musste für einen Moment an ihren Vater denken, einen starrsinnigen alten Brauereiarbeiter, der nie nach dem Weg fragte, oder jedenfalls nicht, wenn er sich verfahren hatte. Sie folgten einer scharfen Kurve, hinter der es steil bergauf ging. Auf der Kuppe des Hügels befand sich ein Schlagbaum. Viken sprang aus dem Wagen, spurtete den Hügel hinauf und zerrte am Vorhängeschloss.
    »Abgeschlossen«, stellte er fest und machte seine dreckigen Schuhe sauber, ehe er wieder in den Wagen stieg. »Storaker, der Schuft, muss uns den Weg falsch beschrieben haben.«
    Nina riskierte einen Scherz.
    »Also ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll, dass du mit mir unbedingt diesen einsamen Waldweg entlangfahren musst.«
    Viken ging darauf nicht ein, sondern hatte den Wagen schon wieder in Bewegung gesetzt. Nach der Kurve mussten sie noch mehrere hundert Meter im Rückwärtsgang zurücklegen, bis sie endlich wenden konnten.
    So viel zu seinem berühmten Instinkt, dachte Nina, zog es jedoch vor, diesen Gedanken für sich zu behalten. Offenbar musste man bei Ermittlungen manchmal ungewohnte Wege einschlagen.

34
    V iken fuhr leicht gereizt auf das Tankstellengelände in Åmoen. Er rief Storaker erneut an, begnügte sich aber mit dem Hinweis, dass an der Wegbeschreibung etwas nicht stimmen könne. Seine Gereiztheit nahm nicht ab, als Storaker darauf beharrte, dass seine Beschreibung vollkommen korrekt war. Auch nicht, als er darauf bestand, sie persönlich zu begleiten.
    »In fünfzehn Minuten bin ich in Åmoen«, versicherte er.
    »Siebzehneinhalb«, stellte Viken mürrisch fest, als Storaker endlich auftauchte.
    Kjell Roar Storaker als stattlich zu bezeichnen wäre eine Untertreibung gewesen. Doch

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