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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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Republik immensen Schaden zugefügt und verdiente es, dafür vor Gericht gestellt
     zu werden. Sie hatte den Royalisten eine Leitfigur zurückgegeben und sie dadurch ungemein gestärkt. Getrieben von Machtgier
     und Egoismus, verhinderten die Royalisten, dass Frieden einkehrte. Sie wiegelten ganze Landstriche auf. Sie waren ein Bündnis
     mit England eingegangen, Frankreichs uraltem Rivalen, und dadurch zum Feind ihres eigenen Landes geworden. Man musste ihnen
     Einhalt gebieten. André traf eine Entscheidung.
    «Ich werde Ihnen Marie-Provence de Serdaine zuführen, doch nur unter einer Bedingung: dass ihr nicht die Todesstrafe droht.»
     André fixierte Hoche. «Schieben Sie es auf meine Unerfahrenheit als Soldat, General. Ich bin dem Tod noch nicht oft genug
     begegnet, um ihm gegenüber gleichgültig zu sein. Als Wissenschaftler habe ich zudem tiefen |506| Respekt vor dem Leben. Ein Jäger werde ich nie werden und auch in der Armee keinen Ruhm erwerben. Das alles nur, um Ihnen
     zu verdeutlichen, dass es mir hier nicht um das Schicksal einer gewissen Person geht, sondern um eine allgemeingültige Abneigung.»
    Hoche hob die Brauen. Er lächelte und wirkte plötzlich sehr jung. «Man hätte Sie Idealist und nicht Genie nennen sollen, Levallois.
     Was, verdammt nochmal, haben Sie eigentlich in dieser Armee zu suchen?»
    André zuckte mit den Schultern. «Auf diese Frage suche ich schon lange keine Antwort mehr, General.»
     
    Cédric Croutignac trat aus seinem Versteck.
    Der General war ernst. «Sind Sie zufrieden?», fragte er knapp.
    Cédric nickte langsam. «Levallois hat nicht in Frage gestellt, dass Sie an Marie-Provence de Serdaine interessiert sind, weil
     Sie sie als Informantin wollen.» Durch das schmale Fenster sah er sinnend der Gestalt nach, die sich mit festen Schritten
     entfernte.
    Cédric hätte André Levallois überall wiedererkannt − den Mann, der einst auf dem Schafott verhindert hatte, dass Marie-Provence
     de Serdaine ihrer Strafe zugeführt wurde. Trotzdem wäre er an dem Soldaten in der blauen Uniform eines Leutnants der Artillerie
     wohl vorbeigegangen, so wenig war er darauf gefasst gewesen, Levallois in der Bretagne erneut zu begegnen. Durch eine glückliche
     Fügung aber war der Brief von Marie-Provence de Serdaine General Hoche in Cédrics Anwesenheit überreicht worden. Und dem war
     auf der Stelle klargeworden, was für eine Gelegenheit sich ihm hier bot. Diesmal würde ihm diese Frau nicht mehr entwischen!
    Cédric drehte sich auf dem Absatz um und betrachtete Hoche. Der General war nicht besonders begeistert von seiner Bitte gewesen,
     Marie-Provence de Serdaine durch Levallois eine Falle stellen zu lassen. Aber Cédrics Vollmachten hatten Hoche letztendlich
     zur Kooperation gezwungen. Dennoch |507| hielt Cédric es für klug, den Oberbefehlshaber rücksichtsvoll zu behandeln. Er nickte ihm zu. «Ich danke Ihnen für Ihre Mitarbeit,
     General. Ich werde nicht vergessen, Sie in Paris lobend zu erwähnen.»
    «Treiben Sie es nicht zu bunt, Croutignac!» Hoche schenkte sich aus einem bereitstehenden Krug ein, ohne Croutignac etwas
     anzubieten. «Ich habe Ihretwegen gerade das Vertrauen eines meiner Offiziere missbraucht. Zudem werde ich mich des Wortbruchs
     schuldig machen.» Zorn loderte in seinem Blick. «Sollte ich dafür mit einer Belobigung beleidigt werden, werde ich Sie zur
     Rechenschaft ziehen.» Er stellte den Krug polternd zurück.
    ***
    «Deine Tochter muss mehr trinken. Und du musst darauf achten, sie im Schatten zu halten.» Marie-Provence betrachtete besorgt
     die eingefallenen Wangen des schreienden Säuglings. «Wie oft legst du sie an?»
    Die Frau, eine Bäuerin aus Locmariaquer, senkte den Kopf. «Ich habe kaum noch Milch.»
    «Darf ich?», fragte Marie-Provence. Die Frau nickte mit gesenkten Lidern, und Marie-Provence fasste in den Ausschnitt der
     Frau. Ihre Brüste waren weich, nur wenige weißliche Tropfen quollen aus den Milchdrüsen. «Wann hat sie das letzte Mal getrunken?»
    «Vor vier Stunden.»
    Marie-Provence strich über die Schultern der Frau. «Es ist nicht deine Schuld. Etlichen stillenden Müttern hier auf Quiberon
     geht es ähnlich. Es ist die Aufregung und das schlechte Essen.» Sie wickelte das Kind wieder ein. «Ich werde eine Amme für
     dein Kind finden, um die Zeit zu überbrücken, bis deine Milch wieder fließt. Du kannst ihr dann regelmäßig deine Tochter bringen.
     Aber behalte die Kleine bei dir, sie braucht dich. Und leg deine

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