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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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guten
     Teil der Fläche. Vier kräftige Männer waren mit dem Entladen etlicher Ballen, Fässer und Seilknäuel beschäftigt. Ihr Atem
     hing in weißen Wolken über ihnen, und die dicken Eisschichten der Pfützen, die unter ihrem derben Schuhwerk brachen, bildeten
     eine knirschende Geräuschkulisse.
    «Wo finde ich den citoyen Levallois?» Ein Mann mit dürren Beinen und auffallend langen, rabenschwarzen Haaren stand plötzlich
     vor Marie-Provence. Wo kam er her? Sie hatte ihn nicht kommen hören.
    «Du findest ihn in der Schmiede», antwortete sie zurückhaltend. «Komm mit, ich führe dich zu ihm.»
    Sie fanden André in einem der Nebenräume der Schmiede vor. Er war trotz der Kälte in Hemdsärmeln und stand an einem Fass,
     in dessen Deckel er gerade ein Loch bohrte. Seine Hände waren schmutzig, und goldgelbes Holzmehl bepuderte den Flaum seiner
     Unterarme.
    Der schwarzhaarige Mann trat zu ihm und hielt etwas hoch, das schlaff und formlos zwischen seinen Fingern hing.
    «Pardon, ich möchte nicht stören, citoyen, aber mehrere von diesen Dingern hier befanden sich auch in der Lieferung. Hast
     du das wirklich bestellt?»
    André zog einen Mundwinkel hoch. «Aber ja! Das sind Blasen. Sie werden unter dem Korb befestigt, um die Landung abzufedern.
     Leg sie zu dem Leinenstoff, der für die Fütterung des Korbes vorgesehen ist.»
    |338| «In Ordnung.» Der Mann nickte und machte kehrt.
    «Wer ist denn das?», fragte Marie-Provence mit gerunzelter Stirn.
    «Ignace Moulin. Ich habe ihn heute Morgen als Oberaufseher für die Handwerker angestellt. Ich kann nicht überall sein, und
     der Mann scheint mir über eine gute Beobachtungsgabe zu verfügen.»
    «Seltsam», murmelte Marie-Provence. André sah sie fragend an, und sie fügte hinzu: «Ich bin mir ziemlich sicher, den Mann
     schon einmal gesehen zu haben.»
    «Warum auch nicht? Er sagte mir, er wohnt im Temple. Und du bist ja des Öfteren in der Gegend.»
    «Er gefällt mir nicht.» Marie-Provence zog voller Unbehagen die Schultern hoch. «Kannst du ihn nicht wieder wegschicken?»
    André musterte sie. «Nicht ohne triftigen Grund. Die Zeiten sind nach wie vor unsicher. Man weiß nie, ob ein Angestellter
     sich nicht als Unruhestifter entpuppt, der sich für eine Entlassung rächt und das Werk, in dem er gearbeitet hat, mit Hilfe
     einer Horde Gleichgesinnter anzündet.» Er legte einen Finger unter ihr Kinn und sah ihr in die Augen. «Allons, Marie», murmelte
     er, «du musst versuchen, das alles zu vergessen. Es gibt keine dunklen Männer mehr, die dich verfolgen, selbst der oberste
     Ankläger des revolutionären Tribunals, Fouquier-Tinville, sitzt im Gefängnis. Es ist vorbei!»
    Sie kaute auf ihrer Oberlippe und nickte. «Ja, du hast recht.»
    In der Tat war der neue Wind, der durch die Stadt fegte, zeitweise zu einem Wirbelsturm herangewachsen. Nicht nur der Mann,
     der ihre Mutter auf dem Gewissen und auch Marie-Provence verurteilt hatte, wartete auf seinen Prozess – das gesamte revolutionäre
     Tribunal war aufgelöst und über fünfhundert Verdächtige waren befreit worden. Der Wohlfahrtsausschuss, der während des Terror-Regimes
     das Land regiert und in dem Robespierre das Sagen gehabt hatte, war entmachtet worden und musste seinen Wirkungskreis zukünftig
     auf die Außenpolitik beschränken. Marats Überreste |339| waren aus dem Panthéon geflogen, und man munkelte, dass in der Provinz eine Gegenbewegung wütete, die im Namen von Louis XVII . Revolutionäre massakrierte.
    All diese Ereignisse schienen Marie-Provence zu sehr der Gunst der Stunde entsprungen und zu wenig die Folgen eines wohldurchdachten
     politischen Vorgehens, um ein Gefühl der Sicherheit aufkommen zu lassen. Dabei benötigte das Land dringend Ruhe und eine stabile
     Regierung. Frankreich brauchte wieder einen König, davon war sie nach wie vor überzeugt. Ob Louis-Charles derjenige war, unter
     dem sich all diese Menschen einmal als Brüder wiedervereinen würden? Poura, Assmendi und die anderen Royalisten teilten diese
     Auffassung. Und auch ihr Vater, der jetzt schon zwei Monate fort war, um Charles’ Flucht nach Osten zu organisieren, hätte
     diese Frage auf jeden Fall bejaht. Aber sie selbst?
    Marie-Provence fröstelte, als sie an das gebrochene, stumme Kind dachte, das im Temple dahinsiechte. Nur in seltenen Augenblicken
     ließ sie es zu, dass ihre Zweifel zu Wort kamen. Doch immer seltener konnte sie die Frage unterdrücken: Wie würde Charles
     auf seine

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