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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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schnell einspringen kannst»,
     sagte der schmale Mann. «Wie du weißt, arbeite ich schon seit Jahren im Gefängnis. Ich habe bis heute noch nie eine Hilfe
     gebraucht, aber seit sie die Royalisten nach Auray gebracht haben, sind meine Kollegen und ich einfach überfordert.»
    Der Chirurg machte einen freundlichen Eindruck. Théroigne kannte ihn, seit sie ein Kind war. Sie hatte ihn als Sympathisanten
     der Chouans bezeichnet und Marie-Provence zugeredet, Vertrauen zu dem Mann zu fassen.
    Marie-Provence überkam ein Gefühl der Beklemmung, als sie Seite an Seite mit Kerarmel die Straße hinunterlief, die zum Kapuzinerkloster
     von Auray führte. Mit Unbehagen ließ sie ihren Blick die abweisende Mauer hochwandern, hinter der André gefangen gehalten
     wurde. Sie erinnerte sich voller Schmerz an Charles, holte tief Luft und fragte sich, warum das Schicksal sie ständig damit
     quälte, Gitterstäbe zwischen sie und ihre Lieben zu setzen.
    Sie hatte sehr viel Glück gehabt nach der Niederlage der Royalisten. Als sie ins Wasser gesprungen war, hatte sie keinen Augenblick
     darüber nachgedacht, was es für Folgen haben konnte, wenn Marie-Provence de Serdaine, die Befreierin |549| Capets, in die Hände der republikanischen Behörden fiel. Doch Gott sei Dank hatte niemand besondere Notiz von ihr genommen,
     und sie gelangte unerkannt in den Tross der weiblichen Gefangenen. Die Frauen, Alten und Kinder, die man auf Quiberon zusammengetrieben
     hatte, waren der republikanischen Armee allerdings schnell zur Last gefallen und alsbald freigelassen worden.
    Die Männer hingegen, den couragierten Sombreuil an der Spitze, hatte man nach Auray geschickt. Durch seine Verhaftung plötzlich
     auf die Seite seiner früheren Feinde geworfen, teilte André das Schicksal der mehreren Tausend Soldaten, Offiziere und Chouans.
     Getrieben von der Angst um ihn, war Marie-Provence der Kolonne gefolgt, die Auray nach einem achtstündigen Marsch erst tief
     in der Nacht erreichte.
    Nie würde sie den Einzug der ausgehungerten und entkräfteten Gefangenen in der Stadt vergessen. Aus Angst vor Befreiungsaktionen
     und Übergriffen hatten die Republikaner den Einwohnern verordnet, Laternen vor jedes Fenster zu stellen, und eine Ausgangssperre
     verhängt. Graue, schmutzige Gesichter waren stumm durch die gespenstisch stille Stadt marschiert, hundertfach beleuchtet durch
     die flackernden Lichter vor den zugeklappten Fensterläden. Da das Gefängnis der Stadt einem so massiven Ansturm Gefangener
     nicht gewachsen war, wurden diese kurzerhand in die leerstehenden Kirchengebäude gepfercht.
    Noch in derselben Nacht unterzeichneten die Befehlshaber einen Erlass für die Gründung eines Militärtribunals. Es hieß, die
     Richter seien angehalten worden, schnell und gnadenlos zu urteilen. Exekutionskommandos wurden ausgewählt, Wiesenstücke und
     Felder, die als Vollstreckungsorte in Frage kamen, wurden inspiziert. Die Schnelligkeit und Zielstrebigkeit dieser Organisation
     schürte tiefe Angst in den Angeklagten und ihren Angehörigen. Auch Marie-Provence, die erneut bei Théroigne Unterschlupf gefunden
     hatte, hatte heute Nacht keinen Schlaf gefunden.
    Seit André in das Kloster eingesperrt war, hatte sie keine Nachricht von ihm erhalten. Die royalistischen Offiziere, die |550| auf ihre Verhandlung warteten und in den Kirchen, teilweise sogar in den Privathäusern der Stadt untergebracht worden waren,
     wurden von mitleidigen Bürgerinnen der Stadt gepflegt, ernährt und besucht. Von den Insassen des Kapuzinerklosters hingegen,
     die fast ausschließlich aus Chouans, also aus Bauern, bestanden, hörte man so gut wie nichts.
    «Ich bin der Chirurg Philippe Kerarmel. Ich wurde gerufen, um nach den Gefangenen zu sehen.»
    Die Soldaten, die im Kloster Wache schoben, blickten überrascht auf. «Na, das wurde aber auch Zeit», stieß der Ranghöchste
     aus. Nach einem Blick auf die Papiere zog er das Tor auf, das in den riesigen Innenhof führte. «Dachte schon, man hat die
     armen Teufel völlig vergessen.»
    Kaum war das Tor geöffnet, strömte Marie-Provence ein unsäglicher Geruch entgegen. Sie hätte alles gegeben, um nie wieder
     mit diesem Gestank konfrontiert zu werden! Voller Vorahnung riss sie ein Tuch aus der Tasche, drückte es auf Mund und Nase.
     Der Hof war ein Albtraum. Fäkalien und Erbrochenes überall, dazwischen leere Näpfe. Menschen in Lumpen, die auf dem nackten
     Boden schliefen, schutzlos den Elementen ausgesetzt. Mit Flohstichen

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