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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aus, macht aber entschieden älter. Die Mundwinkel müssen wir uns auch vornehmen. Vielleicht die Nase etwas verlängern. Aber wir achten auf Ausgewogenheit, wir übertreiben nichts. Sie wollen nicht, dass die Leute Ihren Maskenbildner bewundern, oder?«
    »Ich will, dass mich niemand eines zweiten Blickes würdigt«, sagte der Besucher.
    »Einfacher, wenn Sie direkte Sonne meiden«, warnte Roland ihn. »Es ist schwierig, Aufklebematerial zu finden, das allen Lichtverhältnissen standhält.« Er studierte das Gesicht des Mannes etwas länger. »Den Unterkiefer muss ich auch verändern. Kieferorthopädisches Wachs ist leicht formbar, aber rechnen Sie nicht mit großer Haltbarkeit. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie reden.«
    »Bin ich immer.«
    »In Ihrem Beruf müssen Sie das wohl sein.«
    Der Besucher blinzelte ihm zu. »Sie sind ein guter Mann, McGruder. Ich bin Ihnen dankbar – und das nicht zum ersten Mal.«
    »Sehr liebenswürdig. Aber bitte, ich tue nur, wofür ich bezahlt werde.« Er lächelte zufrieden. »Heißt es nicht, Glück liege darin, tun zu müssen, was man tun will? Oder darin, zu wollen, was man tun muss? Das kann ich mir nie richtig merken. Mein Gedächtnis hat überhaupt sehr nachgelassen.« Er legte zwei Keile aus kieferorthopädischem Wachs in seine Mikrowelle. »Das haben wir gleich«, sagte er dabei.
    »Bin Ihnen sehr dankbar. Wirklich.«
    »Ich tue wie gesagt nur, wofür ich bezahlt werde.«
    Eine Stunde später, als der Besucher gegangen war, mixte McGruder sich einen Preiselbeersaft mit Wodka und tat noch etwas, wofür er bezahlt wurde. Er wählte eine Telefonnummer irgendwo in Washington, D.C. Er erkannte den Mann, der sich meldete, an der Stimme.
    »Ich soll Sie anrufen, wenn Mister Man aufkreuzt, nicht wahr?« Roland nahm einen großen Schluck von seinem Cocktail. »Nun, raten Sie mal, wer hier war. Ich bin gerade mit ihm fertig geworden. Was wollen Sie also wissen?«

Kapitel sechsundzwanzig
    Das Geräusch des Schiebefensters. Wieder der Wärter von vorhin, eine Hand auf der Klinke, die andere am Schlüssel, während er die schwere Tür aufzog. Andrea stellte sich an die Rückwand der Zelle, noch bevor er ihr den Befehl dazu erteilen konnte. Diesmal war der Wärter jedoch nicht allein. Ein weiterer Mann – größer, schlaksiger, älter – betrat nach ihm die Zelle. Einige gemurmelte Worte wurden gewechselt, dann ging der Wärter wieder hinaus und bezog offenbar hinter der Tür Posten.
    Der große Mann trat einige Schritte auf Andrea zu und betrachtete sie prüfend. Trotz seiner Größe hatten seine Bewegungen etwas Katzenartiges an sich, fand sie. Er war elegant, irgendwie fast zu elegant, und seine graugrünen Augen schienen sie regelrecht zu durchbohren.
    »In einem Archiv in Rosendale sind zwei Männer ermordet worden«, blaffte er. »Sie waren dort. Wie ist das passiert?«
    »Ich denke, das wissen Sie«, sagte sie ruhig.
    »Was haben Sie mit ihnen gemacht?« Seine Stimme war laut, aber tonlos, und er sah sie nicht mehr an. »Los, antworten Sie!«
    »Sagen Sie mir, wo ich bin«, verlangte Andrea. »Verdammt noch mal, ich …«
    Die Augen des großen Mannes glitten über Wände und Decke der Zelle, als suche er etwas. »Wozu sind Sie nach Zypern geflogen?« , wollte er wissen. Aber sie hatte den Eindruck, seine Frage sei überhaupt nicht an sie gerichtet. »Es hat keinen Zweck, noch länger Geheimnisse bewahren zu wollen.« Er wandte sich plötzlich der schweren Nylondecke auf ihrem Bett zu und tastete den Segeltuchstreifen ab, mit dem sie gesäumt war.
    »He, was zum Teufel …«
    Der Mann drehte sich mit sorgenvoller Miene nach ihr um und legte hastig einen Finger auf die Lippen. »Arbeiten Sie nicht mit ihnen zusammen«, sagte er laut, ohne Andrea dabei anzusehen, »haben sie keinen Grund, Sie weiter am Leben zu lassen. Diese Leute geben einem nicht leicht eine zweite Chance. Ich schlage vor, dass Sie auspacken, wenn Sie wissen, was gut für Sie ist.«
    Er sprach also überhaupt nicht mit ihr. Er sprach laut, damit unsichtbare Lauscher ihn hören konnten.
    Seine langen Finger rissen plötzlich an einem Draht, der geschickt in den Saum eingenäht gewesen war. Mit mehreren kräftigen Rucken zog er einen fast einen Meter langen silbrigen Draht heraus. An seinem Ende hing eine kleine, mattschwarze Kugel, die in einer Ecke des Saums der Selbstmorddecke verborgen gewesen war.
    »Also gut«, sagte er laut, »Sie setzen sich jetzt hin und reden mit mir. Aber ich warne Sie: Ich weiß,

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