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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dem Bett; ihre Finger begannen in müßiger Unruhe, die starke Folie des Alutabletts in Streifen zu reißen, während sie die Leuchtstofflampe über der Tür anstarrte.
    Sie stand auf, trat unter die Lampe. Eine einzelne Neonröhre, die mit Wechselstrom betrieben wurde. All diese Elektrizität, die hier herumraste, ohne ein Ziel zu erreichen. Sie ist hier wie ich gefangen , war Andreas erster Gedanke.
    Dann sah sie auf den Folienstreifen in ihrer Hand hinab und hatte eine andere Idee.
     
    Dreiundsechzig gottverdammte Jahre alt, dachte Will Garrison, aber bei diesem Außeneinsatz in der Form meines Lebens. Seinen Toyota Land Cruiser stellte er im Dorf hinter der kleinen Bar ab, deren Terrasse mit von der Sonne verfärbtem Plexiglas überdacht war. Mit der Trinkerei hatte er vor zehn Jahren aufgehört … Teufel, er war heutzutage vermutlich besser in Form als damals. Dann machte er sich an den Aufstieg.
    Auf dem Flug nach Dominica hatte er NSA-Satellitenbilder der Insel studiert, die so stark vergrößert waren, dass einzelne Palmwedel und die Warnleuchten an den AT&T-Antennenmasten zu erkennen waren. Aus der Vogelschau war die Privex-Einrichtung gut zu identifizieren. Dicke schwarze Kabel führten zu einem kleinen bunkerähnlichen Gebäude, das dicht mit silbrigen Satellitenschüsseln besetzt war.
    Verdammt auch, wenn Castor nicht echt Mumm hatte! Den musste Garrison dem Hundesohn zugestehen, während er beobachtete, wie der andere das Dach des Gebäudes erstieg. Castor würde ein Osterei von Fabergé mit einer gottverdammten
Brechstange knacken. Erstaunlich. Wieso sind wir darauf nicht selbst gekommen?
    Garrison blieb hinter einer Ansammlung von karibischen Begonien, deren Riesenblätter mit glänzenden Tropfen Abendtau besetzt waren, in guter Deckung. Hier brauchte er nur zu warten. Er hatte vorsichtshalber etwas Motrin eingenommen, aber bisher spürte er seine Knie nicht einmal. Belknap war in dem kleinen Gebäude. Er würde es bald wieder verlassen – aber nicht sehr weit kommen. Wenn Todd Belknap glaubte, Erfolg gehabt zu haben, wenn er sich einbildete, in Sicherheit zu sein, weil niemand wusste, dass er hier war, wenn seine Wachsamkeit nachließ … genau das war der Augenblick, in dem er den Spürhund abknallen würde.
    Jetzt streckte er sich mit dem Scharfschützengewehr Barrett M98 an der Schulter aus. Das mit einem schwarz-grün gefleckten Anstrich getarnte Gewehr trug einen aufgeschraubten Schalldämpfer und war mit unterschallschneller Munition geladen; die Kombination dieser beiden Faktoren bedeutete, dass es aus Entfernungen über hundert Metern unhörbar sein würde. Als junger Agent hatte Garrison mehrmals Schießwettbewerbe gewonnen. Wahres Talent bewies man jedoch, indem man eine Stellung fand, die keine besonderen Fähigkeiten erforderte  – und das hatte er getan. Von hier aus hätte ein Zehnjähriger treffen können.
    War Belknap erledigt, würde Garrison sich vielleicht einen zusätzlichen Tag freinehmen, um die Naturschönheiten der Insel zu genießen. Der Kochende See sollte wirklich sehenswert sein.
    Er sah auf seine Armbanduhr, spähte durchs Zielfernrohr und richtete sich auf wachsames Warten ein.
    Lange würde es nicht mehr dauern.
     
    Belknap kämpfte darum, seine Panikreaktion zu unterdrücken, atmete stoßartig ganz aus, umklammerte den Rand, an dem das
Lüftungsgitter gesessen hatte, und zog sich aus der Röhre. Sein Kopf und sein Körper rutschten in schmerzhaft verkrampfter Haltung heraus, und er blieb nach Atem ringend auf dem Betonboden liegen.
    Er war drin.
    Während das infernalische Piepsen laut und lauter wurde, rappelte er sich auf und sah sich in dem Halbdunkel um, das durch Hunderte von grünlichen LED-Anzeigen erhellt wurde. Fünfzehn Sekunden bis zur automatischen Löschung aller Daten . Er hastete zu einem hohen Metallkasten hinüber, der an einen riesigen Gefrierschrank von Sub Zero erinnerte – das Piepsen kam von dort –, und fand dahinter ein dickes Stromkabel. Es war dick wie eine Schlange und ließ sich nur mit erheblichem Kraftaufwand aus der Steckdose ziehen.
    Nach kurzer Pause ging das Piepsen weiter.
    Jesus! Eine Notstromversorgung über Akkus, die bestimmt mehr als genug Energie für das Programm zur automatischen Löschung aller Daten lieferten.
    Wie viele Sekunden blieben ihm noch? Sechs? Fünf?
    Er verfolgte das andere Ende des Stromkabels bis zu einem flachen Kasten von der Größe eines Stahlbarrens an der Rückwand des riesigen Servers. Das

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