Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Piepsen wurde ohrenbetäubend laut. Er packte das Kabel, ruckte gewaltig daran und riss so einen weiteren Stecker heraus, der die Akkus mit dem System verband.
    Das Piepsen verstummte.
    Wundervolle Stille. Auf seinem Weg zur Tür hatte Belknap sekundenlang weiche Knie. Er zog die inneren vier Riegel zurück, mit denen die Stahltür gesichert war, öffnete sie und stieß einen halblauten Pfiff aus.
    Sachs kam hereingehuscht. »Heilige Muttergottes«, sagte er. »Die haben hier genug Strom, um das gesamte US-Verteidigungsnetzwerk zu betreiben. Damit würd ich gern mal eine Spritztour machen.«
    »Wir machen keine Spritztour mit einem gestohlenen Auto, Walt. Wir suchen eine elektronische Nadel in einem gottverdammten elektronischen Heuhaufen. Holen Sie also Ihr Vergrößerungsglas raus. Ich brauche einen digitalen Fingerabdruck. Mir genügt auch ein teilweiser, aber ich will nicht mit leeren Händen von hier weggehen.«
    Walt machte einen langsamen Rundgang und stocherte zwischen Regalen mit Servern und Routern herum – flachen Kästen, die wie DVD-Player aussahen, aus denen jedoch Hunderte von dünnen Drähten in Leuchtfarben sprossen.
    Zuletzt blieb er unbeweglich stehen und betrachtete einen Kasten, der an einen schwarzen Kühlschrank erinnerte. »Kurswechsel«, sagte der Computerguru.
    »Ach ja?« Belknap warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Wie viel Platz haben Sie in Ihrem Rucksack?«
    »Improvisieren Sie jetzt, Walt?«
    »Ist das ein Problem?«
    »Nein«, sagte Belknap. »Es ist das erste hoffnungsvolle Anzeichen.«
    Sachs rieb sich sein kurz geschorenes Schläfenhaar. »Ich stehe hier vor einem Speicher mit einer Kapazität von fünf Terabyte. Lassen Sie mir einen Augenblick Zeit, dann bekommen Sie das Sicherungsmagnetband mit dem gesamten Datenbestand.«
    »Walt, Sie sind ein Genie!«, sagte Belknap.
    »Erzählen Sie mir etwas, das ich nicht weiß«, verlangte Sachs.
     
    Will Garrison schlug träge nach einem Moskito. Auf dem Flug hierher hatte er eine Kapsel Malarone geschluckt, wusste aber nicht mehr, wie lange es dauerte, bis das Malariamittel wirkte. Er starrte durch das Zielfernrohr mit Restlichtverstärker und rückte die Waffe so auf ihrem Dreibein zurecht, dass der rote Zielpunkt mitten im oberen Drittel der Tür lag, durch die Todd Belknap bald ins Freie treten würde.
    Soll ein Auftrag gut erledigt werden , sagte er sich noch mal, muss man ihn selbst ausführen . Eine alte Wahrheit.
    Träume süß, »Henry Giles«. Bye-bye, Castor. Leb wohl, Belknap. Hinter sich glaubte er, ein leises Knacken wie von einem zertretenen Zweig oder Ast, wie von einem Schritt zu hören. Aber das war unmöglich, nicht wahr?
    Das konnte nicht Belknap sein – er war mit dem Amateur, den er mitgeschleift hatte, noch in dem Gebäude. Wer konnte sonst wissen, dass er hier auf der Lauer lag? Belknap hatte niemanden in Reserve, kein Team oder Hilfspersonal.
    Er sah sich rasch um. Nichts. Natürlich war dort nichts zu sehen.
    Eben wollte er wieder den Finger an den Abzug legen, doch er hörte ein weiteres Geräusch und verrenkte sich den Hals danach.
    Plötzlich spürte er einen grauenhaften Druck um den Hals: ein glühendes Band, das sich in seine Haut einschnitt, dann das Gefühl, sein Kopf müsse unter starkem Blutandrang explodieren.
    Schließlich erhaschte er einen Blick auf den Angreifer. »Sie!«, keuchte er, aber das Wort erstarb ihm auf den Lippen. Und dann wich das Dunkel der Nacht einer tieferen, dunkleren Schwärze, die das Verlöschen seines Bewusstseins begleitete.
     
    »Blöder Kerl«, murmelte Jared Rinehart vor sich hin, während er die Katgutsaite seiner Garotte um einen der Holzgriffe wickelte. Ein altmodisches Mordwerkzeug und zugleich eines der wenigen, die nicht durch moderne Technologien verbessert worden waren.
    Die Saite wies nicht einmal Blutflecken auf. Amateure benützten oft sehr dünnen Klaviersaitendraht, aber eine richtig ausgelegte Garotte schnitt nicht ins Fleisch ein; sie schnürte die Halsschlagader und die Halsvenen ab und unterbrach so die Blutversorgung des Gehirns. Wurde sie richtig gehandhabt, war
dies eine »nasse Angelegenheit« ohne Nässe. Wie in diesem Fall: Die einzige austretende Flüssigkeit war Urin, der jetzt den Schritt der Hose des alternden Führungsoffiziers verfärbte.
    Rinehart schleifte den Toten bergab –, wobei der Lärm, den Myriaden von summenden Mücken und Steinfliegen und quakenden kleinen Baumfröschen machten, alle Geräusche übertönten  –, bis er

Weitere Kostenlose Bücher