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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die Meldung wiederholte – vielleicht damit sein Stimmabdruck verglichen und identifiziert werden konnte –, und der Agent im Popelineanzug gehorchte. Ort und Zeit brauchte er dabei nicht zu nennen; das Handy enthielt einen winzigen GPS-Empfänger, der nicht nur ein elektronisches Zeitsignal, sondern auch eine bis auf drei Meter exakte Positionsmeldung übermittelte. Daher wusste Cons Ops genau, wo Pollux zuletzt gewesen war.
    Aber wohin war er verschleppt worden?

WASHINGTON, D.C.
    »Gottverdammt noch mal!«, brüllte der Direktor der Operationsabteilung, wobei seine Halsmuskeln und -sehnen deutlich hervortraten.
    Die Meldung war von einer Dienststelle des Bureau of Intelligence and Research des US-Außenministeriums empfangen und binnen sechzig Sekunden nach ganz oben weitergeleitet worden. Consular Operations war stolz auf seine interne Beweglichkeit, die sich sehr vorteilhaft von dem trägen und schwerfälligen Arbeitstempo der größeren Nachrichtendienste unterschied. Und die Führungsspitze von Cons Ops hatte sehr deutlich klargemacht, dass Pollux’ Arbeit höchste Priorität genoss.
    Auf der Schwelle des Büros des Directors of Operations stand ein junger Geheimdienstoffizier, kaffeebrauner Teint und schwarzes, dichtes, eng am Schädel anliegendes Kraushaar, der zusammenfuhr, als sei er selbst zusammengestaucht worden.
    »Scheiße!«, rief der D.O. aus, indem er mit der Faust auf die Schreibtischplatte schlug. Er schob seinen Sessel zurück und stand auf. An seiner linken Halsseite pochte eine Ader. Sein Name war Gareth Drucker, und obwohl er seinen in der Tür stehenden jungen Untergebenen anstarrte, nahm er ihn nicht wirklich wahr. Noch nicht.
    Endlich konzentrierte sich sein Blick auf den dunkelhäutigen jungen Agenten. »Mit welchen Parametern haben wir’s hier zu tun?«, fragte er wie ein Notarzt, der sich nach Puls und Blutdruck eines Verunglückten erkundigt.
    »Der Anruf ist eben erst eingegangen.«
    »Wobei ›eben‹ bedeutet …?«
    »Vor ungefähr eineinhalb Minuten. Von einem unserer Männer vor Ort, der in ziemlich schlechter Verfassung ist. Wir dachten, das müssten Sie so schnell wie möglich erfahren.«
    Druckers Zeigefinger lag auf einer Taste der Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch. »Garrison soll herkommen«, wies er einen unsichtbaren Mitarbeiter an.
    Den einsfünfundsiebzig großen, sportlichen Drucker hatte ein Kollege einmal mit einem Segelboot verglichen: Obwohl er rank und schlank war, blies er sich auf, wenn er hart am Wind segelte. Das tat er jetzt, und er schien wirklich anzuschwellen – seine Brust, sein Nacken, sogar seine Augen schienen hinter den rechteckigen Brillengläsern größer zu werden. Auch seine vorgeschobenen Lippen wirkten voller und praller – wie dicke Regenwürmer.
    Der junge Geheimdienstoffzier trat beiseite, als ein bulliger Mann Anfang sechzig mit großen Schritten in Druckers Büro kam. Das Licht der frühen Nachmittagssonne beleuchtete durch die Jalousien die billigen, dienstlich gestellten Möbel: einen Schreibtisch mit einer Platte aus Verbundwerkstoff, ein schlecht furniertes Sideboard, abgestoßene graue Aktenschränke aus Stahl und verblichene Samtsessel, die einmal grün gewesen waren und sich nur einen Rest dieser Farbe bewahrt hatten. Der Nylonteppichboden in Industriequalität, der in Farbe und Struktur schon immer an Schlamm erinnert hatte, war ein Triumph geglückter Tarnung, wenn auch nicht modischer Eleganz. Ein Jahrzehnt Fußgängerverkehr hatte seinem Aussehen praktisch nichts anhaben können.
    Der Stämmige sah sich um und musterte den jungen Geheimdienstler mit zusammengekniffenen Augen. »Gomez, richtig?«
    »Gomes«, korrigierte der junge Mann ihn. »Eine Silbe.«
    »Das wird die Gegenseite täuschen«, sagte der Ältere mit schwerer Stimme, als leiste er sich bewusst eine Geschmacklosigkeit. Er war Will Garrison, der für das Unternehmen in Beirut zuständige Führungsoffizier.
    Der junge Schwarze errötete leicht. »Dann will ich nicht länger stören …«
    Garrison sah zu Drucker hinüber, der zustimmend nickte. »Nein, Sie bleiben hier. Wir haben bestimmt Fragen an Sie.«
    Gomes trat mit der demütigen Miene eines Schuljungen, der zum Direktor zitiert worden ist, in das Büro. Es bedurfte einer weiteren ungeduldigen Geste Druckers, damit er in einem der grünen – irgendwie grünen, einst grünen, eher grünen als andersfarbenen  – Sessel Platz nahm.
    »Was machen wir in diesem Fall?«, wollte der Direktor von

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