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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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rasch fort. »Mein Besuch hat nicht nur private Gründe, fürchte ich. Sie wissen, wie das ist. Das liegt an der Branche, in der Grinnell tätig ist. Oft entsteht eine plötzlich unvorhersehbare Nachfrage. Sie entsteht aus dem Nichts, und wir Geschäftsführer müssen uns abstrampeln, um sie zu befriedigen.«
    »Ich wollte, ich könnte Ihnen zu Diensten sein.«
    Belknaps Lächeln war fast zärtlich. »Vielleicht können Sie das sogar.«
     
    Nachdem Andrea zwei Stunden lang Kleingedrucktes studiert hatte, waren ihre Augen müde und gerötet, und hinter ihrer Stirn begannen Kopfschmerzen zu pochen. Gegen die Nachmittagsmüdigkeit ankämpfend, hatte sie sich auf einem kleinen Zettel mehrere Daten und Zahlenreihen notiert. Vielleicht bedeuteten sie nichts. Vielleicht bedeuteten sie etwas. Sie musste sich vorläufig auf ihren Instinkt verlassen und weitere Recherchen anstellen, wenn sie auf den Planeten Erde zurückgekehrt war. Nach einem Blick auf ihre Uhr beschloss sie impulsiv, das Material aus dem Monat April einzusehen, in dem ihre Mutter tödlich verunglückt war. Der grausamste Monat . Nun, zumindest ihr grausamster Monat.
    Die archivierten Geschäftsunterlagen enthielten nichts, was den Tod ihrer Mutter betraf. Sie lehnte an einem Regal und starrte gedankenverloren die schwarzen Kunststoffboxen im Regal gegenüber an. Dann registrierte sie am äußerten Rand ihres Gesichtsfelds eine Bewegung, wandte sich ihr zu und sah einen Elektrokarren mit Höchstgeschwindigkeit auf sich zurasen. Müsste er nicht piepsen?, fragte sie sich flüchtig, während sie einen Adrenalinschub spürte und hastig zur Seite trat.
    Aber der Karren änderte seine Richtung, folgte ihrer Bewegung, als ob – unmöglich! – der Fahrer sie treffen wolle . Andrea
schrie auf, als ihr klar wurde, dass der Mann auf dem Karren einen Motorradhelm mit getöntem Visier trug. Er sah sie jetzt an. In seinem Blick konnte sie nur ihr eigenes Spiegelbild erkennen, was ihr Entsetzen noch verstärkte. Im letzten Augenblick sprang sie hoch, bekam das höchste Regalfach zu fassen und brachte sich mit einem Klimmzug in Sicherheit. O Gott!
    Der Elektrokarren kam schleudernd zum Stehen, und sein Fahrer sprang ab. Andrea war inzwischen längst zum Ende dieser Regalreihe unterwegs, bog links ab und stürmte einen anderen Korridor entlang. Das Labyrinth aus Stahlregalen würde ihr Deckung bieten, hoffte sie. Sie folgte einem neuen Korridor, bog mehrmals willkürlich ab und gelangte so tiefer in nur schwach erhellte Bereiche. Sie rannte mit pumpenden Beinen und gelegentlich auf dem Betonboden quietschenden Kreppsohlen weiter. Schließlich glitt sie in Sektion K, Reihe L außer Atem hinter einem Stützpfeiler zu Boden, als plötzlich – verdammt! – zwei Dutzend Leuchtstoffröhren aufflammten und den Abschnitt mit Licht überfluteten. Genauso gut hätte sie einen Peilsender auf dem Kopf tragen können. Das kam von ihrem Besucherausweis, der überall, wo Andrea sich befand, das Licht einschaltete. Beim aufmerksamen Horchen nahm sie das leise Surren des Elektrokarrens wahr: Der Mann mit dem Integralhelm musste die Verfolgung aufgenommen haben.
    Dann hörte sie ganz in ihrer Nähe Schritte. Dort war also noch jemand. Sie verrenkte sich den Hals und erkannte eine weitere Gestalt in paramilitärischer Aufmachung, offensichtlich bewaffnet. Bestimmt nicht hier, um ihr zu helfen. Das Umdenken fiel Andrea schwer; ihr ganzes Leben lang hatten bewaffnete Männer – meistens Polizeibeamten – auf ihrer Seite gestanden. Sie hatten für sie gearbeitet. Andrea wusste recht gut, dass das nicht jedermanns Lebenserfahrung war, aber es war ihre gewesen. Jetzt arbeiteten sie gegen sie, und diese Erkenntnis widersprach vielen ihrer lieb gewonnenen Annahmen. Der Ausweis! Sie griff
danach, streifte sich das Trageband über den Kopf. Der Ausweis verriet sie. Also musste sie ihn zurücklassen. Oder gab es eine Möglichkeit, ihn zu ihrem Vorteil zu nutzen?
    Andrea spurtete los, flitzte zum Ende der Reihe und lief im Zickzack durch mehrere Bereiche. Jetzt befand sie sich irgendwo in der Reihe P. Sie versteckte ihren Ausweis in einer Dokumentenbox, und als die Leuchtstoffröhren aufflammten, kletterte sie ins oberste Regalfach, kroch über eine lange Reihe runder Metallbehälter, die Filme oder Magnetbänder enthielten, und machte erst halt, als sie die im Halbdunkel liegende andere Seite der Regalreihe erreichte. War sie leise genug gewesen? Sie streckte sich in dem Stahlfach aus und war

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