Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
anderer in der näheren Umgebung. Ein Fachmann hätte an den breiteren Fensterrahmen der Limousine erkannt, dass sie gepanzert war, aber auch das war nicht weiter auffällig. Schließlich war dies Beirut. Ebenfalls nicht ungewöhnlich war der Anblick von zwei bulligen Leibwächtern – beide in braungrauen Popelineanzügen mit dem weiten Schnitt, den Leute bevorzugen, zu deren Dienstkleidung neben einer Krawatte auch ein Pistolenhalfter gehört –, die aus dem Wagen sprangen, sobald er zum Stillstand gekommen war. Auch dies gehörte zu Beirut.
    Und welche Art Fahrgast beschützten sie? Ein zufälliger Augenzeuge hätte sofort gewusst, dass der Mann im Fond – groß, wohlgenährt, in einem teuren, aber nicht sehr eleganten grauen Anzug – kein Libanese war. Seine Herkunft war unverkennbar; er hätte sich ebenso gut in die Stars and Stripes hüllen können.
Während der Fahrer ihm die Wagentür aufhielt, sah der Amerikaner sich unbehaglich um. Anfang fünfzig und mit sportlich straffer Haltung strahlte er das angeborene Selbstbewusstsein eines Eindringlings aus, der Bürger der stärksten Nation der Welt war – und zugleich das Unbehagen eines Fremden in einer fremden Stadt. Der Hartschalen-Aktenkoffer, den er trug, hätte weitere Hinweise liefern oder aber neue Fragen aufwerfen können. Einer der beiden Leibwächter, der kleinere Mann, ging ins Gebäude voraus. Der zweite Bodyguard, dessen Blick keine Sekunde zur Ruhe kam, begleitete den hochgewachsenen Amerikaner. Wie so häufig sahen Schutz und Gefangenschaft ganz ähnlich aus.
    In der Eingangshalle wurde der Amerikaner von einem Libanesen mit kriecherischem Lächeln und öligem schwarzem Haar angesprochen. »Mr. McKibbin?«, fragte er, indem er ihm die Hand hinstreckte. »Ross McKibbin?«
    Der Amerikaner nickte.
    »Ich bin Muhammad«, sagte der Libanese leise, fast flüsternd.
    »Wer ist das hierzulande nicht?«, erwiderte der Amerikaner.
    Sein Verbindungsmann lächelte unsicher und führte den Gast durch ein Spalier aus bewaffnetem Sicherheitspersonal. Diese Leute waren stämmige, bärtige Männer mit Handfeuerwaffen in polierten Lederhalftern; Männer mit wachsamem Blick und von Wind und Wetter gegerbten Gesichtern; Männer, die wussten, wie rasch die Zivilisation zerstört werden konnte, weil sie diesen Prozess miterlebt und daraufhin beschlossen hatten, sich für etwas weit Dauerhafteres zu engagieren: den Handel.
    Im ersten Stock wurde der Amerikaner in einen langen Raum mit weiß verputzten Wänden begleitet. Mit Polstersesseln und niedrigen Beistelltischen, auf denen Thermoskannen mit Tee und Kaffee standen, war er wie eine Lounge eingerichtet, aber auch seine demonstrative Ungezwungenheit konnte nicht verbergen, dass dies kein Freizeitraum, sondern ein Raum für Geschäfte
war. Die Leibwächter blieben draußen in einer Art Vorzimmer; drinnen wartete schon eine Handvoll hiesiger Geschäftsleute.
    Der Mann namens Ross McKibbin wurde mit erwartungsvollem Grinsen und raschem Händeschütteln begrüßt. Es gab Geschäftliches zu besprechen, und sie wussten, dass Amerikaner wenig Geduld für die arabischen Traditionen von Höflichkeit und Indirektheit aufbrachten.
    »Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich mit uns treffen konnten«, sagte einer der Männer, der als Besitzer zweier Kinos und einer Supermarktkette im Großraum Beirut vorgestellt worden war.
    »Ihre Anwesenheit ist eine Ehre für uns«, sagte ein weiterer Typ von der Industrie- und Handelskammer.
    »Ich bin nur ein Vertreter, ein Abgesandter«, erwiderte der Amerikaner leichthin. »Sie müssen mich als Kapitalvermittler sehen. Es gibt Leute, die Geld haben, und Leute, die Geld brauchen. Mein Job ist es, diese beiden Gruppen zusammenzubringen.« Sein Lächeln verschwand, als werde ein Handy zugeklappt.
    »Ausländisches Kapital ist bei uns sehr rar geworden«, stellte ein weiterer Einheimischer fest. »Aber wir sind keine Leute, die einem geschenkten Gaul ins Maul schauen.«
    »Ich bin kein geschenkter Gaul«, sagte McKibbin abwehrend.
    Im Vorzimmer trat der kleinere Leibwächter des Amerikaners an die Verbindungstür. Jetzt konnte er nicht nur hören, sondern auch sehen, was nebenan vorging.
    Ohnehin hätten nur wenige Beobachter Mühe gehabt, die ungleiche Machtverteilung in dem größeren Raum zu erkennen. Der Amerikaner war offenbar einer jener Vermittler, die davon lebten, dass sie für Auftraggeber, die ungenannt bleiben wollten, gegen internationale Gesetze verstießen. Er vertrat

Weitere Kostenlose Bücher