Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)
Diese geilen Böcke!« Hilde tat sehr empört. Johann Müller knurrte: »Ich bring die Kerle um.«
»Unser ganzes Geld haben sie eingesteckt.« Christine weinte. Die Frauen berichteten, dass die Plünderer heute noch einmal kommen wollten.
Mathias lachte. »Na, die werden sich wundern! Schließlich habe ich für jeden von uns dem Amtmann zehn Goldstücke gegeben. Wir haben den Aufenthalt bezahlt!« Johann schärfte den Frauen ein: »Geht in den Ort! Sobald ihr die Husaren bemerkt, kommt durch den Wald und weckt uns!« Die Räuber legten sich hin. Der lange Nachtmarsch durch den Schnee hatte sie erschöpft.
Gegen Mittag stürzten Hilde und Christine in die Ziegelei. »Sie kommen!« Mathias sprang sofort auf. »Und ich hab noch nicht mal nen Prügel, ich Idiot!« Er rannte aus dem Haus, um nach einem dicken Knüppel zu suchen. Er lief zu der Scheune am Rand der Lichtung.
»Wie viele sind es?«, schrie Johann.
»Acht bis zehn Reiter!«
Der Straßburger rannte durch die Ziegelei. »Es sind zu viele! Wir müssen weg!« Damit nahm er seine Frau am Arm und zerrte sie durch die Hintertür ins Freie. Picard und die erschreckten Kumpane verließen hastig ihre Kammern und stürzten dem Straßburger nach.
Mathias hatte einen schweren Knüppel gefunden. Aus dem Wald hörte er das Stampfen der Pferde, die sich durch den Schnee kämpften. Er rannte wieder zur Ziegelei. Die Husaren erschienen am Waldrand. Sie entdeckten Mathias und gaben den Pferden die Sporen. »Johann, Picard, kommt raus! Es geht los!«
Atemlos erreichte er den Eingang. »Die Kerle sind da! Kommt raus!« Die zehn Reiter galoppierten direkt auf ihn zu. Er fuhr herum und schwang den schweren Knüppel. Den ersten Husaren schlug er mit einem Hieb vom Pferd. Jetzt zückten die andern ihre Säbel, sprangen aus den Sätteln. Sie schrien und stürmten auf ihn zu. Mathias sah die Übermacht, schleuderte den Knüppel weit über die Köpfe der Angreifer und streckte den Soldaten die Hände entgegen. Sein Gesicht war verzerrt. »Halt! Nicht näher!«
Die Husaren blieben stehen, sie sahen verblüfft auf den kleinen Mann. Der Reiter, den Mathias aus dem Sattel geschlagen hatte, stand aus dem Schnee auf. Er presste die rechte Hand an seinen verletzten linken Arm. »Den bekommen die Werber!«, fluchte er. »Bindet ihn an einen Strick. Wir lassen ihn bis Geinhausen hinter uns herlaufen!«
Mit einem langen Seil wurden Mathias die Hände gefesselt. Der verletzte Husar verknotete das lose Ende am Horn seines Sattels. Ohne die Ziegelei zu durchsuchen verließen die Soldaten mit ihrem Gefangenen die Lichtung. Mathias lief hinter dem Pferd her. Wenn er fiel, wurde er einige Meter geschleift, bevor er wieder auf die Füße kam.
Christine hatte durch einen Fensterspalt die Verhaftung ihres Mannes angesehen. Sie starrte dem Reitertrupp nach, sah, wie Mathias stürzte und einige Meter durch den Schnee geschleift wurde. Sie wischte sich zornig die Tränen von den Wangen.
Nach zwei Stunden kehrten die geflüchteten Gefährten wieder zurück. Sie schlichen sich durch die Hintertür in die Ziegelei. Christine stürzte auf den Straßburger zu. »Du willst ein Freund sein? Ein dreckiger Feigling bist du!«
Hilde hielt die Freundin zurück. Christine heulte. »Mathias ist verhaftet. Er ist ganz allein mit einem Knüppel gegen die Reiter los.«
Jetzt nahm Hilde Partei für die Freundin und schlug ihrem Mann ins Gesicht. Johann Müller musste sich mit den Fäusten gegen die Frauen verteidigen. Picard und die Kumpane verschwanden so schnell sie konnten in ihre Kammer. Die Räuber rafften Decken und Mäntel zusammen. Sie wollten die alte Ziegelei verlassen.
Am nächsten Tag wanderte Christine nach Gelnhausen und erfuhr, dass Mathias am Morgen auf einem Rekrutenwagen von den Werbern mitgenommen worden war. Sie fragte einen Wachsoldaten, wohin der Transport abgegangen sei. »Die Kaiserlichen bilden ihre Truppen in Böhmen aus.« Der Mann lachte. »Die Werber bringen die neuen Rekruten bis hinter die Elbe.«
Seit fast zwei Monaten saßen Karl Heckmann und Adolph Weyers schon im Gefängnistrakt des ›Kölner Hofes‹. Sie waren mit Handspangen und Ketten an die Wand ihrer Zelle gefesselt. Nur wenn der öffentliche Ankläger sie besuchte, wurden die Klammern aufgeschlossen. Anton Keil hatte keine Angst vor den Männern. Er saß fast jeden Abend in ihrer Zelle. Er war freundlich zu den Gefangenen, brachte ihnen Tabak und trank hin und wieder mit ihnen eine Flasche Branntwein. Die Männer
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