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Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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er ihn in die Kirche zurück.
    Die Bauersfrau schlief immer noch in der Bank. Rasch stellte Mathias den Korb neben die Mutter und verschwand.
    Sie wanderten nach Bendorf oberhalb von Neuwied. Hier trafen sie zwei Gefährten, die gerade nach Montabaur ziehen wollten. Sie waren durch einen Boten eingeladen worden, den dortigen Kumpanen bei einem großen Überfall zu helfen. Mathias, Picard und Karl Schmitt schlossen sich den beiden an.
    Die Räuber in Montabaur begrüßten die Offiziere freudig. Aber der schon gewählte Anführer wollte das Brecheisen nicht an die erfahrenen Hauptmänner abgeben. So wurden Mathias und Picard nur zu Unterführern gewählt.
    Sie zogen mit zehn Männern nach Horressen. Mathias und der Franzose übernahmen die Wache. Der Überfall stieß auf heftige Gegenwehr. Kaum war der Sturmtrupp in das Haus eingedrungen, als die Bewohner das Feuer auf die Männer eröffneten. Der Anführer wagte nicht weiterzugehen. Er bot Picard das Brecheisen an und versteckte sich selbst hinter einer Regentonne, die im Hof des Hauses stand. Der Franzose erkämpfte mit den Gefährten die Treppe. Einer der Verteidiger hieb Picard mit einer langstieligen Axt an den Kopf er stürzte bewusstlos die Stufen hinunter.
    Mathias übernahm das Kommando. Es gelang ihm, mit dem Sturmtrupp die Bewohner bis in eine Kammer des oberen Stockwerks zu treiben. Hier bekam er einen schweren Stoß vor die Brust und schlug rückwärts zu Boden. Die Knechte des Hauses fielen über ihn her, aber im letzten Moment befreiten ihn die nachdrängenden Kumpane. Jetzt wurden die Bewohner ganz überwältigt und das Haus geplündert. Die Beute betrug nur wenige Louisdors.
    Picard wurde auf einer Leiter weggeschleppt. Er blutete stark aus der klaffenden Kopfwunde.
    Am Dorfrand hatten sich ein paar Bauern aufgestellt. Sie wurden mit drei Pistolenschüssen auseinander getrieben.
    Kaum war die Bande in Sicherheit, als Mathias sich auf den feigen Anführer stürzte. Er riss ihm die Haare büschelweise vom Kopf und trat ihm heftig in den Leib. Schließlich zogen ihn die Gefährten von seinem Opfer. »Du bringst ihn ja um, du Fetzer!«
    Mathias trennte sich von der Bande. Er schleppte den verletzten Picard zusammen mit Schmitt nach Neuwied. Hier verbargen sie sich in der Scheune eines befreundeten Bauern. Mathias schlich in der Dunkelheit zu dem Bader, der seine Geschwüre behandelt hatte. Er kaufte Verbandsstoff und eine Heilsalbe für Picard.
    Später in der Nacht besuchte er seine Tochter. Er sah sie nur im Schlaff weil er es vor Mitternacht nicht gewagt hatte, in das Haus des Belz zu schleichen. Bevor er die Herberge verließ, bat er den Wirt um eine Wachskugel.
    Nach einer Stunde schlich Mathias durch eine unverschlossene Pforte in den Schlossgarten und gelangte so in den Hof der Residenz. Er drückte das Wachs gegen das Türschloss des Nebengebäudes, in dem sich die Schatzkammer des Fürsten befand. Leise, wie er gekommen war, verschwand er wieder unbemerkt durch die kleine Gartenpforte.
    Am nächsten Tag bog er in der Scheune einen Dietrich nach der Vorlage des Wachsabdrucks. Den Kumpanen sagte er, dass er sich im Machen von Schlüsseln üben wolle.
    In der folgenden Nacht besuchte er wieder seine Tochter. Er strich dem schlafenden Mädchen über das Haar und flüsterte: »Bald bin ich reich, dann gehn wir weit weg.« Er gelangte durch die Gartenpforte zum zweiten Mal in den Schlosshof und bis zur Tür des Nebengebäudes. Der Dietrich passte, und geräuschlos öffnete Mathias. Er stieg die Treppe hoch und untersuchte jede Tür. Nur eine war mit einem großen Kettenschloss gesichert. Dahinter vermutete er die Schatzkammer des Fürsten. Mathias presste die Wachskugel gegen das Kettenschloss und gegen das Schlüsselloch der Tür, dann verließ er lautlos das Gebäude. Er verschloss mit dem Dietrich wieder das Eingangsportal und kehrte durch den Schlossgarten zu Picard und Schmitt in die Scheune zurück.
    Die Wunde am Kopf des Franzosen hatte sich geschlossen. Er konnte bereits wieder ohne Hilfe in der Scheune auf und ab gehen.
    Am nächsten Tag bog und feilte Mathias an zwei Eisenstücken.
    Als er auch am dritten Abend verschwand, um seine Tochter zu besuchen, spotteten die Gefährten über seine väterlichen Gefühle. Mathias schlich wieder in die Herberge. Nur kurz sah er in die Kammer seiner Tochter, dann fragte er den Wirt nach den Schätzen des Landesherren. Belz berichtete, dass der Fürst zu Wied in der nächsten Woche zwanzigtausend Taler aus

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