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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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sein psychologisches Gespür einsetzte, wenn es galt, ein Geständnis aus jemand herauszukitzeln. Dass er als Dezernatsleiter allerdings eine Katastrophe gewesen wäre, hatte sich bis in die sechste Etage herumgesprochen. Denn im Grunde war er ein einsamer Wolf, der in einer Führungsposition größte Schwierigkeiten hätte, Aufgaben zu delegieren. Noch schwerwiegender war die Tatsache, dass seine Persönlichkeit stets polarisierte. Wer für ihn war, würde für ihn durchs Feuer gehen – wenn auch möglicherweise mehr aus Furcht als aus Zuneigung.
    Viken klopfte zweimal an die halb geöffnete Tür und trat ein. Wie immer trug er ein weißes Hemd, das so weit aufgeknöpft war, dass man den Ansatz seiner dichten, grauen Brustbehaarung erkennen konnte.
    »Im Stehen oder im Sitzen?«, fragte er mit diesem unergründlichen Lächeln, das sie lange verunsichert hatte, inzwischen aber ganz sympathisch fand.
    »Nehmen Sie Platz. Haben Sie schon einen Blick in VG geworfen?«
    »Mach ich jeden Tag.«
    »Und was halten Sie davon?«
    »Die sind offenbar besser informiert, als uns lieb ist.«
    Er schien nicht im Geringsten besorgt zu sein.
    »Wie ist das möglich?«, wollte sie wissen.
    Er strich sich über das Kinn.
    »Tja, entweder kriegen die ihre Informationen aus den tiefen Wäldern in Hedmark … oder von uns.«
    »Dann hätten wir ein Problem.«
    Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Seine polierten spitzen Schuhe glänzten.
    »Ich werde versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen«, sagte Viken. »Wenn wir die Quelle finden, werden Sie die Erste sein, die es erfährt. Trotz allem könnte es schlimmer sein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Journalisten sind wie ein Wolfsrudel. Wenn sie einen Knochen finden, dann stürzen sie sich darauf. Wenn sie keinen finden, stürzen sie sich auf uns. Und das würde unsere Ermittlungen weitaus mehr behindern.«
    Agnes Finckenhagen wusste nicht, ob ihr dieser Vergleich gefiel.
    »Der Polizeidirektor ist da anderer Meinung, der Polizeipräsident ebenso.«
    Viken grinste und erinnerte einmal mehr an einen Wolf.
    »Bastian soll ruhig knurren, das ist sein Job. Aber er beißt nicht.«
    Der kindische Spitzname des Polizeipräsidenten brachte auch Agnes Finckenhagen zum Schmunzeln. Doch erneut musste sie daran denken, wie beruhigend es war, einen Kerl wie Viken – an dem sie sich festhalten konnte, wenn ein Sturm aufzog – in ihrer Nähe zu haben.
    »Ist an dem Artikel von VG irgendwas dran?«
    Er schüttelte entschieden den Kopf.
    »Umweltkriminalität ja. Jagd und Verkauf von geschützten Tierarten ebenfalls. Aber Mord und Terror? Nein! Der Kerl, der in Untersuchungshaft sitzt, besaß zwar dasselbe Narkosemittel, mit dem auch die Opfer betäubt wurden, doch ich gehe davon aus, dass er es wirklich bei wilden Tieren, nicht bei Menschen angewandt hat. Außerdem besitzt er für die fraglichen Zeitpunkte ein Alibi.«
    Dann fügte er hinzu: »Es glaubt doch keiner im Ernst, dass es in Norwegen Terroristen gibt, die Menschen töten, um gegen den Schutz von wilden Tieren zu demonstrieren. Gäbe es hier ein solches Milieu, dann hätten wir längst davon erfahren. Doch die Zeitungen können von so was gut ein paar Tage leben. Selbst die abstruse Idee, dass ein lebensgefährliches Raubtier sich in die Stadt verirrt haben könnte, hat sich glänzend verkauft. Niemand, der älter als fünf ist, glaubt, dass die Frauen wirklich von einem Bären angefallen wurden, aber die Leute lesen eben gern solche Sachen. Wenn die Zeitungen geschrieben hätten, dass wir hinter einem neunköpfigen Troll her sind, hätten sie noch mehr verkauft.«
    Agnes Finckenhagen musste ihm recht geben.
    »Ich könnte beantragen, einen Psychologen hinzuzuziehen, der etwas von Täterprofilen versteht. Dann hätten Sie jemand zum Diskutieren. Dieser Fall ist so speziell, dass wir damit Gehör finden könnten. Was meinen Sie?«
    Viken dachte darüber nach.
    »In diesem Fall würden wir deutlich machen, dass wir von einem Serienmörder ausgehen. Das würde mindestens dieselbe Hysterie auslösen wie das Gerücht über einen wilden Bären.«
    »Die Zeitungen spekulieren doch sowieso schon in diese Richtung. Meinen Sie nicht, dass wir einen solchen Psychologen gut gebrauchen könnten?«
    »Hier bei uns gibt es zwar ein paar Leute, die sich einbilden, etwas von Täterprofilen zu verstehen. Aber die liefern uns haufenweise banale Analysen und noch dickere Rechnungen. Echte Profis finden wir nur im Ausland.«
    »Haben Sie einen

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