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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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und Aufstände unter Führung von Leuten, die Feinde der bestehenden Weltordnung waren. Belknap suchte einen Mann mit dem Decknamen POSHLUST, einen sowjetischen Waffenexperten, der – auf dem »inoffiziellen« Markt – Informationen an die Libyer und andere unerwünschte Kunden verkaufte. Die Amerikaner wussten nicht, wie er mit richtigem Namen hieß, aber Belknap war auf die Idee gekommen, einer libyschen Delegation zu einem Physikerkongress in dem Seebad Paldiski fünfzig Kilometer westlich von Tallinn zu folgen.
    Dort beobachtete Belknap einen Treff zwischen einem Mann, den er anhand seines Fahndungsbuchs als Mitglied des ägyptischen Sicherheitsdiensts Muchabarat erkannte, und einem russischen Physiker namens Dmitri Baraschenkow. Während einer Podiumsdiskussion, an der Baraschenkow teilnahm, verschaffte Belknap sich Zutritt zum Hotelzimmer des Physikers – die Kongressteilnehmer waren alle in einem leicht heruntergekommenen Kurhotel untergebracht – und durchsuchte es rasch. Er fand genug, um die Identifizierung zu bestätigen.
    Während er jedoch das Zimmer verließ und den Flur entlangging  – weiße und bernsteingelbe Fliesen mit verfärbtem Fugenmörtel  –, wurde er von einem müde wirkenden KGB-Mann mit breitem Bauerngesicht angesprochen: Gennadi. Später wurde Belknap klar, dass Gennadi mit seiner gesamten Truppe hätte anrücken können, aber bewusst allein gekommen war, um weniger bedrohlich zu wirken. Für die Sowjets war POSHLUST sehr peinlich – einer ihrer Leute, der auf eigene Rechnung Geschäfte machte, die der offiziellen Linie von Staats- und Parteiführung
zuwiderliefen. Dass sie’s zwei Jahre lang nicht geschafft hatten, ihn zu identifizieren, war ebenso ärgerlich wie die Art und Weise seiner schließlichen Enttarnung.
    »Spreche ich mit Mr. Ralph Cogan, Dekan am Rensselaer Institute of Technology?«, hatte Tschakwetadse ihn gefragt.
    Belknap hatte ihn verständnislos angestarrt.
    »G. I. Tschakwetadse«, stellte der Russe sich vor. »Aber Sie können mich Gennadi nennen.« Er lächelte. »Wenn ich Sie dafür Todd nennen darf. Ich glaube, wir sind in Wirklichkeit Kollegen. Arbeiten Sie beim RPI, bin ich bei den Kiewer Gaswerken.« Er legte dem Amerikaner, der unwillkürlich erstarrte, einen Arm um die Schultern. »Darf ich mich bei Ihnen bedanken? Im Namen des sowjetischen Volkes?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, behauptete Belknap.
    »Kommen Sie, ich lade Sie zum Tee in der Hotelhalle ein«, drängte der nachlässig gekleidete KGB-Mann. Sein billiges blaues Sakko spannte sich über seinem Buch, und die viel zu kurze Krawatte saß schief. »Sagen Sie, waren Sie jemals auf der Wildschweinjagd? Ein bei uns in Georgien sehr beliebter Sport. Man braucht dazu Hunde. Mindestens zwei Arten. Spürhunde, die mit ihrer feinen Nase das Wildschwein aufspüren und verfolgen. Aber wenn es aufgespürt ist – was dann? Die Hunde verbellen das Tier. Man braucht auch die anderen Hunde, die sich in dem Wildschwein verbeißen und es nicht mehr loslassen. Eine geringere Fähigkeit? Zweifellos. Aber eine unerlässliche.«
    Die beiden gingen die Treppe hinunter. Jeder weitere Widerstand wäre zwecklos gewesen. »Wir fahnden nach POSHLUST, können ihn aber nicht finden. Dann erfahren wir, dass der berühmte Mr. Belknap hier in Estland ein Seebad aufsuchen wird. Wie? Vor Ihnen, Todd, habe ich keine Geheimnisse außer denen, die ich für mich behalten muss. Dies war nicht Ihr Fehler. Einer Ihrer Büroangestellten hat nicht aufgepasst und die Ralph-Cogan-Papiere
versehentlich zweimal ausgegeben. In diesem Augenblick ist in Bratislava ein weiterer ›Ralph Cogan‹ unterwegs. Der estnische Sachbearbeiter ist verwirrt, und das Foto wird nach oben weitergeleitet und identifiziert. Dies ist kein anderer als Todd Belknap, den sie sobak  – Spürhund – nennen. Nach wem fahndet er? Nicht etwa nach dem Mann, den auch wir suchen? Wir warten ab, um zu sehen, was passiert.«
    Sobald sie das Erdgeschoss erreichten, war Belknap entschlossen, die Einladung des KGB-Mannes anzunehmen, um ihn taxieren zu können, während der andere ihn taxierte.
    »Daher sind wir Ihnen dankbar. Aber Sie haben auch guten Grund, uns zu danken. Was hätten Sie schließlich mit diesem Schwein angefangen, nachdem Sie es gestellt hatten? Ihr Amerikaner seid zu zart besaitet für das, was wir mokrie dela  – ›nasse Angelegenheiten‹  – nennen. Trotzdem müssten Sie ihn liquidieren. Aber Ihr Problem ist gelöst.

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