Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
voraus hinein, überwand die erste Krümmung und schob sich mit Händen und Füßen wie eine Echse weiter. Nach einigen Metern fiel ihm auf, wie totenstill und stockfinster es in der Röhre war. Das einzige Geräusch waren seine eigenen Atemzüge, die in der Metallröhre unnatürlich laut klangen. Er schlängelte sich durch den pechschwarzen Tunnel weiter, zog sich mit den Händen Stück für Stück vorwärts und schaffte die nächste Krümmung nur mit schmerzhafter Anstrengung. Seine Atemgeräusche wurden fast unheimlich verstärkt. Dann fand er sich unter starkem Blutandrang plötzlich kopfüber in der Röhre stecken, die abrupt einige Meter steil abwärts führte.
    Und dabei unerwartet enger wurde. Belknaps ausgestreckte Hände versuchten, halt zu finden, rutschten jedoch von der glatten, fast fettigen Oberfläche ab. Offenbar hatte das im Gebäude verlegte Lüftungsrohr einen etwas geringeren Durchmesser. Er atmete ein und stellte fest, dass seine Brust sich in der engeren Röhre nicht ganz ausdehnen konnte. Nur flaches Atmen war noch möglich. Belknap kämpfte gegen einsetzende Platzangst an. Er bewegte sich ein Stück weiter – jetzt senkrecht nach unten. Statt seinen Fall mühsam abbremsen zu müssen, womit er gerechnet
hatte, steckte er beinahe in dieser Röhre fest. Er kämpfte, um überhaupt in Bewegung zu bleiben. Sein Handy, das er in der Hemdtasche trug, drückte schmerzhaft gegen seine Rippen. Er zog es mühsam heraus, und es entglitt ihm und zerschellte auf irgendeiner unsichtbaren Oberfläche unter ihm.
    Würde es den Bewegungsmelder auslösen? Anscheinend nicht; es war zu klein. Sein Problem dagegen war, dass er zu groß war. Er saß praktisch fest, war hier gefangen.
    Gefangen.
    Panik war etwas, das Belknap sich auf keinen Fall leisten durfte. Er machte sich klar, dass er nicht weiter als drei bis dreieinhalb Meter vom unteren Ende des Lüftungsrohrs entfernt sein konnte. Sein Verstand begann auf Hochtouren zu arbeiten. Sachs war ein weltfremder Amateur, der keinerlei praktisches Geschick besaß. Steckte Belknap hier fest, würde Sachs nicht wissen, wie er ihn aus seiner misslichen Lage befreien sollte. Er würde die ganze Nacht hier ausharren müssen. Und wer konnte sagen, was ihm bevorstand, wenn die Privex-Sicherheitsleute ihn entdeckten?
    Alles war seine verdammte eigene Schuld. Dieses Unternehmen war tollkühn gewesen; Verzweiflung hatte über nüchterne Überlegung gesiegt. Er hatte einen Aktionsplan ausgearbeitet, ohne die sonst üblichen Sicherungen einzubauen. Er hatte sich auf dieses Unternehmen eingelassen, ohne einen Plan B zu haben. Unglaublicher Leichtsinn!
    Seine Angst hatte einen Schweißausbruch ausgelöst, und er ahnte, dass sein schweißnasser Körper leichter vorankommen würde. Eine billige Ironie des Schicksals. Er atmete ganz aus, um seinen Brustumfang zu vermindern, und schlängelte sich mit mühsamen kleinen Bewegungen weiter. Dann holte er keuchend Luft … und fühlte wieder die Rohrwandung, die gegen seine Brust drückte. Würde er irgendwie zurückkriechen können, falls das Rohr noch enger wurde? Er fühlte sich eingesperrt, lebendig begraben.
    Hundert andere Zugangsrouten schwirrten durch seinen mit Wolken aus Bedauern umnebelten Kopf. Er rang jetzt keuchend nach Luft; sein Atem kam pfeifend, weil Stresshormone die Lungenbläschen verkleinerten. Als kleiner Junge hatte er manchmal unter Asthmaanfällen gelitten, die er nie vergessen konnte: Man hatte das Gefühl, nach einem Hundertmeterlauf dazu gezwungen zu werden, durch einen Strohhalm zu atmen. Es gab Luft, aber nicht genug, und irgendwie war dieser Mangel schlimmer, als wenn es gar keine gegeben hätte. So hatte er sich seit Jahrzehnten nicht mehr gefühlt, aber jetzt war’s wieder so weit.
    Verdammt noch mal!
    Er schlängelte sich einen Meter weiter: schweißnass, sein Puls hämmerte in den Ohren, der Druck in seiner Brust wuchs. Hübsch eng und gemütlich . Und dann berührte seine ausgestreckte Hand etwas, das teilweise durchlässig war. Das Lüftungsgitter am anderen Ende. Belknap drückte dagegen und fühlte es leicht nachgeben. Nur ganz leicht, aber doch genug, um ihn zu ermutigen. Er schlug mit dem Handballen dagegen … und hörte es scheppernd auf den Fußboden knallen.
    Eine Sekunde später war ein schrilles, durchdringend lautes Piepsen zu hören.
    Jesus! Der Bewegungsmelder hatte schon angesprochen, während er noch in dieser verdammten Röhre steckte, in der er bei jeder Schlängelbewegung neue

Weitere Kostenlose Bücher