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Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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und Schmitt schliefen in einer verlassenen Scheune.
    Am ersten Tag des großen Festes versuchten sie, auf dem Markt den Fremden etwas aus den Taschen zu stehlen. Nur Mathias gelang es, einen Pfeifenkopf und einen Tabaksbeutel zu erwischen. Zwischen dem Tabak fanden sie einen Silbertaler.
    Gegen Abend mischten sie sich unter die lärmenden Gäste in einer Wirtsstube. Mathias entdeckte einen Holzkoffer, er stand neben einem der Besucher. Picard und Schmitt setzten sich hinter den Mann und stützten jeder einen Fuß auf die Kante des Koffers. Mathias beugte sich zu der einzigen Öllampe des Schankraums. Er hielt seine Pfeife in der Hand und tat so, als wolle er sie anzünden. Schnell drehte er den Docht zurück, und das Licht verlosch. Er bat laut um Verzeihung für seine Ungeschicklichkeit und wartete, bis die Lampe wieder angezündet wurde. Noch einmal entschuldigte er sich und ging zur Tür. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Picard, Karl Schmitt und auch der Holzkoffer verschwunden waren.
    Die Räuber flüchteten mit ihrer Beute aus dem Ort. Auf einem Feld öffnete Mathias mit seinem Messer das Schloss. Sie starrten enttäuscht auf den Inhalt. »Verdammt, wir haben nur Pech!« Sie hatten die Puppen eines Marionettenspielers gestohlen.
    »Mon ami mir fehlen Pferde, Männer und Geld. Nur so kann ich arbeiten!«
    »Halts Maul, du pinkeliger Franzmann. Ich weiß genau, mit uns geht’s runter. Pferde! Männer! Ich will was zu fressen und ein Dach überm Kopf!«
    Am Sonntag trafen sie auf dem großen Jahrmarkt drei Frauen, die oft in Neuwied mit der Bande gefeiert hatten. Die Männer konnten sie überreden, für sie zu stehlen, aber ihre Beute an Tüchern und Kattun war zu gering, um sie einem Hehler anzubieten.
    Am Sonntagabend schlichen die Räuber in ein Wirtshaus, in dem drei Musikanten zum Tanz aufspielten. Picard und Mathias bemerkten eine fest verriegelte Kammer neben der Schankstube. Mathias spielte den Betrunkenen und fiel unter lautem Gelächter der anderen Gäste so hart gegen die verschlossene Tür, dass sie aufbrach. Er rappelte sich wieder auf und torkelte in die entgegengesetzte Ecke der Wirtsstube. Während die Gäste ihn auslachten, holten Picard und Schmitt einen Korb aus der Kammer und trugen ihn durch die Schankstube hinaus. Sobald Mathias feststellte, dass die Gefährten mit ihrer Beute entwischt waren, schwankte er zur Tür und verließ das Wirtshaus.
    Wieder auf dem Feld außerhalb des Ortes öffneten sie den Korb. Der Inhalt bestand aus Papierblumen und kleinen Seidentüchern. Es war der Schmuck für einen Hochzeitszug. Mathias verstreute die Blumen und Tücher über den Acker.
    Noch in derselben Nacht schlichen die drei Männer zur Kirche von Pützchen. Der Kirchenraum war voll mit Menschen. Die meisten waren hier, weil sie nicht genug Geld hatten, um sich einen Schlafplatz zu mieten.
    Mathias schlich mit dem Franzosen in den fast dunklen Raum. Einige Kerzen brannten ruhig vor den Heiligenbildern. Sie hatten Schmitt am Eingangsportal zurückgelassen, damit er ihnen bei einer Flucht den Rücken freihalten könnte. Die beiden Räuberoffiziere schoben sich durch die Reihen. Endlich entdeckten sie eine Bauersfrau, die leise schnarchend in der Kirchenbank saß. Neben ihr stand ein großer, zugedeckter Korb. Mathias und der Franzose stellten sich dazu. Sie bekreuzigten sich und sanken auf die Knie. Nach einer Weile, so lange, wie man für ein Gebet braucht, erhoben sie sich wieder und verließen mit dem Korb die Kirche.
    Sie trugen die Beute in ihrer Mitte. Kaum hatten sie die letzten Häuser von Pützchen hinter sich, als sie plötzlich leises Wimmern aus dem Korb hörten. Erschreckt hoben sie das Tuch, kleine Händchen streckten sich ihnen entgegen. Sie hatten das Kind der Bauersfrau geraubt.
    »Mes amis , es hat keinen Zweck, ich muss zurück nach Frankreich.«
    »Womit denn?«, knurrte Mathias.
    Schmitt heulte fast vor Wut. »Das ist kein Leben mehr, wir hauen ab. Schmeißt den Balg in den Graben.«
    »Wag es, und ich stech dich ab!« Mathias presste den Korb an sich.
    Stumm standen sich die drei Räuber gegenüber.
    »Unsere Zeit ist vorbei«, sagte Mathias langsam. »Wir können nur sehen, dass wir ein paar von früher treffen und uns vor Soldaten und Polizisten verstecken. Wir müssen vom Rhein weg!« Vorsichtig setzte er den Korb mitten auf den Weg. »Aber erst bring ich das Kleine zurück. Wartet was.« Er hockte sich zu dem Kind und schaukelte den Korb, bis das Wimmern verstummt war. Dann trug

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