Die Ballonfahrerin des Königs
zurückgedrängt worden, doch der Schreck hatte allen bewusstgemacht,
dass dieser Krieg noch lange nicht zu Ende war.
Hoche hatte Konsequenzen ergriffen und seinen Ingenieuren |501| den Bau eines gigantischen Bollwerks befohlen, einer militärischen Befestigungsanlage, die sich unterhalb von Sainte-Barbe
von der Bucht bis zum Ozean erstrecken würde und die Halbinsel völlig vom Festland abschneiden sollte. Es hieß, dreißigtausend
Menschen drängten sich auf Quiberon, und die Landzunge sei nur mäßig bestückt mit Süßwasserquellen. Hoche schien fest darauf
zu vertrauen, dass Hunger und Hitze ihr Übriges tun würden. Doch wie sah es auf Quiberon wirklich aus? Die englischen Kriegsschiffe
hielten um die Landzunge Wache, schützten die Royalisten vor einem Übergriff und gleichzeitig vor einer Observierung von der
See aus. Aber es war wesentlich zu wissen, wie groß die Vorräte der Feinde tatsächlich waren. Ein paar Stunden im Ballon würden
diese Frage vielleicht beantworten.
«Sind Sie André Levallois?»
André sah überrascht auf. «Ja, der bin ich. Um was geht es?»
Ein fremder Soldat musterte neugierig die Apparatur des Ofens. «General Hoche will Sie sprechen. Kommen Sie unverzüglich mit.»
Der Oberbefehlshaber der republikanischen Armee hatte in einem strohbedeckten Haus sein Hauptquartier aufgeschlagen, in einem
kleinen Ort, achthundert Schritte südöstlich von Sainte-Barbe. Das Einzige, was Hoches Hütte von den vier bis fünf anderen
des Dorfes unterschied, war die riesige blauweißrote Fahne, die jemand über dem Türsturz festgenagelt hatte.
«Ah, Monsieur Levallois, kommen Sie herein.»
Überrascht, dass der Offizier sich seinen Namen gemerkt hatte, betrat André den Raum und schlug salutierend seinen Hacken
in den gestampften Lehmboden.
«Hier, lesen Sie das», sagte Hoche. Er hielt ihm einen Bogen hin.
André nahm das Papier entgegen. Es war zerknittert und beschmutzt und mit Bleistift beschrieben. Auf der einen Seite befanden
sich Wachsspuren, an denen etwas hing – Haare? |502| Ja, ein sehr dünner, verzwirbelter Strang dunkler Haare. Hier hatte jemand versucht, mit notdürftigen Mitteln einen Brief
zu versiegeln. André runzelte die Stirn und sah auf. «Einen an Sie adressierten Brief, General?»
«Lesen Sie», wiederholte Hoche bestimmt.
André gehorchte und drehte das Blatt um. Die Zeilen liefen unordentlich über das Papier, als seien sie in einer ungünstigen
Stellung oder bei schlechtem Licht geschrieben worden. Er las:
Monsieur,
Sie werden mich kaum kennen, auch wenn wir einst dasselbe Gefängnis teilten. Dennoch wende ich mich an Sie mit meinem Anliegen,
weil Ihnen ein ehrbarer Ruf vorauseilt.
In Paris befindet sich ein Mann in den Händen der republikanischen Behörden. Sein Name ist André Levallois. Es ist schwer
für eine Frau, sich einem Unbekannten zu öffnen, vor allem wenn das, was sie enthüllt, ihr nicht zum Ruhm gereicht. Doch ich
werde Ihnen nichts verheimlichen, weil ich mir Ihr Vertrauen verdienen muss.
André Levallois wurde unwissend durch meine Schuld in ein Abenteuer gestürzt, das ihn nicht nur in Gefahr brachte, sondern
auch seine Ehre zerstörte. Ich nutzte ihn und seine Fähigkeiten als Ballonfahrer für meine Zwecke. Da ich der Republik Schaden
zufügte, bange ich, dass Monsieur Levallois sich nun einer Anklage des Hochverrats erwehren muss und dass sein Leben bedroht
ist.
Ich erläutere Ihnen nicht die Gründe für meinen Brief, denn ich muss befürchten, durch sie an Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Sie sind persönlich und an dieser Stelle nebensächlich. Doch ich vertraue darauf, dass Sie Ungerechtigkeit hassen, weil Sie
selbst fast einmal ihr Opfer geworden wären. Darum bitte ich Sie inständig: Legen Sie Ihrer nächsten Berichterstattung nach
Paris das Blatt bei, das sich in diesem Brief befindet. Ich lasse es offen, damit Sie erkennen, was es ist: eine eidesstattliche
Erklärung, die
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Monsieur Levallois vollständig von jeglicher Mittäterschaft freispricht und als Beweis eine minutiöse Aufzählung der damaligen
Ereignisse.
Ich verbleibe vertrauensvoll und dankbar
Ihre
Marie-Provence de Serdaine.
André ließ den Brief sinken.
«Ich vermute, Sie sind dieser Levallois, von dem hier die Rede ist?», fragte der General.
André räusperte sich. «Ja.» Er faltete das Blatt wieder zusammen. Dabei berührten seine Finger unabsichtlich die Haare, die
noch im Wachs gefangen
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