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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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Levallois,
     und Soldaten sind keine Moralisten. Monsieur Croutignac besitzt weitreichende Vollmachten und verlangt seit dem Vorfall hartnäckig,
     dass Sie für Ihren Ungehorsam bestraft werden. Vor kurzem sind zwei Herren vom Wohlfahrtsausschuss aus Paris eingetroffen.
     Messieurs Blad und Tallien teilen sich die Befehlsgewalt über Westfrankreich, und ich bin ihnen direkt unterstellt. Tallien
     unterstützt Monsieur Croutignac nun in seinen Forderungen.»
    «Tallien? Jean-Lambert Tallien ist hier?», hatte André verblüfft gefragt.
    «Monsieur Tallien erwähnte bereits, dass Sie sich kennen.»
    Thérésia und ihr Mann waren seit der Flucht aus dem Temple sicherlich nicht gut auf ihn und Marie-Provence zu sprechen. André
     hatte innerlich geflucht. Würde es ihm denn nie vergönnt sein, sich von der Vergangenheit zu lösen? «Heißt das, dass ich jetzt
     verhaftet bin?», hatte er Hoche herausfordernd gefragt.
    «Eine Verhaftung konnte ich bisher verhindern. Aber die Herren wollen ein Zeugnis Ihrer Ergebenheit − was ich ihnen nicht
     verwehren kann.» Hoche hatte ihn fest angesehen. «Leutnant, heute Nacht starte ich eine Generaloffensive auf das Fort. Drei
     Truppen werden gegen die Halbinsel ziehen; einer von denen, die das Fort über die Westküste einnehmen soll, werden Sie angehören.
     Ich verheimliche Ihnen nicht, dass Sie während dieser Mission genau beobachtet werden. Machen Sie heute Nacht einen Helden
     aus sich. Sonst kann ich nichts mehr für Sie tun.»
    «Einen Helden?» André hatte bitter aufgelacht. «Was genau bezeichnet denn die republikanische Armee als Heldentum? Wird eine
     Strichliste geführt, wie viele Feinde ich erlegt habe? Oder ein Verzeichnis der Gliedmaßen, die ich dafür opfern muss?»
    |528| Hoches Gesicht hatte sich verschlossen. «Mäßigen Sie Ihre Worte! Sie beleidigen all die armen Teufel, die heute Nacht ihr
     Leben lassen werden, wahre Helden, denen Hochmut und Opportunismus fremd sind und die nur darauf warten, ihr Blut für das
     Vaterland zu vergießen. Wenn ich Sie so reden höre, kommen mir allmählich selbst Zweifel ob Ihrer Gesinnung.» Gereizt hatte
     der General hinzugefügt: «Monsieur Croutignacs Beharrlichkeit hat mich bisher nachdenklich gestimmt, aber nach diesem Gespräch
     muss ich meine Meinung revidieren.»
    Rauschend umschäumte die nächste Welle Andrés Oberschenkel. Er widerstand dem Sog. Das grelle Licht eines Blitzes enthüllte
     eine apokalyptische Szenerie: Waffen, angespannte Gesichter, zweihundertfünfzig Soldaten, die spinnengleich über das schwarze
     Gestein krabbelten. Zwischen zwei Wellen torkelte André hastig ein paar Schritte weiter auf dem Weg nach oben. Ein paar Minuten
     später war es endlich so weit: Sie hatten die Wassergrenze hinter sich.
    «Da sollen wir hoch?», stieß jemand neben ihm aus und bekreuzigte sich. André spürte die nahezu senkrechte Felswand, die sich
     nun über ihnen auftürmte, mehr, als er sie sah. Ihm war kalt, doch angesichts der Fluten, die vom Himmel fielen, war es sinnlos,
     seine vom Meerwasser triefende Kleidung auszuwringen. Er hauchte auf seine steifen Finger und machte sich an den Aufstieg.
    Der Pfad, dem sie nun folgten, war schmal und so unregelmäßig, dass die Soldaten ihn ohne die Hilfe des Überläufers niemals
     gefunden hätten. Sie kamen nur langsam voran, behindert durch die fast undurchdringliche Dunkelheit und den Regen, der die
     Felsen gefährlich glatt machte. Wenn die Übergänge unpassierbar wurden, bildeten sie Ketten und halfen sich gegenseitig, indem
     sie sich an ihren Schusswaffen hochziehen ließen. Jetzt, da die Brandung sie nicht mehr umtoste, schwiegen sie. Die über ihnen
     thronende, imposante Masse des Forts bedrückte sie.
    Da sie selbst kaum die Hand vor den Augen erkennen konnten, war es höchst unwahrscheinlich, dass jemand sie |529| von da oben entdeckte. Zudem verschluckte der Sturm jeglichen Lärm. Dennoch hielten sie unwillkürlich den Atem an, als sie
     die erste Schutzmauer des Forts erreichten. Diese war nicht allzu hoch. Nach den erlittenen Strapazen war es eine Leichtigkeit,
     sie zu überwinden. Oben kauerten sie nieder, warteten auf einen Befehl – und ließen sich alle zugleich auf die Kompanie leichter
     Artillerie fallen, die sich hinter der Mauer verbarg.
    Erst jetzt stürzten die verdutzten Wachen herbei, die sich wegen des Unwetters untergestellt hatten. Schüsse fielen. André
     riss seine Waffe von den Schultern und schlug mit seinem Kolben einen

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