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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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Charles? Ich muss mir ein Glas Wasser holen.»
    Der Blick der Amme wanderte zwischen ihr und Croutignac hin und her. «Natürlich, lass dir Zeit. Du sitzt hier schon seit Stunden.»
    Marie-Provence hauchte einen Kuss auf Charles’ Stirn und lief davon.
    «Sie hieß Félicie. Und sie starb kurz vor ihrem fünften Geburtstag!», schrie ihr Croutignac hinterher.
    In der Küche standen zwei Soldaten. Der eine hielt einen Deckel in der Hand und spähte in einen Kochtopf. «Wann gibt’s hier
     eigentlich was zu essen?», fragte er.
    «Frag deinen Hauptmann», fuhr Marie-Provence ihn an. Der Mann riss überrascht die Augen auf. Sie kippte zornig zwei Gläser
     Wasser hinunter. Verfluchter Croutignac! Was |475| wollte er? Ihr die letzten Stunden mit Charles vergiften? Wie konnte ein Mensch nur so gottlos und grausam sein? Und warum?
     Wenn er nur endlich seinen Mund halten würde! Sie griff ein Messer, um sich eine Scheibe Brot abzuschneiden, und verharrte
     plötzlich. Wenn sie jetzt wirklich stark wäre, würde sie Croutignac dieses Messer ins Herz stoßen!
    Sie erschrak zutiefst über ihren eigenen Gedanken, ließ die Klinge fallen, als sei ihr Griff aus glühendem Eisen, und lief
     wieder in den Garten. Nein, dachte sie, sie würde sich nicht auf Croutignacs Niveau hinablassen. Und sie würde ihm nicht erlauben,
     sich zwischen Charles und sie zu stellen. Ab sofort würde sie ihn einfach nicht mehr beachten!
    Kurz bevor sie den Unterstand erreichte, hörte sie Théroignes ruhige Stimme. Marie-Provence hielt inne.
    «Sie haben sie Félicie genannt, die Glückliche. War es ein glückliches Kind?»
    Ein Schnauben antwortete ihr, das wohl ein Lachen war. «Ja, das war sie. Vom Tag ihrer Geburt an. Glücklich, auf der Welt
     zu sein.»
    «Was konnte sie am besten? Was begeisterte sie?»
    «Geschichten. Märchen. In der Beziehung war sie ihrem Alter weit voraus. Sie fabulierte von morgens bis abends. Erfand ganze
     Welten, in denen es von Magiern und Drachen wimmelte. Und natürlich von Prinzessinnen und Rittern.»
    Marie-Provence presste die Lippen aufeinander und trat vor das Lager. «Ihre Männer möchten Sie sprechen», warf sie Croutignac
     kalt zu, als sie sich wieder neben Théroigne auf ihren alten Platz setzte. Kaum war Croutignac verschwunden, zischte Marie-Provence
     Théroigne an: «Wie kannst du nur mit dem Kerl reden? Siehst du nicht, dass er versucht, mir den letzten Augenblick mit Charles
     zu vergiften?»
    Théroigne schüttelte ihr mächtiges Haupt. «Nein, Kleine, das will er nicht.» Sie deutete mit ihrem Kinn auf Charles. «Das
     hier nimmt ihn genauso mit wie dich, glaub mir.»
    «Mitnehmen?» Marie-Provence lachte scharf. «Der Mann ist überglücklich, Théroigne. Er ist mit schuld daran, dass |476| Charles monatelang in einem fensterlosen Kerker in Einzelhaft verbrachte! Er hat seinen Tod herbeigesehnt und sich geweigert,
     einen Arzt zu ihm durchzulassen. Er hat den Jungen auf dem Gewissen!»
    Théroigne betrachtete sie auf ihre ruhige, wissende Art. «Mag sein. Ich weiß nichts von alledem. Aber ich weiß, dass die Situation
     ihn an den Todeskampf seiner Tochter erinnert. So wie ich ihn verstanden habe, war es sein einziges Kind. Ich glaube nicht,
     dass er hier bewusst stört, sondern eher, dass es ihn mitreißt.»
    «Dann soll er sich woanders mitreißen lassen!»
    Théroigne legte ihr eine Hand in den Schoß. «Du kannst ihn nicht wegschicken oder ihm den Mund verbieten. Du solltest dir
     einmal seine Geschichte anhören. Ich glaube, danach wird er dich in Ruhe lassen.» Théroigne stand auf. «So, und jetzt muss
     ich in die Küche. Wahrscheinlich stehen die Kerle dort schon Schlange und plündern meine Vorräte. Besser, ich schau mal nach
     dem Rechten.»
    Sie verschwand. Charles’ Augenlider flatterten. Ein Vogel sang im nahen Gebüsch, und die Brieftaube lief auf ihrer Stange
     hin und her. Marie-Provence atmete durch und schloss die Augen. Endlich etwas Ruhe und Frieden.
     
    «Marie?»
    Marie-Provence zuckte zusammen. «Charles! Du bist wach!»
    Die Stimme des Kindes war sehr leise: «Der Vogel!» Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. «Du hast ihn mir gebracht!»
    Marie-Provence nickte und lächelte ebenfalls. «Ja.»
    «Gibst du ihn mir?», fragte er stockend.
    Marie-Provence hielt den kleinen Käfig in seine Reichweite. Charles hob mühevoll den Arm, machte sich ungeschickt an der Käfigtür
     zu schaffen. An seiner Nasenwurzel erschien eine senkrechte Falte. Als Marie-Provence ihre

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