Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
indem man einen Aufnahmeantrag ausfüllt.«
    »Schon gut«, wehrte Oakeshott ab. »Mal sehen, ob ich alles richtig verstanden habe. Am selben Abend, an dem Ansari in seinem Hort des Bösen dabei ist, ein Kettengeschäft über die Lieferung mittelschwerer Waffen im Wert von dreihundert Millionen Dollar abzuschließen – am selben Abend, an dem er die letzten Kleinigkeiten regelt, digitale Unterschriften leistet und eines seiner Nummernkonten mit Unmengen von Geld auffüllt –, trifft Jared Rinehart, alias Ross McKibbin, in Beirut mit einer Gruppe geldgieriger Geschäftsleute zusammen. Dann wird er von einer Bande schießwütiger Feudelträger mit Kalaschnikows entführt. Am selben Abend. Glaubt irgendwer, dass das nur ein Zufall war?«
    »Was dort passiert ist, wissen wir nicht«, sagte Drucker und umklammerte die Armlehnen seines Sessels, als bemühe er sich, das Gleichgewicht zu bewahren. »Ich tippe darauf, dass er die Rolle des reichen amerikanischen Geschäftsmanns allzu gut gespielt hat. Die Kerle, die ihn verschleppt haben, denken vermutlich, er sei als Geisel ein Vermögen wert.«
    »Als amerikanischer Geheimagent?« Oakeshott setzte sich kerzengerade auf.
    »Als reicher amerikanischer Geschäftsmann«, stellte Drucker richtig. »Darauf wollte ich hinaus. In Beirut sind Entführungen noch immer ziemlich häufig. Diese militanten Gruppen brauchen Geld. Von den Sowjets gibt’s keines mehr. Die Saudis haben sich zurückgezogen. Die Syrer werden zusehends geiziger.
Ich vermute, dass sie Pollux für den Mann gehalten haben, als der er sich ausgegeben hat.«
    Oakeshott nickte langsam. »Damit sitzt ihr schön in der Tinte. Vor allem angesichts der neuesten Entwicklungen im Kongress.«
    »Jesus«, murmelte Drucker. »Und morgen muss ich zu einer weiteren Sitzung des gottverdammten Geheimdienstausschusses des Senats.«
    »Weiß der von dem Unternehmen?«, fragte Garrison.
    »In groben Zügen, yeah. Wegen der Größenordnung des Etatpostens war das nicht zu vermeiden. Ich wette, dass die Ausschussmitglieder mir lauter beschissene Fragen stellen, die ich nicht beantworten kann.«
    »Von welcher Größenordnung reden wir hier?«, erkundigte Oakeshott sich.
    Auf Druckers Stirn pulsierte ein in der Sonne glitzernder Schweißtropfen im Gleichtakt mit der Ader darunter. »Fast ein halbes Jahr bedeutet hohe Fixkosten. Von den Personalkosten ganz zu schweigen. Unser bisheriger Aufwand war sehr beträchtlich.«
    »Pollux’ Chancen sind umso besser, je schneller wir etwas unternehmen«, warf Gomes ernsthaft ein. »Das ist meine Meinung.«
    »Hören Sie, junger Mann«, sagte Garrison mit bösem Blick. »Meinungen sind wie Arschlöcher. Jeder hat eine.«
    »Bekommt die Kirk-Kommission heraus, was passiert ist«, warf Drucker ruhig ein, »habe ich plötzlich zwei. Und ich rede nicht von Meinungen.«
    Trotz der durch die Jalousien einfallenden Nachmittagssonne wirkte der Raum auf einmal trübselig düster.
    »Ich will nicht vorlaut sein, aber ich bin ein bisschen verwirrt«, sagte Gomes. »Einer unserer Jungs ist entführt worden. Noch dazu ein wichtiger Mann. Ich meine, Jesus, wir reden von Jared Rinehart. Was tun wir also?«
    Danach herrschte längeres Schweigen, während Drucker sich seinen beiden dienstälteren Kollegen zuwandte und wortlos ihre Meinung einholte. Dann bedachte er den jungen Agenten mit einem Blick, der alle Diskussionen im Keim erstickte. »Wir tun das Schwierigste, was es gibt«, sagte der Director of Operations. »Absolut nichts.«

Kapitel zwei

NEW YORK
    Andrea Bancroft trank einen hastigen Schluck Mineralwasser. Sie war verlegen, als würde sie von allen angestarrt. Ein kurzer Blick in die Runde zeigte ihr, dass sie tatsächlich von allen angestarrt wurde. Sie war mitten in ihrer Präsentation zu dem geplanten Deal mit der Firma AmeriCom, die in der Kabel- und Telekom-Branche allgemein als zukünftiger Star galt. Dieser Bericht war der wichtigste Auftrag, den die 29-jährige Wertpapier-Analystin bisher erhalten hatte, und sie hatte die Tatsachen gründlich recherchiert. Schließlich ging es hier nicht nur um Hintergrundinformationen, sondern um einen großen Deal, der kurzfristig über die Bühne gehen sollte. Für ihre Präsentation hatte sie ihr bestes Ann-Tayler-Kostüm angezogen: ein blau-schwarzes Schottenkaro, das markant war, ohne auffallend zu sein.
    So weit, so gut. Pete Brook, Vorsitzender der Coventry Equity Group und ihr Boss, nickte ihr von seinem Platz in der letzten Reihe aus

Weitere Kostenlose Bücher