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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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anderen Vorschlag?«
    »Fürs Erste sollten wir unsere eigenen Ressourcen ausschöpfen«, entgegnete Viken.

39
    N ina Jebsen loggte sich in die interne Datenbank ein, um zu prüfen, ob es zu den beiden Mordfällen aktuelle Hinweise aus der Bevölkerung gab, die für sie von Interesse sein konnten. Am Wochenende waren fünfunddreißig Hinweise registriert worden. Seit die Zeitungen über die Morde berichteten, waren zahlreiche Menschen als vermisst gemeldet worden. Größtenteils handelte es sich um Frauen, die nach wenigen Stunden wieder auftauchten.
    Eine Vermisstenanzeige wurde als so interessant eingestuft, dass eine Streife losgeschickt worden war, um der Sache auf den Grund zu gehen. Eine Adresse in Rodeløkka. Eine sechsunddreißigjährige Frau, die seit Freitagnachmittag nicht mehr gesehen worden war. Früher heroinabhängig, stellte Nina fest, der Ton des Berichts sprach eine deutliche Sprache. Gut möglich, dass sie einen Rückfall erlitten hatte, sich irgendwo auf der Straße herumtrieb und in ein Krankenhaus, womöglich in ein Hospiz, eingeliefert werden würde. Doch ihre Nachbarin, die sie vermisst gemeldet hatte, war sich ganz sicher, dass etwas anderes dahinterstecken musste. Als sie am Sonntagabend von einem Wochenendausflug nach Hause gekommen war, habe die Tür zu ihrer Wohnung offen gestanden, und der Fernseher sei eingeschaltet gewesen. Nina notierte sich den Namen und wandte sich den anderen Hinweisen zu.
    Sie war beinahe fertig, als das Telefon klingelte. Die Rezeption hatte eine Anruferin in der Leitung, die unbedingt Viken sprechen wollte, der in einer Sitzung war. Nina machte darauf aufmerksam, dass kein unbekannter Anrufer so ohne weiteres in ihr Dezernat durchgestellt werden durfte. Nachdem Viken ein paarmal in der Zeitung und im Fernsehen gewesen war, wollte alle Welt mit ihm persönlich sprechen. Aber die Beamtin von der Telefonzentrale wies darauf hin, dass die Anruferin entscheidende Informationen zu den beiden Mordfällen haben könnte und mit niemand anders darüber reden wollte. Nina gab seufzend nach und bat darum, die Unbekannte mit ihr zu verbinden.
    »Herr Viken?«, rief eine Frauenstimme in ihr Ohr.
    »Herr Viken ist in einer Besprechung«, entgegnete Nina. »Mit wem spreche ich?«
    »Sie müssen unbedingt etwas unternehmen!«, meinte die Frau beschwörend, und Nina bedauerte bereits ihre Nachgiebigkeit.
    »Wir unternehmen ständig etwas«, entgegnete Nina, »darauf können Sie sich verlassen.«
    »Sie vernachlässigen Ihre Arbeit«, behauptete die Frau. Nina sah auf die Uhr. Sie würde dieser Frau noch maximal dreißig Sekunden einräumen.
    »Es wird wieder passieren. Und Sie tun einfach nichts.«
    »Vielleicht könnten Sie mir etwas genauer erklären, was Sie damit meinen«, schlug Nina vor.
    Plötzlich veränderte sich der Tonfall, wurde tiefer und langsamer:
    »Worauf Sie sich verlassen können. Wer Augen zum Sehen hat, der wird sehen. Meinetwegen könnt ihr alle zur Hölle fahren. Einen anderen Weg gibt es nicht. Ihr könnt ihn nicht retten.«
    »Wen können wir nicht retten?«
    »Einen Gerechten gibt es in dieser Stadt, und kaum jemand weiß, wer er wirklich ist. Sein Name soll für alle Zeit gesegnet sein. Er ist das Licht in der Finsternis. Aber die Mörder und Totschläger sind hinter ihm her, und wenn sie ihn kriegen, werden Sodom und Gomorrha und Jerusalem fallen, und wenn ihr ein bisschen Verstand in euren Köpfen hättet, würdet ihr ihn Tag und Nacht beschützen. Doch die Auserwählten werden ihm folgen. Ich bin ihm gefolgt, bis zur Endstation, End-Station, und Gott weiß, dass ich ihm weiterhin folgen werde. Er ist das Licht in der Finsternis, doch ihr versteht nicht, dass seine Zeit zur Neige geht.«
    Die Frau legte auf. Nina Jebsen starrte eine geraume Zeit auf den Monitor, ehe sie ein Dokument öffnete und ein paar Bemerkungen zu dem Telefongespräch festhielt. Sie fragte sich, warum sich immer so viele Verrückte von unaufgeklärten Mordfällen angezogen fühlten. Sie kreisten sprichwörtlich wie die Motten um das Licht.

40
    A xel stieg die schiefe Treppe hinauf, deren schmutzig gelber Filzbelag in der Mitte schon durchgescheuert war. Die ausgetretenen Stufen gaben ihm das merkwürdige Gefühl zu fallen. Sie hatte ihm eine SMS geschickt: »Ich muss mit dir reden.« Er musste auch mit ihr reden, ein letztes Mal.
    Sie öffnete die Tür und ließ ihn hinein. Blieb im schummrigen Flur stehen und sah ihm in die Augen.
    »Danke, dass du gekommen bist«, sagte

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