Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Schritt zu massieren. »He, Baby, der Boss sagt, dass alles sich ums maximale Vergnügen dreht.« Er machte noch einen Schritt auf sie zu. »Jo, Schlampe, hast du nicht Lust, heute mein Vergnügen zu maximieren?«
Andrea drückte ab, ohne nachzudenken, und erschrak darüber, wie laut der Knall war. Der Mann mit dem Helm kam nicht weiter heran, aber er brach nicht zusammen oder schrie wenigstens auf. Hatte sie danebengeschossen?
Sie schoss nochmals und drückte dann ein drittes Mal ab. Der dritte Schuss ließ das Helmvisier des Mannes zersplittern, und er brach endlich zusammen, blieb auf dem Rücken liegen.
Andrea kletterte hinunter und hatte weiche Knie, als sie auf dem Betonboden stand. Sie ging zu dem Mann hinüber, den sie erschossen hatte. Sie kannte ihn, erkannte die buschigen Augenbrauen und die fleckige Haut wieder. Er war einer der Männer, die sie im Research Triangle Park aus dem Wagen geholt hatten. Ist schon genehmigt, dass wir sie umlegen? Ein Schauder durchlief ihren gesamten Körper. Sie sah die leblosen Augen des Mannes zu ihren Füßen, krümmte sich zusammen und musste sich übergeben, sodass ihr heißer, saurer Mageninhalt aufs Gesicht des Mannes klatschte, und als sie sah, was passiert war, musste sie sich erneut übergeben.
Ein muskulöser Arm legte sich um die Schultern des estnischen Ministers. »Andrus!«, dröhnte eine übertrieben herzliche Stimme, die einem jovialen Dicken mit Dreitagebart gehörte. Er hatte eine ziemliche Fahne von dem in Estland sehr beliebten Anisschnaps. »Komm, du musst Stephanie Berger kennenlernen. Sie ist bei Polygram. Sehr daran interessiert, in Tallinn ein Aufnahmestudio einzurichten. Vielleicht sogar ein Verteilerzentrum.«
Aus Höflichkeit gegenüber dem ausländischen Gast, mit dem der stellvertretende Minister Englisch gesprochen hatte, sprach er ebenfalls Englisch.
Andrus Pärt wandte sich Belknap mit entschuldigendem Lächeln zu. »Sehr bedauerlich. Sie hätten mich wissen lassen sollen, dass Sie nach Estland kommen.«
»Meine Kollegen halten das im Gegenteil für einen glücklichen Zufall. Dass ich in Tallinn war, als die Krise über uns hereingebrochen ist. Glücklich für uns, meine ich.« Er senkte die Stimme. »Vielleicht auch glücklich für Sie?«
Der stellvertretende Minister musterte ihn eigentümlich beunruhigt. »Bin gleich wieder da, Mr. …«
»Delamain«, sagte Belknap.
Er schlenderte zu einem langen Tisch mit weißen Spitzendecken hinüber, an dem livriertes Personal die Getränkewünsche der Gäste erfüllte, behielt dabei aber weiter Andrus Pärt im Auge. Der stellvertretende Minister hörte der Frau nickend und mit aufblitzenden Jacketkronen zu. Er legte dem jovialen Mann – bestimmt ein Geschäftsmann, vermutlich einer der Geldgeber des Projekts – eine Hand auf den Arm und versicherte ihm offenbar, sie würden dieses Gespräch bald fortsetzen. Aber wie Belknap beobachtete, kam er nicht gleich zurück. Stattdessen zog er sein Handy heraus und verschwand in einem Nebenraum. Einige Minuten später tauchte er wieder auf. Seine Laune hatte sich erheblich gebessert.
»Roger Delamain«, sagte er, indem er den Namen französisch aussprach. »Danke, dass Sie gewartet haben.«
Er hatte also kurze Erkundigungen eingezogen, hatte einen Mitarbeiter zumindest den Namen und die Verbindung zu der globalen Sicherheitsfirma Grinnell International überprüfen lassen. »Beide Aussprachen sind mir recht«, antwortete Belknap. »Bin ich mit Englischsprachigen zusammen, spreche ich ihn auf ihre Weise aus, und ich wusste, dass auch Sie Englisch sprechen. Bei Französischsprechenden auf französische Art. Ich bin sehr anpassungsfähig, richte mich immer nach meinen Gesprächspartnern. Alle unsere Kunden haben ihre eigenen Bedürfnisse. Der Schutz einer Ölraffinerie erfordert bestimmte Fertigkeiten – der eines Präsidentenpalasts wieder ganz andere. Bedauerlicherweise sind unsere Dienste auf einer Welt mit so viel Instabilität zunehmend gefragt.«
»Ständige Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit, wie man so schön sagt.«
»Praktisch genau das haben wir der Cuprex Mining Company
gesagt, als sie aufgewacht ist und festgestellt hat, dass ihre afrikanischen Kupferminen durch Terroranschläge gefährdet sind. Ständige Wachsamkeit und zwölf Millionen Dollar plus Auslagenerstattung. D as ist der Preis der Freiheit auf jährlicher Basis.«
»Und sicher reell berechnet.« Der stellvertretende Minister nahm sich ein Kanapee von einem
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