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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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überlegte, ob er ihr von Jared, von seinen Ängsten erzählen sollte, kam jedoch wieder davon ab. Das war sein Problem; er wollte sie nicht mit in diese Sache hineinziehen. Aber er erzählte ihr von Nikos Stavros, denn er wusste, dass ihre Erfahrung mit der Durchleuchtung von Unternehmen nützlich sein konnte. Sie legte auf, rief nach einer halben Stunde zurück und hatte bis dahin Stavros’ Beteiligungen und seine jüngsten Aktivitäten, soweit sie aus Geschäftsberichten hervorgingen, knapp und übersichtlich zusammengestellt.
    Der spröde Klang ihrer Stimme beunruhigte ihn jedoch erneut. »Noch einmal zu dem Archiv in Rosendale«, drängte er. »Beantworten Sie mir wenigstens eine Frage: Ist die Bancroft-Stiftung in Estland tätig?«
    »Sie hat in den Neunzigerjahren verschiedene Programme zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit finanziert. Das ist so ziemlich alles.«
    »Verdächtig wenig?«
    »Unverdächtig wenig. Nicht anders als in Lettland und Litauen. Sorry.«
    »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«
    »Ich sage Ihnen doch, ich bin erst dabei …« Diesmal lag ein Zittern in ihrer Stimme, das hörte er ganz deutlich.
    »Andrea, was ist passiert?«
    »Ich muss … wir müssen uns unbedingt treffen.«
    »Ich bin bald wieder da.«
    »Nein, gleich morgen. Sie fliegen nach Zypern, stimmt’s? Nach Larnaka? Von New York gibt’s Direktflüge dorthin.«
    »Sie wissen nicht, was Sie damit riskieren.«
    »Ich werde vorsichtig sein. Ich bin vorsichtig gewesen. Ich habe mit meiner Kreditkarte einen Flug von Newark nach San Francisco gebucht, weil ich voraussetze, dass dieses Konto überwacht wird. Dann habe ich einen Freund gebeten, mit seiner Karte zwei Flüge nach Paris – JFK nach Orly – zu buchen und mich als Mitreisende zu benennen. So stehe ich auf der Passagierliste, aber in keiner Abrechnung. Und auf diese Weise komme ich ins internationale Terminal, das auch Fluggäste nach Larnaka benützen. Dieser Flug ist garantiert nicht ausgebucht. Vierzig Minuten vor dem Abflug gehe ich einfach mit Bargeld und meinem Reisepass zum Schalter und kaufe mir ein Ticket. Es gibt genügend Leute, die Last-Minute-Flüge buchen – wegen Todesfällen von Angehörigen, dringenden Besprechungen und so weiter.« Sie machte eine Pause. »Damit will ich nur sagen,
dass ich mir alles überlegt habe. Ich kann’s schaffen, und ich werde es schaffen!«
    »Verdammt noch mal, Andrea, dort ist’s gefährlich .« Falls seine Befürchtungen in Bezug auf Jared Rinehart zutrafen, war er nirgends mehr sicher. »Speziell in Larnaka. Sie drängen in einen Bereich hinein, in den Sie nicht gehören.«
    »Sagen Sie mir, wohin ich gehöre . Sagen Sie mir, wo’s sicher ist. Das wüsste ich nämlich gern.« Sie schien den Tränen nahe zu sein. »Ich komme, um mich mit Ihnen zu treffen, ob’s Ihnen passt oder nicht.«
    »Bitte, Andrea«, protestierte er, »seien Sie vernünftig.« Aber das waren die falschen Worte – für ihn genauso wie für Andrea.
    »Gut, dann sehen wir uns morgen Nachmittag«, sagte sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
    Die Aussicht darauf, sie wiederzusehen, freute und ängstigte ihn zugleich. Sie war eine Amateurin, und Larnaka – sein Larnaka  – konnte sich leicht in ein Schlachtfeld verwandeln, besonders wenn er dort Genesis gegenübertrat. Bei der Vorstellung, Andrea könnte etwas zustoßen, lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken. Wenn ich’s nicht besser wüsste, Castor, würde ich sagen, dass du Unglück bringst.
    In seinen Sitz zurückgelehnt, rief Belknap sich noch mal ins Gedächtnis zurück, was er über den Mann wusste, dessentwegen er nach Zypern unterwegs war.
    Nikos Stavros. In einem seiner seltenen Interviews hatte er berichtet, er sei von der Schulbank weg zur zyprischen Handelsmarine gegangen, und seinen Vater als unermüdlich arbeitenden Fischer geschildert. Was er meistens zu erwähnen »vergaß«, war die Tatsache, dass seinem Vater die größte Fischfangflotte der Insel gehörte. Und er ging nicht näher darauf ein, dass seine Reederei Stavros Maritime ihre Gewinne vor allem durch Rohöltransporte für die wichtigsten Ölgesellschaften erzielte. Was ihn von seinen Konkurrenten mit größeren Flotten unterschied, war seine
Gabe, die Preisentwicklung auf dem Spotmarkt für Erdöl vorauszusagen. Seine Tanker transportierten ständig etwa fünfundzwanzig Millionen Barrel Rohöl, und der Wert ihrer Fracht konnte durch Spekulationen oder nicht vorhersehbare

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